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Gefangene besuchen: Jeder hat eine 2. Chance verdient

22. März 2021

Menschen, die gefangen sind, sind häufig in der Gesellschaft nicht präsent und werden somit schnell übersehen. Einige Menschen sind in ihren Süchten, andere durch psychische oder körperliche Krankheiten gefangen. In der Corona-Pandemie sind wir alle irgendwie eingesperrt – die einen mehr, die anderen weniger. In diesen Bereichen sind die Caritas-Konferenzen vielseitig unterwegs: Sie bleiben mit den Menschen in Kontakt und schenken Ihnen damit einen kleinen Ausbruch aus ihrer „begrenzten Welt“. Dann gibt es die Menschen, die inhaftiert werden, weil sie kriminelle Handlungen vollzogen haben. „Sie sind ja selber schuld.“ oder „Man soll keine Täter zu Opfern machen“, heißt es da.

Ulrich Dargen ist ehrenamtlich für Gefangene da.

Nicht nur der Blick in die Bibel zeigt, dass Menschen dennoch eine zweite Chance verdient haben und dass auch diese Menschen jemanden brauchen, der an sie glaubt. Inhaftierte zu besuchen ist wohl wirklich ein Werk menschlicher Größe und ausgeprägter Barmherzigkeit, weil es voraussetzt, dass man trotz aller Gründe, die dagegensprechen, sich eben trotzdem für diese Menschen engagiert. Es basiert auf der Fähigkeit verzeihen zu können, an das Gute in jedem Menschen zu glauben und eine Umkehr zuzutrauen. Um den Inhaftierten den Rücken zu stärken und Ihnen einen vertrauensvollen Austausch zu ermöglichen, der der Schweigepflicht unterliegt, gibt es in den Justizvollzugsanstalten GefängnisseelsorgerInnen. Aber es gibt auch immer wieder Ehrenamtliche, die einzelne Gefangene betreuen. So hat der Caritasverband Soest im Jahr 2013 einen Aufruf gestartet, nachdem ein Mangel an Ehrenamt in Gefängnissen festgestellt wurde. Gleich 30 Menschen haben sich gemeldet und wurden daraufhin geschult.

Über Zukunft in Freiheit sprechen

Gefangene zu besuchen – es ist ein Tätigkeitsbereich, der manchmal untergeht. Wir möchten dazu ermutigen, noch einmal genau hinzuschauen und diese Menschen nicht zu vergessen. Ulrich Dargen fühlte sich direkt angesprochen. Nach einer intensiven Schulung von mehreren Abenden bekam er einen Gefangenen zugewiesen, den er von nun an besuchen sollte. Mittlerweile hat er schon ein paar Gefängnisinsassen kennengelernt, da auch schon mal jemand verlegt oder entlassen wurde. Vor einem Besuch muss ein Termin ausgemacht werden und Herr Dargen kommt dann 45 Minuten vorher, um das übliche Prozedere zu durchlaufen. Erst wartet er in einem Besucherraum, dann wird er aufgerufen und abgetastet und kann dann in einem zweiten Raum Getränke oder Zigaretten kaufen. Dann wird er in einen Einzelraum geführt, in dem er alleine mit seinem Inhaftierten sprechen kann. In der Regel bringt er ihm eine Flasche Cola und einen Riegel Schokolade mit.

Der Gefangene, für den er aktuell zuständig ist, wird in 2 Jahren entlassen. Schon heute spricht Herr Dargen regelmäßig mit ihm über die Zukunft in Freiheit. Auch dann möchte er ihn unterstützen und mit ihm eine Wohnung und einen Job suchen. „Es ist fast wie eine Freundschaft geworden“, berichtet Ulrich Dargen. Eine Freundschaft im Gefängnis ist viel wert, gibt Halt und Hoffnung. Außer von Herr Dargen bekommt der Strafgefangene keine weiteren Besuche.

Besucherbereich in einer Justizvollzugsanstalt.

Die Beiden schicken sich gegenseitig Karten zum Geburtstag und zu Weihnachten, sie unterhalten sich über die Familie, über ihre Sorgen und die Zukunft. Aber auch die kriminelle Vergangenheit ist bei allen Inhaftierten ein großes Thema. „Am Anfang ist es das dominierende Thema“, meint Ulrich Dargen. Da mache es eben schon einen Unterschied, ob jemand wegen Betruges oder seiner pädophilen Neigungen einsitzt.

Gefangene nicht aus dem Blick verlieren

Alle 3 Monate treffen sich alle Betreuer mit den Beamten aus der Justizvollzugsanstalt. Hier können sie sich austauschen und über Probleme oder Bedenken sprechen. Sie werden auch über Neuerungen im Gefängnis informiert oder bekommen einen neuen Trakt gezeigt. Diese Gemeinschaft weiß Herr Dargen ganz besonders zu schätzen. Ulrich Dargen ist sich sicher, dass auch Inhaftierte Menschen brauchen, die an sie glauben und ihnen zur Seite stehen. „Sonst haben sie einfach keine Chance“, ist er sich sicher. Dann geraten sie nach der Entlassung ganz schnell wieder in die falschen Kreise und die Geschichte wiederholt sich. Diese Menschen nicht aus dem Blick zu verlieren, ist Herrn Dargen ein wichtiges Anliegen. „Bisher hat sich jeder über meinen Besuch gefreut.“ Für Herrn Dargen ist sein Engagement spürbar eine Bereicherung geworden und so kann er nur weiterempfehlen, in diesem Bereich aktiv zu werden.

Caritas-Konferenzen im Erzbistum Paderborn

 

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