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Lateinamerikanische Gefängnisse überfüllt

28. Januar 2019

Brasilien, Venezuela, El Salvador: Die Nachrichten über katastrophale Zustände in lateinamerikanischen Gefängnissen sind fast schon zur Gewohnheit geworden. Massenaufstände und Meutereien mit vielen Toten mögen einige Tage für Schrecken und Aufmerksamkeit in der Bevölkerung sorgen, doch schnell sind solche Vorfälle wieder vergessen. Häftlinge stehen in der Hierarchie des Kontinents, der vielerorts von Armut geprägt ist, ganz unten. Kaum jemand interessiert sich wirklich für das Schicksal oder gar eine Resozialisierung inhaftierter Straftäter.

Die Zustände in lateinamerikanischen Gefängnissen sind meist katastrophal. Auch deshalb will das katholische Kirchenoberhaupt mit seinem Besuch in einer Jugendstrafanstalt ein Zeichen setzen. Meist ist die Situation in den Knästen Lateinamerikas die gleiche: Sie sind heillos überfüllt, verwahrlost und in der Gewalt krimineller Banden. Nicht selten müssen Verwandte die Verpflegung mitbringen, damit der eingesperrte Angehörige überhaupt etwas zu essen bekommt.

Wohl auch deshalb wollte Papst Franziskus während des Weltjugendtags in Panama unbedingt eine Jugendhaftanstalt besuchen. Bei der Visite sprach er mit Gefangenen und spendet das Sakrament der Versöhnung. Das Gefängnis in Las Garzas de Pacora rund 50 Kilometer östlich der Hauptstadt gilt als vorbildlich. Die 143 jungen Strafgefangenen absolvieren während ihrer Haft verpflichtend eine Schul- oder Berufsausbildung. Damit ist das Jugendgefängnis eine große Ausnahme – für ganz Lateinamerika.

In Brasilien kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Massenfluchten und tödlichen Aufständen. In Venezuela stieg bei manchen Meutereien die Zahl der Toten schnell auf mehr als 50 oder sogar 100 Opfer. Ursachen für die Vorfälle sind etwa unkoordinierte Masseninhaftierungen, ein „selektives“ Strafsystem, Folter sowie langwierige Gerichtsverfahren, wie jüngst die Vize-Vorsitzende der katholischen Nationalen Gefängnispastoral in Brasilien, Schwester Petra Pfaller, erklärte.

Die schleppende Bearbeitung von Prozessen ist ein gravierendes Problem. Allein in Brasilien befinden sich 40 bis 70 Prozent der Gefangenen über Monate und Jahre in Untersuchungshaft. Dazu kommt seit einiger Zeit auch das Problem der politischen Gefangenen in Nicaragua, Honduras oder Venezuela. Oft werden oppositionelle Jugendliche einfach weggesperrt, weil ihre Motivation zum Aufbegehren besonders hoch ist. Weltjugendtags-Pilger aus Nicaragua baten den Papst um Unterstützung für mehrere hundert Häftlinge, die wegen Protestaktionen seit Monaten eingesperrt sind.

Tobias Käufer | domradio.de

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