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Fahr hinaus, wo es tief ist und entdecke wieder neu

8. Februar 2025

Die Leute am See Genezareth drängten zu Jesus, das Wort Gottes zu hören, so beschreibt es das Lukasevangelium. Was anderes hören als Gerede und Gerüchte, was anderes als Katastrophenmeldungen – etwas hören, das wirklich ermutigt, das aufbaut, das die Seele nährt. Die Sehnsucht der Leute muss groß gewesen sein, da mag es uns heutzutage ähnlich ergehen.

Jesus stieg in das Boot des Fischers Simon und sprach von dort aus zu den vielen Menschen am Ufer. Simon und seine beiden Fischerkollegen Jakobus und Johannes werden auch zugehört haben. Ihnen wendet sich Jesus dann zu und fordert sie auf, noch einmal hinausfahren, erneut Fische zu fangen. In der Nacht zuvor, als sie wie gewohnt auf dem See waren, hatten sie nichts gefangen, jetzt also tagsüber entgegen der Gewohnheit nochmal raus? Sie folgen dem Aufruf und machen einen reichen Fang. Zu Simeon sagt Jesus dann: „Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen!“

Schwarz-Weiß aufgehoben

In dieser Geschichte der Begegnung Jesu mit den Fischern am See Genezareth ist alles, was das Leben ausmacht. Die große Sehnsucht nach mehr, die Erfahrungen von Nacht und Tag, von Vergeblichkeit und Erfolg, von Bitterkeit und Segen. Und nie wird das eine vom anderen getrennt. Wo Licht ist, ist auch Schatten, und umgekehrt: wo Schatten ist, ist auch Licht. Die Trennung in gut und schlecht, die so naheliegt im Auf und Ab des Lebens, ist aufgehoben. Dies scheint nur zu gelingen in einem liebevollen Blick auf das Leben, zu den Menschen, hinein in sich selbst. Das ist der Blick, den Jesus gelehrt hat. Zutiefst hat er darauf vertraut, dass der Mensch heil ist, weil göttlich durchweht – oder körperlich gesagt: durchatmet -, dass im Scheitern und in den Brüchen des Lebens doch ein ganz sein möglich ist. Simon sollte das nicht als eine Predigt hören, sondern in eigener Erfahrung zu spüren bekommen in der Zumutung: „Fahr hinaus, wo es tief ist“. Mach dich neu auf trotz aller Vergeblichkeit, bleib nicht an der Oberfläche, geh in die Tiefe. Aus dieser Erfahrung heraus sollte er nun selbst „Menschenfischer“ sein.

Ermutigende Menschen

Das Wort mag vieldeutig sein und in einer Welt voller Seelenfänger und ideologischer Verführer auch nicht nur positiv klingen. Jesus aber hat oft zu den Menschen gesagt: dein Glaube hat dir geholfen. In seinem Blick angesehen muss ich mich nicht verbiegen, irgendeiner Lehre unterordnen oder einem hehren Ziel hinterherlaufen. Ich kann mich verlassen auf das, was schon in mir Grund gelegt ist: eine Gesegnete, ein Gesegneter Gottes zu sein. Menschenfischer im Sinne Jesu sind solche, die ermutigen Mensch zu sein in all der Vielfalt menschlichen Miteinanders. Eine solche Menschenfischerin war auch Theresia von Avila, sie hat darum gebetet: „Öffne meine Sinne, unerwartete Begabungen von Menschen zu entdecken, denen ich sie nicht zutraue. Und verleihe mir die schöne Gabe, es ihnen auch zu sagen“.

Anders anschauen

Wie viele solcher Begegnungen in der Entdeckung von Unerwartetem wurden mir schon geschenkt? Wie oft bin ich ermutigt worden, etwas ganz neu anzuschauen, von vorn zu beginnen, als würde mir ein neuer Tag geschenkt? Da wird aus erfahrener Vergeblichkeit in tiefer Menschlichkeit gefischt. Schatten und Licht gleichermaßen würdigend und liebevoll anschauend kann ich offen werden für neue Wege aus den Sackgassen des Entweder-oder hinaus. Manchmal braucht es nicht viel, nur eine Menschenfischer*in, die mir sagt: schau neu hin!

Christoph Kunz | Lukas 5, 1-11

 

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