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Der Karfreitag klingt anders als manche Durchhalteparolen

18. April 2025

Im Lukas-Evangelium, als der Menschenfreund an einem Sabbat in der Synagoge lehrte, wird erzählt, wie die Menschen Jesus zur Stadt hinaus trieben und ihn an den Abhang des Berges brachten, auf dem ihre Stadt erbaut war. Sie wollten ihn hinabzustürzen. Der Mann aus Nazareth weiß aber um seine Zeit und seine Stunde. Jesus weiß, wann es Zeit ist zu bleiben, und wann es Zeit ist zu gehen.

Kreuz-Weg im Jugendvollzug der Justizvollzugsanstalt Herford. Der Weg ist zu Ende. Trotzdem läuft das goldene Band weiter mit grünen Hoffnungswörtern.

„Er aber schritt mitten durch sie hindurch und ging weg“, heißt es in Lukas-Evangelium, Kapitel 4. Souverän geht Jesus seinen Weg und schafft es irgendwie, der aufgebrachten Menge zu entkommen. In der Karwoche hören wir anderes.

Wissen, wenn es reicht

Beim „letzten Abendmahl“ wusste Jesus, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zu Gott hinüberzugehen, den er liebevoll Abba nennt. Jesus kämpft nicht und lässt nicht für sich kämpfen. Er geht auch nicht mehr durch die Menschen hindurch weg. Die Botschaft des Karfreitag klingt anders als manche unserer Durchhalteparolen, die sagen: Du darfst dich nicht aufgeben, du musst dagegen angehen. Jesus weiß, wann es reicht, wann es reichen muss. Hätten mehr Jahre seines Wirkens seiner Botschaft noch Wesentliches hinzufügen können?

Mit offenen Augen hindurch

Hätten weitere Jahre das Blatt gewendet und der Hass der aufgebrachten Menge wäre geringer geworden, gar abgeklungen? Dafür spricht nichts. Deutlicher als die anderen drei Evangelien lässt Johannes durchblicken, dass Jesus sich mit klarem Wissen freiwillig dem Tod ausliefert. Er bleibt souverän, denn so steht er Richtern und Anklägern gegenüber. Er lässt sich nicht das Leben nehmen, er gibt es hin.

Es gibt ungesagte Worte

Man darf aufgeben. Man darf loslassen. Vielleicht sogar der großen Geschichte wegen, die so ihren Lauf nimmt. Natürlich wäre noch unendlich viel zu tun gewesen: Heilungen, Reden und Gleichnis-Erzählungen. So manche Herumdeuterei, so manch verschiedene Auslegung ein und derselben Worte hätte sich vielleicht vermeiden lassen. Der Tod vollendet nie: Immer gibt es ungesagte Worte, unausgedrückte Gesten. Jesus lässt sich davon nicht binden: Es gäbe nie eine Zeit zu gehen. Er weiß um seine Zeit, um seine Stunde.

Bernd Mönkebüscher

 

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