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Hilfen für Inhaftierte im Norden Ugandas

22. April 2019

Where dignity matters – wo Würde wichtig ist: Mit diesem Slogan setzen sich die MitarbeiterInnen der Nichtregierungsorganisation Advance Afrika für junge Erwachsene und Frauen in Gefängnissen im Norden Ugandas ein. Sie wollen Menschen, die Krieg und Vertreibung erlebt haben und durch Gefängnisaufenthalte ihre Zukunft verloren glauben, wieder Mut und Hoffnung geben. In ihrer Arbeit wird die Organisation mit Sitz in Gulu, Norduganda, durch Irene Mukasa-Erben, eine integrierte Fachkraft des Zivilen Friedensdienstes der AGEH (Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe in Köln) unterstützt.

Gemeinsam arbeiten sie daran, das friedliche Miteinander in den Gemeinden zu fördern – insbesondere für und mit Menschen, die aus dem Gefängnis zurückkehren. Wer in Norduganda im Gefängnis sitzt, hat kaum finanzielle Mittel und Wissen, sich im Gerichtsprozess umfangend zu verteidigen. Häufig sind Verhaftungen das Ergebnis ungelöster Konflikte in der Familie oder mit Nachbarn in den Dörfern. Die langen Kriegsjahre haben Strukturen in der Gesellschaft zerstört und das Elend der Menschen verstärkt, ein positiver Umgang mit Konflikten scheitert häufig. Wer im Gefängnis landet, verliert nicht nur seinen Besitz, sondern häufig auch die Beziehung zu seiner Familie und hat wenige Chancen auf ein gutes Leben nach der Entlassung.

All das ist umso schlimmer für Frauen, die häufig die Hauptversorger für ihre Kinder waren und den Bezug zu ihnen und den Ehemännern fast gänzlich verlieren, ohne die Chance, zurückzukehren. Um diesen Menschen ein Leben in Würde zu ermöglichen, setzt sich Advance Afrika mit der ugandischen Gefängnisbehörde dafür ein, dass sie Fortbildung und Förderung erhalten. Dies geschieht zunächst auf wirtschaftlicher Ebene. Advance Afrika unterstützt gemeinsam mit den SozialarbeiterInnen die Inhaftierten dabei, während der Haftzeit Kleinstprojekte zu planen, die ihnen nach der Entlassung als Einkommensquellen dienen können.

Wie erfolgreich es sein kann, wenn Menschen, die wahrscheinlich alles verloren haben, eigenständig Läden, Verkaufsstände oder Landwirtschaftsprojekte aufbauen, zeigt sich besonders häufig bei Frauen. Sie schöpfen neue Hoffnung, werden produktiv und können selbstständig für ihre Kinder sorgen. Zusätzlich braucht es soziale Unterstützungsangebote. Die Zeit im Gefängnis gräbt tiefe Gräben durch die Beziehungen der Menschen, führt zu Angst und Verbitterung. Da ist es wichtig, nach der Haft Begegnungen und Versöhnung zu fördern.

Auch Konflikte in den Gemeinden lösen

Irene Mukasa-Erben unterstützt Advance Afrika beim Aufbau von Maßnahmen, die an die laufenden Projekte anknüpfen und Strukturen zur Konfliktbearbeitung in den Gemeinden fördern. Gleichzeitig finden Schulungen der MitarbeiterInnen von Advance Afrika und der SozialarbeiterInnen der Gefängnisbehörde im Umgang mit Konflikten statt. Bereits im Gefängnis arbeiten SozialarbeiterInnen mit den Inhaftierten darauf hin, dass sie Konflikte konstruktiv angehen.

Nach der Haft besuchen die MitarbeiterInnen von Advance Afrika die ehemaligen Gefangenen in ihren Familien und beraten und unterstützen sie und ihr Umfeld. Manchmal wird aus einem solchen Besuch spontan eine längere Zusammenkunft von Familien, bei der Konflikte angesprochen und Versöhnung möglich werden. Die Projekte tragen langfristig zum Friedensprozess in Norduganda bei. Unterschiedliche Menschen sind in die Versöhnungsprozesse der Familien eingebunden. Radioprogramme und Diskussionsrunden schaffen ein Bewusstsein für die Problematik. Gleichzeitig ermöglicht dies einen Austausch und gemeinsamen Lernprozess für die Organisation, die politische Führung und die breite Öffentlichkeit.

Ausbildung in ziviler Konfliktbearbeitung

Hierbei arbeitet Irene Mukasa-Erben eng mit ihren Kolleginnen und Kollegen von Advance Afrika zusammen. Die Organisation hat sie auf Management-Ebene integriert; sie berät und unterstützt das Team der Direktoren als aktives Mitglied. Mukasa-Erben entwirft Projektkonzepte und reflektiert gemeinsam mit der Führungsebene, wie die Organisation Maßnahmen zur Friedensförderung am wirksamsten organisationsübergreifend integrieren und umsetzen kann. Gleichzeitig arbeitet sie gezielt mit den ProjektmitarbeiterInnen daran, Pilotprojekte umzusetzen, um den Frieden zu fördern. Dort entstehen nicht nur neue Ideen, sondern das Team lernt auch voneinander. Um die MitarbeiterInnen und die SozialarbeiterInnen der Gefängnisbehörde weiter zu befähigen, organisiert Mukasa-Erben Fortbildungen und moderiert einen Prozess zur Entwicklung eines Curriculums für die Ausbildung in ziviler Konfliktbearbeitung.

Für sie ist das Besondere an ihrer Arbeit, dass Advance Afrika sie akzeptiert und integriert hat. Sie hat einen Platz in der Organisation, ihre Arbeit und ihr Input werden geschätzt und können durch gemeinsame Veränderungsprozesse Wirkung entfalten. Dabei beruht ihre Arbeit auf einem gegenseitigen Lernprozess, in dem sie viel von ihren ugandischen Kolleginnen und Kollegen lernt und Projektideen, Beratungs- und Trainingsangebote im gemeinsamen Austausch entstehen können. So leistet der Zivile Friedensdienst einen Beitrag zur aktiven Friedensarbeit von Advance Afrika mit der Gefängnisbehörde, was wiederum Menschen in Norduganda nachhaltig hilft ein Leben in Würde zu leben.

Irene Mukasa-Erben | AGEH Contacts

 

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