In Gefängnissen breiten sich Viren besonders leicht aus. Doch Behörden veröffentlichen kaum Zahlen über COVID-19-Infekte, Todesfälle oder Impfungen in Europas Gefängnissen. Die Deutsche Welle hat Daten aus 32 Ländern analysiert. Vangelis Stathopoulos beispielsweise ist einer von mehr als einer halben Million Menschen in Europa, die die COVID-19-Pandemie in Haft erleben. Er sitzt im Larissa-Gefängnis in Griechenland. Und das ist, wie so viele andere Gefängnisse auch, ein idealer Nährboden für Viren: überfüllt, mit beengten Wohnverhältnissen und oft schlechten hygienischen Bedingungen.
“Als ich im vergangenen Dezember an COVID erkrankte, war etwa die Hälfte der Gefangenen hier gleichzeitig krank”, sagt Stathopoulos. “Wir wurden auf einer Station mit 60 Personen untergebracht, auf einer Fläche von etwa 110 Quadratmetern. Es war reine Glückssache, ob man schwer oder nur leicht erkrankt ist.” Im Verlauf der Pandemie hat die Öffentlichkeit sich an sorgfältig aktualisierte Corona-Dashboards gewöhnt, mit besonderer Aufmerksamkeit auf Einrichtungen wie Pflegeheime, die für Ausbrüche besonders anfällig sind. Dennoch gibt es kaum öffentliche Informationen über die Verbreitung des Coronavirus in Haftanstalten.
Gemeinsam mit elf Redaktionen des European Data Journalism Network hat die DW Daten aus 32 Ländern gesammelt, aus denen hervorgeht, wie viele Fälle und Todesfälle in Gefängnissen gemeldet wurden, wie die Impfquoten sich entwickeln, und welche Maßnahmen zur Eindämmung des Virus getroffen wurden. “Viele Gefängnisse sind überfüllt, Abstand halten ist unmöglich”, sagt Filipa Alves da Costa, Beraterin für das “Health in Prisons Programme” der Weltgesundheitsorganisation WHO. “Kommt das Virus also einmal hinein, kann es sich viel leichter ausbreiten.” Weiterlesen…
Ausbrüche in Gefängnissen betreffen nicht nur Menschen, die dort leben oder arbeiten, sondern auch die umliegende Gesellschaft. "Das sind keine völlig geschlossenen Räume", sagt da Costa. "Jeden Tag gehen Menschen ein und aus. Nicht nur das Personal, sondern auch Dienstleister, Anwälte und die Gefangenen selbst. Wenn man also Gefängnisse nicht schützt, schützt man auch den Rest der Gesellschaft nicht."