Versteckte die katholische Kirche mutmaßliche Täter im Ausland? Priester, denen sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde, konnten sich nach Südamerika absetzen – und wurden dabei von der Kirche unterstützt. Das belegen die Recherchen des ARD Politikmagazins „report München“ in Zusammenarbeit mit dem ARD-Studio Rio de Janeiro.
Ein Erzbistum Bamberg meint auf Anfrage, warum das Erzbistum damals „Staatsanwaltschaft oder Polizei nicht eingeschaltet hat, ist für uns nicht nachvollziehbar.“ Der Bischof aus dem Bistum Eichstätt spricht von „Praktiken mit kriminellen Anstrich“. Immerhin ist nur er zum Interview bereit. Ist das Alles? Nein es ist die Hölle. Es ist organisierte Kriminalität. Es sind Strukturen der Mafia.
Scheibchenweise ans Licht
Die Verantwortlichen haben Namen. Die Ursachen sind bekannt. Strukturell. In der Lehre. In der Überhöhung des Amtes. In Männerbünden. Im Anfang von allem: Dem spirituellen Missbrauch. Unterbelichtet. Mitten unter uns. Jedes Bistum macht seine Sache. Rühmt sich der Aufarbeitung. Scheibchenweise kommt ans Licht, was tiefste Finsternis ist. Im Wettlauf der Betroffenheiten wird verzögert. Werden strukturelle Ursachen ignoriert. Entschädigungen – was für ein Wort – zurückgefahren. Das war nicht gestern. Die gepeinigten von damals leben Heute. Mitten unter uns. Versuchen zu überleben. Sie schweigen. Leiden. Verwundet für immer. Manche engagieren sich in Betroffenenräten. Seht ihr es nicht? Was sie tun. Einfach so. Bitte meldet Euch, die ihr „betroffen“ seid. Redet. Vertraut Euch an. Steht auf.
Kein Jubeljahr
Danke dem Report München für den erschütternden Bericht in der ARD. Nur durch diese Recherche werden Bistümer in Südamerika informiert. Denn die vielgerühmte Weltkirche wird von den „Geschwistern im Glauben“ missbraucht. Was habe ich investiert an Kraft. In eine Institution, die zeitgleich all das kriminell organisiert hat. Und die ausgrenzt(e), die schon immer anprangerten, was in Gottes Namen nie und nimmer sein darf. Erschüttert nach dem Bericht. Euch nahe denen all das angetan wird und wurde. Still. Entschieden. Das Heilige Jahr. Es darf kein Jubeljahr sein.
Klaus Scheunig | Fotos: King
Hintergrund
Die Recherchen des ARD-Politikmagazins report München belegen, dass sich mutmaßliche Täter einer möglichen Strafverfolgung durch die bundesdeutsche Justiz entzogen. So kehrte ein Priester auffällig erst nach dem Ablauf der Verjährungsfrist nach Deutschland zurück. Ein anderer Priester entschwand nach Bolivien kurz nachdem Missbrauchsvorwürfe gegen ihn erhoben wurden. Laut der Einschätzung der Kölner Juristin Bettina Janssen, die sich intensiv mit dieser Problematik auseinandersetzte, darunter für die Deutsche Bischofskonferenz, handelte es sich nicht um Einzelfälle, sondern um „eine Form der Strafvereitelung“. Vergleichbare Fälle lassen sich bis mindestens in die 1990er Jahre feststellen.