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Gefängnisseelsorger der ehem. JVA Recklinghausen gestorben

4. April 2024

Kurz vor seinem 85. Geburtstag ist Pfarrer em. Klaus Krämer gestorben. Der so beliebte wie geschätzte Geistliche erlag am Ostersonntag in einem Pflegeheim in Herten-Westerholt seinem schweren Krebsleiden. Bis zu seiner Erkrankung lebte er in der Schützenstraße in Recklinghausen, war viel mit seinem Fahrrad im Stadtgebiet unterwegs. Der ehemalige Gefängnispfarrer feierte als Pensionär regelmäßig Gottesdienste in St. Elisabeth und in der Gastkirche, taufte Kinder, zelebrierte Hochzeitsmessen, engagierte sich in diversen Gruppen für die Ökumene und kümmerte sich intensiv um einzelne Menschen.

Klaus Krämer bei einem Ausflug im Hertener Schloßpark. Er selbst fotografierte gerne und nutze die Aufnahmen für seine Gottesdienste. Foto: Helmut Heinze

Als Mann der Tat half Pfarrer Klaus Krämer im Jahr 1998 einem kleinen rumänischen Jungen. Edi litt von Geburt an einem Wasserkopf. Als Krämer vom Schicksal der Familie erfuhr, knüpfte er Kontakte zu Kliniken, trommelte Spendengelder mithilfe der Recklinghäuser Zeitung zusammen und machte das Unmögliche möglich: die 30.000 Mark teure Operation. „Später brachte er sogar persönlich Fensterrahmen nach Rumänien, als Edis Eltern ein Haus bauten“, erinnert sich ein Freund. Bis seine Erkrankung ihm die Kraft raubte, habe Klaus Krämer eine Recklinghäuser Flüchtlingsfamilie betreut, dem Vater Arbeit besorgt und sich rührend gekümmert.

Gefängnispfarrer von 1985 bis 2004

„Die Hilfsbereitschaft von Klaus war unvergleichlich. Ein ,Geht nicht‘ ließ er in seinem Pragmatismus nicht gelten“, bestätigt der Künstler Helmut Heinze. Die beiden lernten sich 1990 als Ordensbruder der Canisianer-Gemeinschaft in der Gastkirche in Recklinghausen kennen. In der Einrichtung in der Heilige-Geist-Straße initiierte Klaus Krämer die Knast-Gruppe und engagierte sich in der Regionalgruppe „Pax Christi“, gut besucht waren seine Themenabende in der Glaubenswerkstatt. Nach Recklinghausen kam der gebürtige Dorstener, der in Münster aufwuchs, schon im Jahre 1967. Nach Theologiestudium und Priesterweihe in Münster wurde Klaus Krämer Kaplan in St. Paulus. 1973 wechselte er nach Dinslaken, drei Jahre später wurde ihm eine Pfarrstelle in Duisburg-Walsum übertragen. Zusätzlich kümmerte sich der Geistliche als Gefängnispfarrer ab 1985 um die Inhaftierten in Dinslaken. Ab 1988 war er Gefängnisseelsorger in Castrop-Rauxel im offenen Vollzug und im geschlossenen der JVA Recklinghausen. Das Gefängnis in Recklinghausen wurde 2011 abgerissen.

Musik war seine große Leidenschaft

„Klaus Krämers große Leidenschaft galt der Musik. Am liebsten hat er in seinen Konzerten Lieder von Gerhard Schöne gesungen“, erinnert sich Helmut Heinze. Der Liedermacher aus der ehemaligen DDR wollte mit seinen Songs ein Lebenszeichen setzen und gegen all das ansingen, was Leben einschränken oder verhindern will. „Das war irre, wie voll die Gastkirche war, wenn Klaus Krämer dort auftrat“, sagt Helmut Heinze. Für ihn sei der Pfarrer „immer ein guter Zuhörer, ein genauer Beobachter und ein verlässlicher Freund gewesen“. Als der Pfarrer zu Beginn der Corona-Zeit schwer erkrankte und nicht ins Heim umziehen konnte, übernahmen er und seine Frau Dorothea ein halbes Jahr lang die Pflege von Klaus Krämer, kümmerten sich bis zuletzt um ihren Freund. Genau wie Bernhard Lübbering, dem Mitbegründer des Recklinghäuser Gasthauses, freuen sich die beiden über jeden, der sich am Samstag, 6. April 2024 um 10 Uhr beim Auferstehungsamt in der Pauluskirche von Klaus Krämer verabschieden möchte.

Tina Brambrink | Mit freundlicher Genehmigung: Recklinghäuser Zeitung | Titelfoto: Imago, Abriss der JVA Recklinghausen 2011

 

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