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Vom Alltag in den russischen Gefängnissen

30. November 2019

In Russland kommen knapp 400 Häftlinge auf 100.000 Einwohner. Das sind fünf Mal so viele wie in Deutschland. Folter, Schikane, mangelnde medizinische Versorgung – die Haftbedingungen in den „Zone“ genannten Gefängnissen sind Gegenstand ständiger Beschwerden. Folter, Schikane, Ratten in den Zellen: Die Zustände in russischen Gefängnissen sind Dauerthema am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Am Telefon schildern Gefangene die schlechte Versorgungslage.

Viele Lager und Lagertraditionen stammen noch aus Zarenzeiten. Versuche, den Justizvollzug zu reformieren, gehen nur sehr schleppend voran. Die Wärter sind schlecht bezahlt, das fördert Korruption. Häftlinge, die arbeiten, erhalten nur wenig Lohn. Sitzt jemand in Russland im Knast, ist die Verwandtschaft damit beschäftigt, sein Überleben zu sichern – mit Essenspaketen und Geldzuwendungen. An die Zukunft der Häftlinge nach der Entlassung denkt kaum jemand. Das Thema Resozialisierung – etwa durch das Erlernen von Berufen in der Haft – ist in Russland kaum eines, dementsprechend hoch ist die Rückfallquote: Wer einmal saß, sitzt oft wieder.

Iwan geht sofort ans Telefon. Er sitzt in einem Untersuchungsgefängnis in Zentralrussland. Iwan ist nicht sein richtiger Name. Seine Identität soll anonym bleiben, denn der Besitz von Mobiltelefonen ist Gefangenen verboten. Doch in russischen Haftanstalten ist es wie überall in Russland: Die Gesetze sind streng, trotzdem ist fast alles möglich. Ein Telefon in den Händen eines Häftlings ist für einen Wärter Gold wert. Er kann es dem Insassen jederzeit abnehmen und für die Herausgabe Schmiergeld verlangen. Deshalb schauen viele Aufseher weg. Mehr lesen…

Eine Reportage des Deutschlandradio von Gesine Dornblüth in fünf Teilen.

 

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