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Wenn ich nach Hause komme: Gedichte aus dem Gefängnis

26. September 2023

„Ich werde gehen. So einfach ist das.“ Und: „Ich werde nicht nach Hause kommen. So wird es sein, wenn ich nach Hause komme“. Zwei Sätze, die unter die Haut gehen, wenn man die Lebensgeschichte ihres Verfassers kennt – und wenn man weiß, dass sie im „Männerzuchthaus“ Bruchsal geschrieben wurden… Die Sätze stammen vom Heilbronner Autor und ehemaligen Inhaftierten Ernst Siegfried Steffen.

Wenngleich er nur ein schmales Werk hinterlassen hat, nämlich den Gedichtband „Lebenslänglich auf Raten“ aus dem Jahr 1969 und noch 1971 die posthum erschienene „Rattenjagd. Aufzeichnungen aus dem Zuchthaus“. gilt Ernst Steffen zu Recht als einer der renommiertesten deutschen „Gefängnis-Schriftsteller“. Eine Titulierung gegen die er sich selbst freilich vehement wehren würde. Mit der erweiterten Ausgabe seiner Gedichte und einiger Prosastücke ist aufs Neue die bewegende Soziographie eines Schriftstellers aus prekären Verhältnissen zu entdecken – und zu würdigen. Entstanden aus dem bloßen „Schmerz“, wie Hilde Domin treffsicher bemerkte, haben seine Gedichte und seine Prosa nichts von ihrer aufwühlenden gesellschaftskritischen und lyrischen Kraft verloren.

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„Ein Werk von schonungsloser Erkenntnis-Demut angesichts gelebter Widersprüche.

Wer Steffen liest, kommt nicht umhin, den eigenen Lebensentwürfen zu begegnen und nachzuspüren.“

José F. A. Oliver

Herausgeber: Anton Knittel
Wenn ich nach Hause komme
Gedichte und Prosa aus dem Gefängnis
Kröner Edition Klöpfer | 20 Euro

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Vom Anstaltsleiter gefördert

Ernst S. Steffen ist 1936 in Heilbronn geboren und im Jahr 1970 in Karlsruhe verstorben. Er verbrachte fast die Hälfte seines Lebens hinter Mauern und Gittern. Nach einer schweren Misshandlung durch den gewalttätigen Vater zunächst mehr als zwei Jahre in einem Erziehungsheim. Danach geriet er immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Lange Haftstrafen waren die Folge. In der Justizvollzugsanstalt im baden-württembergischen Bruchsal fing er an zu schreiben. Steffen wurde vom damaligen Anstaltsleiter Rolf Zelter gefördert. Zelter leitete nach Bruchsal von 1968 bis 1996 die Jugendstrafanstalt Schwäbisch Hall. Er verfasste Hörspiele, Theaterstücke, das Drehbuch für den ZDF-Spielfilm „Freizeitraum Bau 2“ (1970) sowie den Roman „Ohne Mauern – hinter Gittern“ (1983). Ein idealer Lehrer für den Gefangenen. Aufgrund eines Gnadengesuchs kam Ernst S. Steffen wahrscheinlich auch deshalb zu Weihnachten 1967 frei. Der Herausgeber des neu aufgelegten Gedichtebandes ist Anton Knittel. Er ist 1961 in Meßkirch geboren. Er studierte Germanistik und Theologie in Tübingen und Wien.

Alfred Kröner Verlag, Stuttgart | Titelfoto: Imago, Fußballspiel in der JVA Bruchsal 1974

 

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