Die 72 Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) war ein voller Erfolg. Es wurde geschuftet, überall im Land. Zigtausende Freiwillige machen mit. Zeigen: ja, die Welt kann mehr als Hass und Zerstörung. Das sagen besonders sechs Jungs, die bisher nicht gerade durch soziales Verhalten aufgefallen sind. Sechs Jugendliche, die was angestellt haben. Sie sind deshalb in der baden-württembergischen Jugendarrestanstalt (JAA) Rastatt für ein paar Wochen im Arrest.
Das kann man doch super mit der 72 Stunden Aktion verbinden, dachte sich die Jugendarrestanstalt in Rastatt und hat sich für die Aktion angemeldet. Sechs „Arrestanten“ dürfen dabei sein. Ihre Aufgabe: Graffiti entfernen. Ist das jetzt noch freiwillig oder Zwang? Immerhin kommen sie dabei aus der Arrestanstalt raus. Immer häufiger kommt es zu Verschmutzungen von Wänden, Unterführungen und Bahnhöfen durch Graffitis. Der Stadt kostet es eine Menge Geld, die von vielen als Schmierereien und Sachbeschädigung empfundenen Zeichnungen zu entfernen.
Die sechs Jugendlichen waren an der Reihe das öffentliche Bild wieder zu verschönern und illegale Graffitis zu entfernen. Das Haus des Jugendrechts in Pforzheim stellte sein Anti-Graffiti-Mobil zur Verfügung. Mit diesem wurden zwei Unterführungen, ein Brückengeländer, eine Natursteinmauer und eine WC-Anlage von Graffiti entfernt. Durch den Einsatz hat die Stadt nach eigenen Angaben 30.000 – 50.000 € eingespart. Die Menschen in Rastatt, Passanten und Anwohner, reagierten begeistert auf die Jugendlichen in ihren grünen T-Shirts mit der Aufschrift: „72-Stunden-Aktion. Mich schickt der Himmel“.
“Es gibt keine bessere Form eines sozialen Trainings mit solch großem erzieherischen Nutzen”, sagt Gefängnisseelsorger Michael Drescher von der JVA Karlsruhe. Er hat die Aktion zusammen mit der Sozialarbeiterin Nathalie Hurle mit initiiert. “Die Jugendlichen nehmen etwas von den positiven Reaktionen der Leute sowie das geschärfte Bewusstsein für fremdes Eigentum mit”, so Drescher. Die Jugendlichen bekamen Getränke geschenkt, über die sie sich in der Hitze besonders freuten und manche Anwohner halfen bei der Reinigungsaktion sogar gleich mit. Diese Anerkennung tat den Jugendlichen sichtlich gut. Sie hatten Spaß an der Arbeit im Freien und erlebten, wie sie etwas Sinnvolles tun können.
Der pädagogische Auftrag der JAA sollte sich aber nicht auf die Reinigungsaktion beschränken. Die Jugendlichen sollten erleben, dass ein Unterschied zwischen hässlichen Schmierereien und Street-Art besteht. Mit dem renommierten Graffiti-Künstler Sebastian Bauer erstellten sie für die Anstalt ein eigenes Graffiti mit dem Titel: „Freischaukeln“. Als Erinnerung an die 72-Stunden-Aktion konnte jeder Arrestant noch ein eigenes T-Shirt gestalten. Der Abschluss der Aktion wurde gemeinsam im Hof der Jugendarrestanstalt gefeiert. Als Überraschung öffnete sich das Tor und ein Eiswagen fuhr ein.
Besonders hervorzuheben ist die tatkräftige Unterstützung der Aktion durch den Leiter der JAA Rastatt, Stephan Höll und die Finanzierung durch die Katholische Gefängnisseelsorge und die Bezirksvereine für Soziale Rechtspflege in Karlsruhe und Rastatt. Bürgermeister Raphael Knoth sprach den Jugendlichen und den Verantwortlichen des Projekts seinen ausdrücklichen Dank aus.
Die 72-Stunden-Aktion ist eine Sozialaktion des BDKJ und seiner Verbände. In 72 Stunden sind in Deutschland Projekte umgesetzt worden, die die „Welt ein Stückchen besser machen“. Die Projekte greifen politische und gesellschaftliche Themen auf, sind lebensweltorientiert und geben dem Glauben „Hand und Fuß“. Als teilnehmende Gruppe setzt man sich konkret vor Ort im eigenen Sozialraum ein. Die Teilnehmenden werden dort für und mit anderen tätig, wo sie auch sonst im Alltag unterwegs sind. Seien es Nachbarschaftstreffen, Partnerschaften zu Asylunterkünften oder der Bau von Klettergerüsten: Die Aktionen waren interreligiös, politisch, ökologisch oder international ausgerichtet.