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True-Crime-Serie „Höllental“: Der Fall Peggy Knobloch

5. Januar 2021

Mit „Höllental“ präsentiert „Das kleine Fernsehspiel“ im ZDF eine sechsteilige True-Crime-Serie über einen der bekanntesten ungelösten Kriminalfälle in Deutschland. Am 7. Mai 2001 verschwindet die neunjährige Peggy Knobloch aus dem bayerischen Lichtenberg spurlos. Ein Mann gesteht den Mord, doch das Urteil muss zehn Jahre später revidiert werden. Am 2. Juli 2016 wird die Leiche des Mädchens gefunden. Das Verschwinden von Peggy Knobloch bleibt bis heute ein Rätsel. In der sechsteiligen dokumentarischen Serie „Höllental“ wird der Fall genau rekonstruiert.

„Höllental von Marie Wilke und der Kundschafter Filmproduktion interessierte uns sofort, da das Genre True Crime nicht nur eine spannende Erzählung über mehrere Folgen ermöglicht, sondern insbesondere auch jüngere Zuschauer begeistern kann, wie die Vielzahl von erfolgreichen internationalen TV-Formaten oder Podcasts belegt“, sagt der Redakteur Jörg Schneider. Die Recherche und Realisierung von „Höllental“ hat länger als drei Jahre gedauert. Marie Wilke hat eine besondere visuelle Darstellung entwickelt, die sich von bekannten True-Crime-Formaten unterscheidet, auch da es in Deutschland beispielsweise keinen Zugang zu gefilmten Verhören oder Prozesse wie in den USA gibt. Bei „Höllental“ war von Anfang an klar, dass Marie Wilke keinen filmischen Prozess führen will, der einen Täter benennt. Aus verschiedenen Perspektiven zeichnet Marie Wilke detailgenau die zwanzigjährige Geschichte des Falls mit vielen unvorhersehbaren Wendungen. Eine verzweifelte Suche nach dem Schuldigen, die tragischerweise nach fast zwanzig Jahren im Oktober 2020 ergebnislos eingestellt und damit zum „Cold Case“ wurde.

Gedenkstein Peggy Knobloch im bayrischen Nordhalben. Fotos: ZDF, Alexander Gheorghiu.

Rätselhafter Fall

Am 7. Mai 2001 verschwindet die neunjährige Peggy Knobloch. Eine deutschlandweite sowie internationale Suche nach dem Kind beginnt. Doch die Polizei kann keine Spur von dem Mädchen finden. Die Ermittler suchen in Lichtenberg und in Peggys familiärem Umfeld nach Verdächtigen. Schließlich gerät der Lichtenberger Gastwirtssohn Ulvi Kulaç in den Fokus. Er legt ein Geständnis ab und wird für den Mord an Peggy angeklagt und verurteilt. Doch schon bald regen sich Zweifel an seiner Schuld. In einem Wiederaufnahmeverfahren wird Ulvi Kulaç freigesprochen. Im Jahr 2016 wird überraschend Peggys Leichnam in einem Waldstück in der Nähe von Lichtenberg gefunden. In einer Pressekonferenz verkündet die Staatsanwaltschaft Bayreuth schließlich, dass sie einen neuen Verdächtigen im Fokus habe, stellt das Verfahren aber ein, als dem Beschuldigten eine Täterschaft oder Beteiligung an der Herbeiführung des Todes von Peggy nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden kann. Damit endet nach fast 20 Jahren eine der aufwendigsten Ermittlungen in der bundesdeutschen Kriminalgeschichte. Der Fall ist jetzt ein „Cold Case“.

Unterschiedliche Perspektiven

„Während der gesamten Konzeption und Herstellung der Serie „Höllental“ ist für mich der Gedanke an Peggy selbst zentral. Es war für mich selbstverständlich, dass mich der Respekt vor ihrem Schicksal und dem der Angehörigen leitet. Ich musste eine Haltung dazu finden, wie ich die Geschichte ihres Verschwindens erzählen kann und sie in eine angemessene filmische Form übersetze“, so Marie Wilke. Sie ist 1974 in Berlin geboren, studierte Kamera, Schnitt und Regie an der Zelig Filmschule für Dokumentarfilm, Fernsehen und Neue Medien in Bozen/Italien und an der Universität der Künste Berlin. Von 2004 bis 2014 war sie Dozentin für Dokumentarfilm an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf im Studiengang Regie. Sie arbeitet als Autorin, Regisseurin und freiberufliche Dozentin. Mit dem Dokumentarfilm „Staatsdiener“ feierte sie 2015 ihr vielbeachtetes Langfilm-Debüt. „Höllental“ ist nach „Aggregat“ (2017) die zweite Zusammenarbeit der Regisseurin mit der Redaktion Das kleine Fernsehspiel des ZDF.

„Höllental“ ist die vielstimmige Erzählung von beteiligten Personen – Polizisten, Journalisten, Betroffenen –, die alle ihre eigene Sicht auf den Fall und ganz unterschiedliche Perspektiven haben. Keine Sichtweise wird über die andere gestellt. Die Regisseurin ist nicht mit einem investigativen oder journalistischen Anspruch an „Höllental“ herangegangen. Von Anfang an war der Fall Peggy ein Medienspektakel. In der Serie sind neben Material wie Fotos und Akten Originalschauplätze zu sehen. Die Orte werden in einer von Menschen und Fahrzeugen entleerten Hyperrealität gezeigt.

 

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