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Gefängnisseelsorge kann und will nicht ins Homeoffice

22. Mai 2020

Manfred Heitz und seine evangelische Kollegin arbeiteten auch in Corona-Zeiten weiter als GefängnisseelsorgerIn vor Ort in der JVA Frankenthal. Dort ist eigentlich sonntags die Anstaltskirche immer voll. Nun feiern sie im Kapellraum im kleinen Kreis Gottesdienst. Zu Corona-Zeiten ist einiges anders bei der täglichen Arbeit. Doch ins Homeoffice zu gehen ist keine Alternative. Vielmehr gibt es neue Ideen, den Kontakt, das Gespräch und das gemeinsame Feiern nicht abzubrechen.

Die Gefängnispforte und die Büros von Pastoralreferent Manfred Heitz und Pfarrerin Dorothea Niederberger sind zehn schwere Türen entfernt, und für sechs von ihnen braucht man einen Schlüssel. Wert legen die Pfarrerin und der Pastoralreferent darauf, dass sie nicht Gefangenenseelsorger sind, sondern Gefängnisseelsorger. Das heißt, genau wie die Inhaftierten können auch die Bediensteten mit ihren privaten, finanziellen oder beruflichen Sorgen zu ihnen kommen. Schließlich sind sie mitunter auch mit Extremsituationen wie dem Suizid eines Gefangenen konfrontiert. Umgekehrt ist es auch die Aufgabe der Kirchenleute, Inhaftierten Todesnachrichten von Angehörigen zu überbringen. Niederberger arbeitet seit dreizehn Jahren in der JVA, Heitz seit acht Jahren.

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Als GefängnisseelsorgerIn der beiden Kirchen sind sie an ihre absolute Schweigepflicht gebunden. Es ist das sogenannte Beichtgeheimnis. Vor Gericht haben Gefängnisseelsorgende als Geistliche das Zeugnisverweigerungsrecht. Deshalb sind sie für die Inhaftierten oft die Einzigen, denen sie sich anvertrauen. Ein tröstendes Gespräch, ein Buch oder ein Kaffee kann ein Bildschirmkontakt nicht ersetzen. Digitale Möglichkeiten gibt es außer der Kontaktaufnahme mit Angehörigen per Skype-Telefonie für die Gefangenen eh nicht. Gut 400 Gefangene sind in der JVA Frankenthal inhaftiert.

Die JVA Frankenthal hat wie „draußen“ auch, Maßnahmen ergriffen, um die Corona-Pandemie einzudämmen. Es gilt ein striktes Besuchsverbot, Gottesdienste dürfen nur in kleinen Gruppen gefeiert werden und eine Plexiglasscheibe trennt Gefängnisseelsorger und Inhaftierte im Gespräch. Das Frühstück mit dem anstaltsinternen Kirchenchor muss entfallen. Doch es gibt neue Ideen und Initiativen. Die Gefängnisseelsorge kann und will nicht in das Homeoffice. Das persönliche Gespräch ist besonders hinter Gittern wichtig. Es werden ebenso Videosequenzen in den anstaltseigenen Fernsehkanal von der Gefängnisseelsorge eingespielt.

Die Gefangenen dürfen sich weiter zusammen aufhalten und Hofgänge machen. Die Erlaubnis zum Hofgang in Gruppen sei eine der wenigen Regeln, bei denen den Inhaftierten im Gefängnis mehr erlaubt sei als den Menschen außerhalb, sagt die Leiterin der JVA Frankenthal, Gundi Bäßler.

 

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