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Die Zeitschrift „Seelsorge und Strafvollzug“

21. August 2019

Der Schweizerische Verein für Gefängnisseelsorge vertritt die Interessen der GefängnisseelsorgerInnen, welche als Beauftragte oder Angestellte der römisch-katholischen, der evangelisch-reformierten oder der Christkatholischen (altkatholischen) Kirche in der Schweiz tätig sind. Trotz Unterschiedlichkeiten in der Theologie ermöglicht der Verein die Mitgliedschaft für Gefängnisseelsorgende anderer Religionen. Voraussetzung ist die Beauftragung der eigenen Religionsgemeinschaft und die Akkreditierung durch das Amt für Justizvollzug des jeweiligen Kantons. Die Publikation der Zeitschrift „Seelsorge und Strafvollzug“ ist seit 2018 eine neue Plattform, um inhaltliche Themen zur Gefängnisseelsorge zu publizieren.

Das Redaktionsteam, bestehend aus Alfredo Diez, Dr. des. Frank Stüfen und Christoph Rottler, präsentiert mit großer Freude die zweite Nummer der Zeitschrift „Seelsorge und Strafvollzug“. Diese Nummer befasst sich mit Grundhaltungen der christlichen Seelsorge im Rahmen der Gefängnisseelsorge. Es geht um Heilung für TäterInnen und für Opfer und um die Frage, wer alles Opfer ist, damit wirklich allen durch Straftaten betroffen Menschen die notwendige seelsorgliche Aufmerksamkeit zu Teil werden kann.

Barmherzigkeit – Der Versuch einer Begriffsbestimmung

Eva-Maria Schmidbaur, Wien

Im ersten Beitrag handelt es sich um einen Essay mit dem Titel „Barmherzigkeit – Der Versuch einer Begriffsbestimmung“ von der Wiener katholischen Theologin Eva-Maria Schmidbaur. Sie ist Spitalseelsorgerin und promoviert im Bereich kategorialer Seelsorge. Für sie ist Barmherzigkeit biblischer Auf-trag an alle Christinnen und Christen, ein fester Bestandteil christlich gelebter Nächstenliebe und unerlässlich besonders in der Gefängnisseelsorge. Barmherzigkeit bietet sich nach Eva-Maria Schmidbaur als Alternative gegen die derzeitige Tendenz zum Wegsperren, die vorgeblich Sicherheit verspricht. Aus privaten Gründen ist es ihr derzeit nur möglich, diesen Aufsatz als Essay zu veröffentlichen. Da er dennoch zum Weiterdenken animiert, freuen wir uns, ihn zu präsentieren und hoffen, dass die Autorin das Thema zu einem späteren Zeitpunkt noch vertiefen wird.

Mose als Straftäter in der Begegnung mit Gott am brennenden Dornbusch

Antje Stüfen, Leipzig

Der zweite Artikel „Mose als Straftäter in der Begegnung mit Gott“ von Antje Stüfen beschreibt die Beziehung, die Gott zu Mose hat in ihrer Ganzheitlichkeit. Mose kann nach der Tötung eines Ägypters als Straftäter gelten. Dadurch, dass der Gott des Mose ein vergebender Gott sei und in Beziehung zu ihm stehe, werde Mose aus seiner Exklusion herausgeführt und ihm würden neue Lebensperspektiven eröffnet. Dieses Handeln Gottes an Mose könne die Gefängnisseelsorge inspirieren, wie seelsorglich sinnvoll mit Straftätern umgegangen werden kann. Antje Stüfen ist evangelisch-lutherische Pfarrerin und arbeitete vor ihrer Zeit in einer Leipziger Innenstadtgemeinde zehn Jahre lang als Gefängnisseelsorgerin in der JVA Dresden. Sie ist Mitglied des Anstaltsbeirats der JVA Leipzig.


Opferorientierte Seelsorge als kirchliche und gesellschaftliche Notwendigkeit

Dr. des. Frank Stüfen, Zürich und Bern

Im dritten Artikel dieser Zeitschrift unter der Überschrift „Opferorientierte Seelsorge als kirchliche und gesellschaftliche Notwendigkeit“ beschreibt der Autor Dr. des. Frank Stüfen ein Konzept opferorientierter Seelsorge. Auch wenn diese Aufgabe bisher wenig von der Theologie wahrgenommen zu sein scheint, ist es vordringlich für die Gefängnisseelsorge, Seelsorge für Opfer in den Blick zu nehmen. Im Artikel plädiert Frank Stüfen dafür, die verschiedenen Opfergruppen in ihrer unterschiedlichen Bedürftigkeit wahrzunehmen und letztlich für alle da zu sein. Der Autor arbeitet als Gefängnisseelsorger der JVA Pöschwies und als Ausbildungsleiter für die gesamtschweizerische Gefängnisseelsorge an der Universität Bern. Im Juni 2019 schloss er erfolgreich sein Promotionsstudium mit einer Arbeit im Fachbereich der Gefängnisseelsorge an der Universität Bern ab.

Schweizerisches Kompetenzzentrum für den Justizvollzug

Andreas Beerli, Zürich

Im vierten Artikel dieser Zeitschrift gibt Andreas Beerli einen kurzen Einblick in das 1. Forum Justizvollzug, das am 18. und 19. November 2018 vom Schweizerischen Kompetenzzentrum für den Justizvollzug in Fribourg durchgeführt wurde. Die Tagung stand unter dem Motto: „Standards aber wozu?“ Andreas Beerli ist seit gut 20 Jahren als katholischer Seelsorger in verschiedenen Gefängnissen aktiv und leitet neben anderen seelsorglichen Aufgaben die römisch-katholische Gefängnisseelsorge im Kanton Zürich.


Seelsorge und Strafvollzug.ch

Die Zeitschrift ist offen für Beiträge aus verschiedenen Bereichen von Strafvollzug und Seelsorge. Für die Redaktion zählen der Bezug zum Themenfeld und ein hoher Anspruch an die Texte. Sie sollen Wege eröffnen zu einem tieferen Verständnis innerhalb der Gefängnisseelsorge und Brücken zu den anderen im Strafvollzug tätigen Diensten sein. Wir sind auf Spenden angewiesen. In diesem Zusammenhang bedanken wir uns herzlich bei der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich für die großzügige Unterstützung zum Druck der Zeitschrift. Auch bei der Leitung der JVA Pöschwies, wo die Ausgabe gedruckt wird, und beim Schweizerischen Verein für Gefängnisseelsorge bedanken wir uns für die Unterstützung.

Dr. des. Frank Stüfen | Christoph Rottler info@seelsorgeundstrafvollzug.ch

 

Die Publikation dieser Zeitschrift ist für unseren Fachbereich in keiner Weise eine Selbstverständlichkeit, da die Gefängnisseelsorgenden in der Schweiz mit kleinen Stellenpensen dotiert sind und einen sehr bescheidenen Anteil darstellen im Gegensatz zu den anderen Diensten, die im Justizvollzug wirken und über größere Ressourcen verfügen. Die meisten Gefängnisseelsorgenden haben eine andere seelsorgliche Beschäftigung außerhalb des Gefängnisses. Aus diesem Grunde ist es auch nicht ganz einfach, Fachleute zu finden, die aus einer seelsorglich-theologischen Perspektive Themen im Strafvollzug in einer akademisch redlichen Art und Weise beleuchten. Wir vom Vorstand des Schweizerischen Vereines für Gefängnisseelsorge sind deshalb sehr dankbar, dass sich Vollzeit-Gefängnisseelsorgende wie Pfarrer Dr. des. theol. Frank Stüfen so ins Zeug legen und die Publikation solch interessanter Artikel möglich machen.

Alfredo Díez | Präsident des Schweizerischen Vereins für Gefängnisseelsorge

 

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