Am 11. Januar 2022 wurde in Zürich notariell der Verlag für Gefängnisseelsorge als GmbH gegründet. Dieses Ereignis hat eine mehrjährige Vorgeschichte. Mitbegründer sind die Gefängnisseelsorger der Justizvollzugsanstalt Pöschwies, Frank Stüfen und Christoph Rottler. Als die beiden im Jahr 2011 das Nachdiplomstudium Gefängnisseelsorge an der Universität Bern abschlossen, bekamen sie einen ersten Eindruck, wie wenig Literatur zu diesem Thema überhaupt vorhanden ist und wie verstreut und versteckt diese publiziert wurde.
Bis ins Jahr 2018 waren es 10 Dissertationen, die in den letzten 40 Jahren erschienen waren, davon zwei römisch-katholische, eine juristische, eine historische und sechs evangelische. Dazu kamen noch zwei Dissertationen, die sich mit den rechtlichen Voraussetzungen zur Gefängnisseelsorge beschäftigten. Man stelle sich vor, was zur selben Zeit für eine Fülle an Büchern zur Krankenhausseelsorge erschien. Dieser Befund der Diplomarbeiten bestätigte sich, als Frank Stüfen seine Doktorarbeit “Freiheit im Vollzug. Heiligungs- und befreiungsorientierte Seelsorge im Gefängnis” 2018 vorlegte. Es gab offenbar fast keine Publikationsmöglichkeiten. Die Zeitschrift AndersOrt war eine große und wertvolle Ausnahme.
Inhaltliche Unabhängigkeit
Christoph Rottler und Frank Stüfen beschlossen deshalb, eine zweite Zeitschrift, die sich durch die stärker akademische Ausrichtung von der Publikation AndersOrt unterscheidet, zu gründen. So wurde im Mai 2018 die Fachzeitschrift “Seelsorge & Strafvollzug. Zur Praxis heutiger Gefängnisseelsorge” ins Leben gerufen. Von Anfang an war es klar, dass die Zeitschrift unabhängig sein müsste. Deshalb wird sie durch Spenden finanziert. Da das nicht ausreicht, investieren die Gründer der Zeitschrift private Mittel in die Publikation. Die Zeitschrift wird unterstützt vom Justizvollzug und von der Kirche mit Know-how und mit Druckkostenzuschüssen, um die gelegentlich ersucht wird. Mit der grundsätzlichen finanziellen Unabhängigkeit geht auch die inhaltliche einher. Da über kontroverse Themen in der Gefängnisseelsorge nachgedacht werden muss, ist Unabhängigkeit zwingend. Aber natürlich ist es genau so wichtig, mit Kirche, Justizvollzug und Verantwortlichen in der Seelsorgeausbildung in gutem Kontakt zu sein.
Das Team
Wenn man eine Publikation mit einer ISBN-Nummer versehen will, muss man einen Verlag angeben. So kam es, dass wir in das Formular einfach “Verlag für Gefängnisseelsorge” eintrugen. Damit existierte der Verlag als Name und als Herausgeber der Zeitschrift. Frank Stüfen machte daraufhin eine Ausbildung zum Verleger beim Schweizerischen Buchhandels- und Verlagsverband. Die GesellschafterInnen des Verlags sind Frank Stüfen (Gefängnisseelsorger und Leiter der Gefängnisseelsorgeausbildung an der Universität Bern), Christoph Rottler (kath. Gefängnisseelsorger und Pastoralassistent an einer Zürcher Pfarrei), Antje Stüfen (ehemalige Gefängnisseelsorgerin, Psychiatrieseelsorgerin) und Hanna Siebert (evangelische Theologin und Lektorin). Das Team des Verlags arbeitet so kostengünstig, wie nur möglich. Frank Stüfen ist für die Gesamtleitung und die Kontakte zu neuen AutorInnen zuständig, Christoph Rottler für die Finanzen, Antje Stüfen für Adressverwaltung und Vertrieb und Hanna Siebert für das Lektorat. Elisabeth Remane macht das Korrektorat und die junge Leipziger Firma “Grafikdesign und Kommunikation Rebekka Martin” layoutet die Publikationen. Als wir gemerkt haben, dass es Texte gibt, die zu umfangreich für die Zeitschrift sind, die wir aber herausgeben möchten, haben wir beschlossen, Bücher zu machen.
Publikationen
Seelsorge & Strafvollzug. Zur Praxis heutiger Gefängnisseelsorge
In Heft 8 der Zeitschrift sind aktuelle Themen versammelt. Martin Faber schreibt über die Frage des Assistierten Suizids in Strafanstalten in Deutschland, Frank Stüfen, Christopher Rottler und der Vorstand des Schweizerischen Vereins für Gefängnisseelsorge äußern sich zur Regelung des Assistierten Suizids in der Justizvollzugsverordnung des Kantons Solothurn, Meins G.S. Coetsier stellt seine Dissertation “Towards a Theology of Prison Ministry“ (Ansatz einer Theologie der Gefängnisseelsorge) vor, Christine Hubka blickt auf zwölf Jahre in Österreichs Gefängnisseelsorge zurück und Anita Kohler/Frank Stüfen präsentieren eine Möglichkeit, wie mit Restorative Justice Methodik in Untersuchungshaft gearbeitet werden kann.
10,00 Euro
Rechtstexte zur Gefängnisseelsorge im deutschsprachigen Raum
In Fortführung des umfassenden Projekts der „Bestimmungen über die Seelsorge in den Justizvollzugsanstalten“ von Peter Rassow vereint diese Sammlung Rechtstexte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die für die evangelische Seelsorge in den Gefängnissen dieser Länder bedeutsam sind. Angereichert mit erläuternden Texten aus den juristischen Kontexten der drei Nationen und einigen ausgewählten Kommentierungen zu Praxisbeispielen, ist die Rechtstexte-Sammlung ein wichtiger Begleiter jedes und jeder Gefängnisseelsorgenden.
Die Rechtstexte beziehen sich auf Regelungen mit den evangelischen Kirchen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dabei sind die Regelungen in der Schweiz für beide Konfessionen gültig. Wir würden gern auch die katholischen Rechtstexte verlegen, aber dafür bedarf es eines eigenen Buches.
24,00 Euro
Restorative Justice – Veränderung durch Versöhnung
Was wäre, wenn wir uns in unserem Umgang mit Straftaten auch um Vergebung und Versöhnung bemühen würden? Was würde sich verändern, wenn heilsames Geschehen statt Bestrafung in den Blick genommen würde? In diesem Buch präsentiert Friedrich Schwenger einen Überblick über die spannende Welt der restaurativen Justiz, die sich an vielen Orten schon verdient gemacht hat. Er nimmt Sie mit auf eine Reise zu den indigenen Wurzeln der Restorative Justice und zeigt, welch großes Potenzial und welch faszinierende neue Perspektiven in ihren Methoden und Überzeugungen stecken
12,00 Euro
Zurzeit planen wir einen Band Predigten hinter Gittern. Dafür benötigen wir Einsendungen. Wir würden uns sehr freuen, wenn auch Predigten von katholischen KollegInnen eingereicht würden. Details erfahren Sie auf der letzten Seite von Heft 8 von “Seelsorge & Strafvollzug” oder Sie schreiben eine E-Mail an den Verlag. Die Bücher sind bestellbar über: verlag-gefaengnisseelsorge(at)bluewin.ch