Die Diskussionen über Zuwanderung und Abschiebung sind aufgeheizt. Aber wie geht es wirklich zu in einem so genannten “Abschiebeknast“? Einblicke in den Alltag dort sind normalerweise für Kamerateams tabu. Ausnahmsweise durften SWR-Reporter eine Woche im Abschiebegefängnis in Ingelheim drehen. Das SWR Fernsehen zeigt “7 Tage im Abschiebeknast“.
Die Abschiebegefängnis in Ingelheim, ein Betonklotz mit 15 Meter hohen Mauern: für viele endet hier die Hoffnung auf ein Leben in Deutschland. Im Streit um Zuwanderung wird immer wieder gefordert, rascher und konsequenter Menschen ohne Bleiberecht abzuschieben – und notfalls vorher einzusperren. Welche Geschichten ereignen sich täglich in einer solchen “Gewahrsamseinrichtung für Ausreisepflichtige” (GfA) – wie das Abschiebegefängnis offiziell heißt? Sie möge Deutschland – aber Deutschland möge sie nicht, sagt die Thailänderin in der Rechtsberatung der Diakonie im Ingelheimer Abschiebegefängnis. Sie ist Anfang 40 und hat in einem Massagesalon im Ruhrgebiet gearbeitet. Bei einer Razzia ist sie verhaftet worden. Ihr Visum war schon lange abgelaufen und der Aufforderung zur Ausreise war sie mehrmals nicht nachgekommen. Deshalb ist sie in Haft. Und hat Angst, dass ihre Familie und ihr Sohn zuhause in der Nähe von Bangkok erfahren, dass sie im Rotlicht-Milieu jenes Geld verdient hat, das sie monatlich nach Hause schickte.
Auch der 21-jährige Solyman wird Deutschland in wenigen Tagen zwangsweise verlassen. Der junge Afghane hat drei Jahre in Österreich gelebt; um dort der Abschiebung zu entgehen, wollte er weiter nach Frankreich. Auf dem Weg dorthin hat ihn die deutsche Polizei aufgegriffen und nach Ingelheim gebracht. Nach Afghanistan will er nicht zurück. Dort sei sein Leben in Gefahr, erzählt er. Warum? So richtig mag er das zunächst nicht sagen. Aber dann bricht es doch aus ihm raus. Er habe gesehen, wie ein Mädchen vom eigenen Vater verbrannt worden sei, nur weil sie eine heimliche Beziehung zu einem Jungen hatte, den sie liebte. Er scheint eine ähnlich grausame Strafe zu befürchten. Denn nach einer Sitzung der Dorfältesten habe sein Vater ihm gesagt, er müsse das Land sofort verlassen, sagt er. Sonst drohe ihm der Tod.
Die SWR–Autoren Kai Diezemann und Thomas Niemietz haben einen eindrucksvollen, nachdenklichen Film über Zuwanderung und enttäuschte Hoffnungen gemacht.