Tischtennis gehört in fast allen Jugendeinrichtungen zu einer der beliebtesten Freizeitsportarten. So ist das auch in der JVA Heinsberg. In jeder Wohngruppe steht eine Tischtennisplatte, und diese wird während der Freizeit von den Gefangenen rege genutzt. Auch in den Freistundenhöfen stehen Betonplatten, die bei fast jedem Wetter bespielt werden. Mit wenig Aufwand und kostengünstig – im Vergleich zu vielen anderen Sportarten – lässt sich dieser Sport bewerkstelligen.
So kam den Sportbediensteten der JVA Heinsberg der Gedanke, neben den vielen Fußball- und Basketballturnieren für Inhaftierte ein Tischtennisturnier zu veranstalten. Ein Anruf bei Borussia Düsseldorf, dem erfolgreichsten Profiverein im deutschen Tischtennis, genügte, um dort das Interesse zu wecken. Sofort war der Verein bereit, die Schirmherrschaft für dieses Turnier zu übernehmen und dieses tatkräftig zu unterstützen.Also wurde die Sporthalle der JVA kurzfristig in eine Tischtennisarena mit sechs Spielfeldern, Turnierleitungsbereich und einer Erlebnisecke verwandelt. In dieser Erlebnisecke konnte man unter Anleitung der Vertreter von Borussia Düsseldorf Tischtennis in den verschiedensten Variationen testen, unter anderem wurde sogar auf einem Festzelttisch gespielt.
Teilnehmende Mannschaften waren die Justizvollzugsanstalten aus Iserlohn und Wuppertal-Ronsdorf, eine Hobbymannschaft aus Haaren und die Gastgeber aus der JVA Heinsberg. An sechs Tischen kämpften die 32 Teilnehmer um den Sieg. „Ich habe mir schon Gedanken gemacht, wie es wohl sein wird im Knast, und dass man bestimmt aufpassen muss – aber davon ist nichts geblieben“, sagt Luca Scherello von der Borussia. „Wenn man sich das hier so anguckt, könnte das auch ein ganz normales Jugendturnier in Freiheit sein.
“Mit einem „Speedmaster“, mehreren Minitischtennisplatten und multifunktionalen Ausziehnetzen im Gepäck waren die Vertreter der Borussia angereist. Der „Speedmaster“ misst die Geschwindigkeit von Schmetterbällen. Am Ende standen unglaubliche 113 Kilometer pro Stunde auf der Anzeige. Der Sieger des Speedmaster-Wettbewerbs, ein Inhaftierter aus der JVA Wuppertal-Ronsdorf, erhielt sichtlich stolz einen Sachpreis, gespendet und überreicht vom Düsseldorfer Verein. Am Ende des Tages waren 64 Einzelspiele und neun Rundlaufspiele absolviert.
Das Finale des Turniers wurde nach spannender Vor- und Hauptrunde zwischen einem Gefangenen der JVA Heinsberg und einem Mitglied der Haarener Hobbymannschaft bestritten. Alle Teilnehmer versammelten sich um den Spielbereich und verfolgten mit angehaltenem Atem das spannende Match. Am Ende konnte sich Michael Quasten aus Haaren in zwei Sätzen knapp durchsetzen und sich den Turniersieg sichern. Da hatte sich die jahrelange Erfahrung gegen den jugendlichen Elan durchgesetzt. Ebenfalls gelang es den Haarener Hobbyspielern, sich in der Mannschaftswertung knapp gegen das Heinsberger Team durchzusetzen.
Diese wurde als Rundlauf-Event gespielt und war mit sechs Freikarten für ein Bundesligaspiel in Düsseldorf dotiert. Die Sportbeamten der Jugendanstalt waren sowohl zufrieden mit dem Turnierverlauf als auch mit der Leistung ihrer Spielerauswahl. „Wir haben wochenlang durch Ausscheidungsturniere eine gute Truppe zusammengestellt“, so Hans Jörg Pretzl, einer der acht Sportbediensteten der JVA. Es sei eine rundum gelungene Veranstaltung gewesen, die mit großer Sicherheit wiederholt werde. Auch die Düsseldorfer sehen einer zukünftigen Zusammenarbeit positiv entgegen.
Peter Gülpen | JVA Heinsberg