SeelsorgerInnen im Gefängnis und “draußen” kennen das Problem, wenn man keinen Organisten für die Musikbegleitung hat. Ein Gottesdienst ohne Musik, ist nur halb so schön. Ein Gottesdienst, der nur aus Worten besteht, kann monoton wirken. Ein Gottesdienst, der nur aus Musikstücken besteht, kann überreizend wirken. „Die goldene Mitte finden“ ist das Zauberwort und diese findet man auf dem YouTube-Kanal von Darko Pleli aus Wien. Diesen kann man nur empfehlen.
Ich habe den YouTube-Kanal in der Corona-Pandemie entdeckt. Wenn man ein Stück „Liturgie“ erleben will, dann war man in dieser Zeit auf digitale Quellen angewiesen. Da ich selbst kein Instrument spiele, fing ich an bei YouTube nach instrumentalen Kirchenliedern zu suchen. Eines Tages bin ich auf die Version des Liedes „Möge die Straße uns zusammenführen“ von Darko Pleli gestoßen und war von der Aufmachung des Videos begeistert. Die instrumentale Piano-Version gefiel mir sehr gut: Super gespielt, schönes Tempo und sehr saubere Aufnahme. Meine „Worte des Lobes“ sind nicht so professionell, wie Darko Pleli spielt. Mit meinen Worten sage ich es so: Er spielt einfach „erste Sahne“ Wenn man die eingeblendeten „Songtexte“ des Kirchenliedes sieht, da denkt man an „Kirchen-Karaoke“. Ich wurde neugierig und schaute genauer auf diesen YouTube-Kanal. Neben Klassik finden sich dort Lieder aus dem nichtkirchlichen Bereich.
Mich persönlich hat sein Kanal sehr angesprochen, da mir eine Vielzahl der gespielten Musikstücke an die Zeit in der Gesangsgruppe „Liturgiekreis und Schola“ erinnerten. In der Gruppe wurde mit Freude, Emotion und Hingabe gesungen. Die Schola probt 2 x im Monat zusammen und singt in jedem Gottesdienst in der nordrhein-westfälischen JVA Werl. Der Gefängnisseelsorger Theo Halekotte am Klavier und an der Orgel sorgt für eine melodische Harmonie. Sein Kollege Ryszard Krolikowski gibt mit seiner „kräftiger Gesangsstimme“ den Ton an. Wenn man eine Melodie an einem Ort und in einem Lebensabschnitt kennenlernt, dann verbindet man diese Melodie mit etwas. Vielleicht werden Sie mir zustimmen: Wenn man die Melodie hört, dann verbindet man Lieder mit dem Ort und den Menschen, an denen man sie gehört oder selbst gesungen hat. So war es bei den Stücken von Darko Pleli. Beim Hören war ich gedanklich bei den Inhaftierten in der JVA Werl.
Der YouTube Kanal von Darko Pleli als Karaoke für Kirchenlieder.
In der JVA spielen ohne davon zu wissen
Seitdem ich den Kanal von Darko Pleli entdeckt habe, spielte ich mit dem Gedanken seine Instrumentale in einem JVA Gottesdienst zu verwenden. Jedoch hatte ich immer das Glück, dass der Organist der JVA Dortmund sich Zeit nahm, die Gottesdienste musikalisch zu begleiten. Jedoch hat jeder fleißige Arbeiter auch ein Recht auf Ruhe und Erholung. Da ich einmal keinen Organisten organisieren konnte, musste ich kreativ werden, um den Gottesdienst musikalisch zu gestalten.
So entschied ich mich die instrumentalen Stücke von Darko Pleli im Gottesdienst zu nutzen. Am selbigen Tag schrieb ich Pleli eine E-Mail und „beichtete“ ihm, dass ich seine gespielten Stücke für einen Gottesdienst in der JVA Dortmund nutze. Dennoch benannte ich im gleichen Atemzug, dass mich seine gespielten Lieder an die Gesangsgruppe und meine Zeit in der JVA Werl erinnerten.
Männer im Knast singen mit Inbrunst
Obwohl Pleli eine Vielzahl der Werler Lieder gespielt hat, fehlten mir zwei meiner Lieblingslieder von der Schola. Die Lieder sind „Unfriede herrscht auf der Erde“ und „Schwarze Madonna“. Dies schrieb ich Pleli und er schreib mir zurück, dass er die Lieder spielen und aufnehmen werde. Ich war überrascht, dass ich nach kürzester Zeit die Lieder in seinem YouTube Kanal fand. Durch die Orgel schmetterte er die sanfte Melodie und die Männer sangen: „Friede soll mit Euch sein. Friede für alle Zeit. Nicht so wie ihn die Welt ihn gibt: Gott selber wird es sein!” Ich war überwältigt, diese Version des Liedes in diesem Format zu sehen und zu hören. Mein zweites Lieblingslied der Schola ist die „Schwarze Madonna“. Dieses Marienlied wird immer im Oktober in der JVA Werl gesungen. Es war eines der ersten Lieder, die einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen habe, als ich 2017 der Schola zum ersten Mal begegnet bin. Ich kann nicht beschreiben, wieso dieses Lied von den inhaftierten Männern mit großer Freude gesungen wird. Sie singen es mit Inbrunst.
Mag. Darko Pleli
Stiftsorganist der Benediktinerabtei
“Unserer Lieben Frau zu den Schotten”
Freyung 6 A, 1010 Wien
organist(at)chottenstift.at
Ich danke Darko Pleli für die „musikalischen Denkmale“, die er spielend gebaut hat. Denn dank dieser Lieder werde ich eine musikalische Erinnerung an die Schola der JVA Werl haben. Ich kann nur empfehlen sich diesen Kanal einmal anzuschauen und die Lieder anzuhören!
Alexander Glinka, JVA Werl
1 Rückmeldung
Ich teile Ihre Begeisterung für die wunderbaren Piano- und Orgelstücke von Darko Pleli.
Traurigerweise spielt Darko Pleli keine Orgel mehr, in seinem youtubekanal finden sich jetzt Touren mit seinem Sportwagen.
Ich habe Tränen geweint um ihn, es ist so schade. Ich mochte ihn auch menschlich sehr. Auch für mich hat er in einer schlimmen Lebensphase schöne Stücke gespielt, dir ich mir gewünscht hatte