Ein Bündnis von Vereinen und Verbänden der Straffälligenhilfe möchte am jährlichen “Aktionstag Gefängnis” in elf Thesen den Justizvollzug unter die Lupe nehmen. In einem zusätzlichen Beitrag wird auf das aktuelle Thema “Corona und Inhaftierung” eingegangen. Pandemiebedingt sind es vorwiegend virtuelle Veranstaltungen. In jeder Aktion soll eine der Thesen diskutiert werden. Noch bis zum 11. November ruft das “Bündnis Aktionstage Gefängnis” zur Teilnahme an einer zahlreichen Aktionen auf, die bundesweit organisiert werden.
Hintergrund der Aktionstage bundesweit ist, dass das Gefängnis als Teil der Gesellschaft zur Sprache kommt. Soziale Probleme, die sich in einer Gesellschaft zeigen, finden sich in verschärfter Form in ihren Haftanstalten wieder: Fast jeder Dritte leidet unter einer Abhängigkeitserkrankung, seelisches Leid grassiert, Familien zerbrechen. Mit den ‘Aktionstagen Gefängnis’ möchte ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis auf die Lebenslagen von Gefangenen aufmerksam machen und so für Verständnis werben.
Noch bis zum 11. November ruft das ‘Bündnis Aktionstage Gefängnis’ zur Teilnahme an einer zahlreichen Aktionen auf, die bundesweit organisiert werden. Ziel ist eine Sensibilisierung der Bevölkerung für die Belange der Gefangenen und ihrer Familien – speziell Kinder leiden sehr unter dem Eingesperrt-Sein eines Elternteils. In den Vordergrund sollen hierbei oft wenig hinterfragte Aspekte rücken, wie z.B. die Frage nach Sinn und Ziel der Gefängnisstrafe. Auch die gesundheitlichen Gefahren, die sich durch die Inhaftierung ergeben, bleiben oft unbeleuchtet. In Corona-Zeiten ist der Besuch im Gefängnis nur mit Trennscheibe möglich. Was ist, wenn Corona sich in der Enge eines Gefängnisses ausbreitet?
Das Bündnis ‘Aktionstage Gefängnis‘ besteht aus ca. 25 Vereinen und Verbänden, die sich für die Belange von Gefangenen einsetzen. Beispielsweise die Evangelische Konferenz für Gefängnisseelsorge in Deutschland, die Katholische Arbeitsgemeinschaft Straffälligenhilfe (KAGS), der Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SKF, SKM), die Deutsche Aids Hilfe oder die bundesweite Gefangenengewerkschaft (GG/BO). Neben regionalen Vereinen wie der Freien Hilfe Berlin beteiligen sich mit dem Deutschen Caritasverband, der Diakonie, dem AWO Bundesverband und dem Paritätischen Gesamtverband auch vier der großen Wohlfahrtsverbände an den Aktionen.
11 zugespitzte und gängige Thesen zu “Gefängnis”
- Gefängnisse hat es schon immer gegeben.
- Flüchtlinge sind Kriminelle.
- Gefängnisse sind abschreckend.
- Im Gefängnis werden die Inhaftierte auf ein Leben in Freiheit ohne Straftaten vorbereitet.
- Zwangsarbeit in Deutschland? Aber sicher.
- Haft macht süchtig.
- Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung. Außer Deine Eltern sind in Haft.
- Jede 10. Haftanstalt könnte sofort geschlossen werden.
- Reiche begehen weniger Straftaten als Arme.
- Nach der Entlassung ist die Strafe abgesessen und man bekommt eine neue Chance.
- Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Außer Du bist arm.