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Ostergrußkarten für Inhaftierte der JVA Wolfenbüttel

24. April 2024

Auf Osterkarten dürfen sich die Inhaftierten des Gefängnisses in Wolfenbüttel freuen. Selina Sander (links), Lehrerin am Gymnasium im Schloss, und Gefängnisseelsorger Markus Galonska zeigen eine Auswahl.

SchülerInnen aus drei weiterführenden Schulen Wolfenbüttels haben Osterkarten für die Inhaftierten der dortigen Justizvollzugsanstalt gestaltet. Sie wollen ihnen damit eine Freude bereiten. Ostereier, Hasen, Ostergrüße in Handlettering oder Blumen zieren die farbenfrohen Karten der Fünft- bis AchtklässlerInnen aus der Großen Schule, der Integrierten Gesamtschule (IGS) Wallstraße und dem Gymnasium im Schloss.

„Die SchülerInnen waren sehr aufmerksam, interessiert und haben viele Fragen zum Haftalltag gestellt“, berichtet Gefängnisseelsorger Markus Galonska. Er hat für seine Aktion 14 Schulklassen besucht. Im Vorfeld ging es in ihren Religions- beziehungsweise Werte- und Normenkursen um die Themen Jesus Christus, Glück im Leben, Tod und Auferstehung sowie einer Versöhnung.

Teil der Gesellschaft werden lassen

„Auch muslimische Kinder, die das Osterfest nicht feiern, beteiligen sich an der Aktion im Sinne‚ es gibt immer wieder einen Neuanfang‘ “ erläutert Galonska. Ihm war wichtig, dass Kinder und Jugendliche selbst entscheiden zu lassen, ob sie ihre Karten für die Aktion in der JVA freigeben. Auf die Idee mit den Osterkarten kam der Gefängnisseelsorger, weil er sah, wie wichtig für Gefangene der Kontakt nach außen ist. So war die Freude der Inhaftierten über bemalte Papiertaschen zum vergangenen Weihnachtsfest groß. Außerdem seien sie sehr froh, wenn Ehrenamtliche in die JVA kommen, um mit ihnen Gesprächsstunden, Freizeitaktivitäten oder Gottesdienste zu veranstalten. “Ein Gruß von draußen stößt nach  drinnen auf Dankbarkeit und Anerkennung. Es ist ein Teil von dem, was ich unter Resozialisierung verstehe: Den Inhaftierten zum Teil einer Gesellschaft werden zu lassen, in die er sich nach seiner Freilassung ohnehin eingliedern will beziehungsweise muss“, findet Galonska.

Resozialisierung unterstützen

Angesprochen mit seiner Osterkartenaktion hat Galonska auch zahlreiche LehrerInnen. So auch Selina Sander vom Gymnasium im Schloss. Sie vermisst in unserer Gesellschaft den Prozess der Vergebung häufig und sagt: „Die Häftlinge haben sich für Ihre Fehler verantworten müssen. Möglicherweise können die Osterkarten aber den Prozess des Neustarts zusätzlich zu den Resozialisierungsmaßnahmen der JVA ein klein wenig unterstützen. Sie stellen einen kleinen Frühlingsgruß von draußen dar – ich hoffe, sie machen Lust, alte Ansichten und Verhaltensweisen abzulegen und etwas Neues zu wagen.“ Kurz vor Ostern verteilt der Gefängnisseelsorger die Karten an die Gefangenen. „Die Osterkarten sollen eine weitere Gelegenheit sein, Inhaftierten zu zeigen, dass es Menschen gibt, die an sie denken, die sich in ihre Lage versetzen und unabhängig von der begangenen Straftat ihnen Kraft für ein gelingendes Leben ohne Straffälligkeit wünschen“, sagt Galonska eindringlich.

Sabine Moser

 

1 Rückmeldung

  1. Markus Galonska sagt:

    „Menschen ohne Macke sind Kacke!“ Das ist zumindest die Meinung eines Schülers aus einer der 14 Klassen, die ich vor Ostern besucht habe. In allen Klassen war anfänglich eine Fragestunde, wie denn der Job eines Gefängnisseelsorgers aussieht. Die letzten 15 Minuten wurde ein Projekt vorgestellt: Alle Schüler sollten einen Ostergruß basteln oder malen oder schreiben – oder alles zusammen! Ein Ostergruß, der in der Woche vor Ostern an alle Inhaftierten in der JVA Wolfenbüttel verteilt wird. Natürlich weiß die Schülerin/der Schüler nicht, wer am Ende die Karte in den Händen hält und der Empfänger weiß auch nichts über den Künstler, der diese Karte entworfen hat.

    Das ist im Prinzip auch nicht wichtig! Das Wichtigste für mich an dieser Aktion war, dass Kinder und Jugendliche sich Gedanken darübermachen, wie es wohl jemandem geht, der gerne viel mehr Kontakt zu seinen Angehörigen hätte und für den dieses Getrennt-Sein von „draußen“ mitunter die größte Strafe ist. Zugegeben: Daran ändert auch eine Osterkarte nicht viel. Aber sie sagt immerhin, dass da welche sind, die an mich denken, auch wenn sie mich gar nicht kennen. Die Karten sollten so gestaltet sein, dass sie einem ein wenig Freude bringen durch Texte, durch Bilder und – für diejenigen, die gläubig sind – durch einen religiösen Text. Viele haben sich bedankt. Der Dank wurde an die Schülerinnen und Schüler weitergegeben!

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