Im Gesprächskreis der JVA Frankenthal entstand die Idee zur Gestaltung der Osterkerze zum Heiligen Jahr mit dem Titel „Pilger der Hoffnung“. Im Ostergottesdienst konnte jeder Gefangene als Fürbitte seinen „Hoffnungspunkt“ in einen schwarzen Kreuzumriss an der Kerze kleben. Jeder trägt seine eigene Hoffnung und Kreativität in sich.
Die Punkte haben unterschiedliche Farben und jeder Punkt ist anders geformt. Beim Aufdrücken des Punktes hinterlässt jeder sein Fingerabdruck. Daher ist jeder der Punkte individuell. In der Summe entstand daraus ein bunt gefülltes Kreuz als ein Hoffnungszeichen. Die Kerze brennt in jedem Gottesdienst neben dem Altar, um die Hoffnung sichtbar zu machen. Auf den Rohling wird der schwarzen Umriss eines Kreuzes gezeichnet und zahlreiche farbige Wachskügelchen geformt. In den Ostergottesdiensten werden zu den Fürbitten die Gefangenen eingeladen, ein Wachskügelchen in das Kreuz zu kleben. So entsteht eine bunte Hoffnungskerze.
Intuitives Schreiben
Bei einem Gruppentreffen haben sich Gefangene im Gesprächskreis auf ein „intuitives Schreiben“ eingelassen. In fünf Minuten notieren die Gefangenen Stichworte, was ihm zum Thema „Hoffnung“ einfällt. Diese sind gesammelt und mittels einer App zu einer Wort-Wolke verarbeitet worden. Je häufiger ein Wort aufgeschrieben wurde, um so größer erscheint es in der Wolke. Füreinander da sein, Zuversicht und Willkommen ragen aus der Wort-Wolke heraus. Anfang Februar war Bischof Karl-Heinz Wiesemann vom Bistum Speyer in der Anstalt und zum „Tag der Gefangenen“ im Dezember kommt Weihbischof Otto Georgens. Sie feiern mit den Inhaftierten Gottesdienst. Manchmal entwickelt sich unverhofft eine nicht vorhersehbare Dynamik. So kommt die Idee auf, eigene Gebetstexte zu schreiben. Das Tagesgebet und die Fürbitten sind auf diesem Weg entstanden.
Hoffnung für die Gefangenen
Die Gruppenmitglieder erfahren, dass es ein Buch mit Hoffnungszeichen aus deutschen Gefängnissen geben soll, dass dem Papst zum Ende des Jahres übergeben werden soll. Ein Gefangener hat dazu ein Plakat gestaltet. Die inhaftierten Menschen haben sich mit der Frage beschäftigt, was Hoffnung für sie bedeutet. Im Austausch stellt sich heraus, dass Hoffnung etwas sehr Individuelles ist und man nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen kann. Mancher trägt die Hoffnung, in Zukunft straffrei zu leben, andere hoffen darauf, nach der Haft wieder in Arbeit zu kommen. „Hoffentlich nimmt mich meine Familie wieder auf und kann mir verzeihen.
Ich will nicht länger das schwarze Schaf sein“, sagt ein Inhaftierter. „Der Glaube daran, dass Gott mir verzeiht, lässt mich hoffen“ ist ein anderes Statement. Die Gruppe stellt fest: Hoffnung und Sehnsucht sind sich sehr ähnlich und vermischen sich. Sehnsucht nach Frieden, Sehnsucht geliebt zu werden, angenommen zu sein – auch das sind Hoffnungen. So bleibt der jeweilige individuelle Hoffnungswunsch erkennbar, wenn in jedem Gottesdienst die Osterkerze brennt. „Bei aller Verzweiflung, die mir in vielen Gesprächen mit Gefangenen begegnet,“ so Gefängnisseelsorger Manfred Heitz, „haben wir in der Kapelle das Zeichen dafür, dass es immer auch Hoffnung gibt.“ Hoffnung sei eben ein anderes Wort für eine bessere Zukunft.
Manfred Heitz