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Rap-Songs: Einer der gerne wieder in die JVA kommt…

26. Oktober 2023

Das Rap-Projekt, welches im Juli in der Justizvollzugsanstalt Herford im Jugendvollzug stattfand, ist ein wiederkehrendes Projekt welches durch den 45 Jährigen Berufsmusiker Danny Ohler (alias Danny Fresh) aus Heidelberg angeboten wurde. Dies wurde vom Gefängnisseelsorger Herrn King organisiert. Ein Redakteur der Gefangenenzeitung POPSHOP durfte das Rap-Projekt einen Tag lang begleiten und berichtet wie der Tag ablief. Zudem führte er ebenfalls ein Interview mit Danny Fresh.

Danny im Gespräch mit einem jugendlichen Inhaftierten in der Anstaltskirche der JVA.

Um 9 Uhr ging es an einem Samstag in der Kirche der JVA Herford los. Ich wurde herzlichst eingeladen als „Reporter“ beim Rap-Projekt mitzumachen und freute mich bereits auf die Eindrücke vom Tag. Danny erklärte, was er für den großen Aufnahmetag dabei hatte: zwei Mikrofone, eines davon zum „live“ singen, das andere ein Studiomikrofon für die Tonaufnahmen. Danach folgte eine Vorschau des Beats, den die Gefangenen am Tag zuvor mit Danny komponiert hatten. Der Workshop-Leiter hat bis nachts um 1 Uhr daran gesessen diesen zu verfeinern.
Während im Hintergrund der Beat hörbar lief, sollten die Gefangenen dazu ein paar Texte schreiben. Einige hatten bereits etwas auf der Zelle geschrieben, andere legten sich jetzt erst so richtig ins Zeug.

Ein multikultureller Song

Einige Workshop-Teilnehmer wagten sich an das Live-Mikrofon und sangen einige ihrer Zeilen ein und probierten sich aus. Danny gab bereitwillig Ratschläge und half dem einem oder anderen, bis es zur ersten richtigen Aufnahme kam. Alles war ruhig, bis der erste Part aufgenommen war. Danny zauberte ihn an die richtige Stelle, weitere Parts, sowie die Hook wurden aufgenommen und es zeigte sich bereits jetzt, dass dieser Song nicht nur auf Deutsch gesungen werden wird. Es wurde ein multikultureller Song, der schon alleine durch die Hook ein Ohrwurm zu werden schien. Mittags wurde zusammen gegessen: Das Anstaltsessen typisch samstags: es gab Suppe. Aber immerhin eine Gyros- und nicht wie die anderen im Hafthaus eine Bohnensuppe. Nach der Verdauungszigarette fanden sich alle wieder in der Kirche ein und es wurden die letzten Aufnahmen sowie die Abmischarbeiten seitens Danny durchgeführt. Zum Ende des Tages wurde der Song zusammen gehört – alle jubelten mit, alle sangen mit. Ein letztes Detail: Die Hook wurde zum Abschluss des Songs erneut aufgenommen und alle Teilnehmer sagen diese zusammen. Ein gelungenes Ende: Das wirklich alle Teilnehmer am Song beteiligt waren, gab es selten bei Dannys Workshops.

Interview mit Danny Fresh

Wie bist Du darauf gekommen mit Rap anzufangen? Seit wann machst Du Rap professionell und wie kamst du dazu Workshops anzubieten?

Ungefähr im Jahr 1991 hörte ich im Radio das erste Mal einen Rap-Song, der mich direkt gepackt hat. Danach fing es an, dass ich eigene Texte schrieb bis ich 1993 anfing selber zu rappen und mich für den Weg des Berufsmusikers entschieden habe. Meinen ersten Auftritt hatte ich in einer Kirche. Das Abitur habe ich durchschnittlich abgeschlossen, fand mich jedoch danach perspektivlos wieder. Mit Mini-Jobs habe ich die Zeit überbrückt, bis ich schließlich von 2003 bis 2006 in Mannheim an der Popakademie im Bereich Popmusikdesign mit dem Schwerpunkt „Songwriting“ studiert habe. Für mein Studium brauchte ich ein Abschlussprojekt, welches ich 2013 in der JVA Stuttgart-Stammheim durchgeführt habe.

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Wieso bietest Du die Workshops seitdem weiterhin in Justizvollzugsanstalten an?

In der JVA Stuttgart-Stammheim kam ein Gefangener auf mich zu, der in der Zelle ganze 7 Seiten geschrieben hatte. Auf denen hatte er fast sein ganzes Leben festgehalten, was mich ziemlich berührt hatte. Ab da habe ich begriffen, wie wertvoll es für den Gefangenen ist, wie sehr es ihnen hilft, Texte zu schreiben und diese in Musik zu verpacken. Manchmal löst mein Angebot sogar mehr in Gefangenen aus, als es die Therapieangebote der JVAs können. Daher biete ich diese Workshops nun schon seit über 10 Jahren an. Jedes Jahr bin ich mehr als 30 Tage unterwegs in ganz Deutschland, in den verschiedensten Regionen und JVAs um den Menschen meinen Workshop zu ermöglichen. Auch die gute Zusammenarbeit mit den JVAs und den Organisationen macht Spaß. Vor allem hier in Herford läuft es jedes Mal super ab. Bisher war ich bereits vier Mal hier und freue mich jedes Mal aufs Neue.

Im Namen der POPSHOP noch einmal ein Dankeschön an Danny, welcher diesem Interview und dem Bericht zu seinem Workshop zugestimmt hat. Der fertige Song ist hier abrufbar…

Quelle: J.W. | PopShop, November 2023

 

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