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Heilig Abend im Knast: Der Stern ist da, wo Neugeburt sein kann

24. Dezember 2025

Es gibt bestimmt schönere Orte, um Weihnachten zu feiern. Erinnerungen kommen sicher hoch an vergangene Jahre. Außerhalb dieser Mauern. An Weihnachten in Freiheit. In Gedanken und Herzen sind wir bei den Menschen, die wir vermissen, die uns fehlen. Sehnsucht macht sich breit, sie läßt sich nicht unterdrücken. Sich etwas anderes vorzumachen, wäre unwirklich.

 

Keine Frage: Es gibt schönere Orte als die in der Justizvollzugsanstalt. Bestimmt gibt es noch schlechtere Gegebenheiten als in einem warmen Gefängnis. Aber vielleicht gibt es keinen ehrlicheren Ort für eine Heilige Nacht als die im Knast? Schäbiger Stall und schlichte Hütte sind sich sehr nah. Gott wird Mensch in einem kleinen Kind. So verheißt es die Weihnachtsbotschaft – alle Jahre wieder. Ausgerechnet in einem schäbigen Stall oder einer Art Höhle kommt Gott zur Welt. Unter den schlechtesten Bedingungen. Eine All-inclusive-Geburt mit Chefarztbehandlung sieht anders aus.

Ausgerechnet die Hirten!

Gott wird Mensch und wählt keinen Palast, keine Villa, kein exklusives 5 Sterne Hotel. Nur ein kleiner Stern weist den Weg und leuchtet hell. Ausgerechnet in der schlichtesten Hütte wird Gott lebendig und kommt den Menschen nahe. Dazu ausgerechnet die Hirten, diese zwielichtigen, heruntergekommenen, finsteren Gesellen, denen kein ehrenwerter und anständiger Mensch über den Weg traut. Nur schneller als ihr Mundwerk treffen ihre Fäuste. Warum nur werden ausgerechnet diese Rauf- und Saufbolde Zeugen des nächtlichen Wunders: Gott wird Mensch! Nicht als strahlender Held mit Krone und Schwert, sondern in einem wehrlosen Kind? Niemand berührt ein Herz so wie ein Kind es kann. So heißt es zumindest.

Diejenigen, die auf der „Schattenseite“ leben

Vielleicht empfindet dieser Gott in uns Liebe für all die Menschen:

1. die aus dem Raster fallen, 2. die vom Weg abkommen, 3. die auf der Schattenseite leben, 4. die Mühseligen und Beladenen, 5. für die „schweren Jungs“ und straffällig gewordenen Frauen. 6. Für alle, die auf dem Feld unter der Brücke nächtigen müssen.

Wie damals draußen auf dem Feld flüstert im Knast drinnen ein Engel verheißungsvoll seine Botschaft: „Fürchtet euch nicht! Euch ist heute der Heiland geboren. Dieser ist gekommen, um zu heilen! Mit ihm und durch ihn lebt Gottes Liebe mitten unter Uns!“ Nicht nur am Weihnachts- und Lichterfest. Ein Stern-Tattoo weist den Weg zu dem Kind in der Krippe. Es spielt keine Rolle, wer wir sind noch wo, an welchem Ort, wir sind. Bei Gott gibt es kein Drinnen oder Draußen. Es gibt nur diese eine himmlische Botschaft des Engels und sie gilt: „Fürchtet euch nicht! Euch ist heute der Heiland geboren.“ Wo der Stern ist, da ist Neugeburt. Sogar oder ausschließlich in der schlichtesten Hütte. Der Göttlichkeit ist sich nichts zu schade. Hauptsache: Es geht unter die Haut und tief in das Herz. Dort möge Neues geboren werden. Nicht nur heute. Nicht nur an Weihnachten.

Susanne Schart | JVA Gelsenkirchen

 

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