„Ein top Typ“, sagt ein Inhaftierter zum neuen Gefängnisseelsorger

8. April 2024

Gut ein Dutzend BesucherInnen stehen vor der JVA Vechta und warten auf Einlass. Angehörige von Inhaftierten, die ebenfalls warten, fragen, ob es eine Trauung in der JVA gäbe. Grund ist aber die Einführung des neuen evangelischen Gefängnisseelsorgers Stefan Föste. Er tritt die Nachfolge von Dirk Range an, der vor gut einem Jahr in Pension ging. Noch ein Bild für die Presse vor dem Tor und schon geht die erste Besuchergruppe durch den Hof in die 1904 gebaute Anstaltskirche.

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Das Eröffnungslied des Gottesdienstes hat es in sich: „Tut mir auf die schöne Pforte, führt in Gottes Haus mich ein; ach wie wird an diesem Orte meine Seele fröhlich sein“, so lautet die erste Strophe. Die Kreispfarrerin Martina Wittkowski von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg verliest erst einmal die Ernennungsurkunde für den neuen Knastpfarrer. Er ist in Gladbeck geboren und studierte evangelische Theologie in Wuppertal/Bethel und in Bochum. Vikar war er im Kirchenkreis Minden in der St.-Marien-Gemeinde und am Herder-Gymnasium, als Pfarrer und Seelsorger war er danach im Kirchenkreis Vlotho in Westfalen tätig. Seine Ordination erfolgte im Juni 2015. Danach verschlug es ihn in die Evangelische Landeskirche Oldenburg in die Gemeinde Ofenerdiek.

Im Knast gelandet

„Jetzt ist er im Knast gelandet“, so ähnlich drückt sich die Pastorin Julia Neuschwander aus, als sie ihn in ihrer Predigt willkommen heißt. Sie geht auf das Türportal seiner Schule ein, in dem ein großer Adler Kinder schützt. „Hier bist Du bis zum Abitur hindurchgegangen“, sagt die Pastorin. Stefan Föste geht näher darauf ein: „Das Portal hat vor seiner Renovierung kaum jemand beachtet“, sagt der gebürtige Gladbecker. Es sei für ihn ein Symbol für das Behütetsein. „Jetzt gehe ich durch andere Türen mit Schlüsseln, für die ich eine große Verantwortung habe“, sagt der junge Vater und Seelsorger. Der Anstaltsleiter der JVA Vechta, Regierungsdirektor Dr. Manfred Krohn, führt aus, dass die Gefangenen nicht freiwillig inhaftiert sind und dass das Anfangslied viele an diesem Ort nicht fröhlich stimmt. „Doch umso wichtiger ist es, dass es an diesem Ort zwei Gefängnisseelsorger der beiden Konfessionen gibt, die die jungen Gefangenen nicht ´betüdeln´, aber ihnen vertrauensvoll mit ihrer Schweigepflicht zur Seite stehen,“ betont der Anstaltsleiter. Die Justizvollzugsanstalt für Jungtäter in Vechta mit 290 Gefangenen und 210 JustizbeamtInnen ist ein anderes Arbeitsgebiet als die Kirchengemeinde.

„Mit dem kann man reden“

Zwei Inhaftierte der Sozialtherapeutischen Abteilung (SoThA) gehen an das Mikrofon. Abwechselnd finden sie Worte, die den neuen Gefängnisseelsorger gut tun. „Ein top Typ ist der“ sagt schließlich ein dritter Gefangener vorne am Mikrofon. „Mit dem kann man echt gut reden“, führt er aus. Das kann der Bedienstete, Herr Südkamp, in gleicher Weise sagen, als er ans Mikrofon tritt: „Sie sind als Gefängnisseelsorger auch für die Bediensteten da. Sie leisten ´Himmels-Networking´ für alle, die im Gefängnis arbeiten“, sagt der Bedienstete in Uniform. Gefängnisseelsorge-Kollegen beider Konfessionen aus den JVA´en Meppen, Lingen, Oldenburg und Herford sowie der muslimische Seelsorger der JVA Vechta schmunzeln. Sie kennen den Dienst hinter den Mauern gut. Um Kraft zu schöpfen erhält der neue Gefängnisseelsorger ein Porzellantasse und eine Flasche Cola seitens seines Kollegen aus der Regionalgruppe. „Gemeinsam reden geht beim Käffchen“, so leitet der 40-jährige Föste zum Kaffee und dem Kuchen aus der JVA der Frauen in Vechta über. In dieser Zeit sehen die BesucherInnen die zwei neu renovierten Seelsorgebüros der Gefängnisseelsorger Stefan Föste und Jens König-Upmeyer. „Die Maler haben sich etwas besonderes einfallen lassen. An einigen Stellen ist der Putz offen gelassen und das Mauergestein ist sichtbar“, erzählt der Anstaltsleiter. „Vielleicht ist dies ein Symbol für die Gefängnisseelsorger, dass deren Dienst unabhängiger und offener ist“, meint Dr. Krohn.

Michael King | Fotos: Manfred Middelbeck

 

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