JVA Rohrbach: Ostern ist echt ein ver-rücktes Fest

12. April 2024

“Können wir heute keine Kerzen anzünden?” fragte ein Inhaftierter etwas enttäuscht zu Beginn seines Ostergottesdienstes in der Justizvollzugsanstalt Rohrbach in Rheinland-Pfalz. Insgesamt wurden an den Osterfeiertagen sechs Ostergottesdienste gefeiert. Sechsmal den Sieg des Lebens über den Tod. Für jede Abteilung gab es einen eigenen Gottesdienst.

Justizvollzugsanstalt Rohrbach nahe Wöllstein in Rheinland-Pfalz. Foto: Imago

Der Gefängnisseelsorger beruhigt den Inhaftierten mit der Zusage, dass eine kleine Kerze bereits auf jedem Platz liegt und der Inhaftierte diese später an der Osterkerze entzünden könne. Ungewohnt war, dass die Osterkerze zentral in der Mitte des Raumes ihren Platz eingenommen hat und das Kreuz, das dort sonst steht, am Rand zu finden war. „Ostern ist echt ein ver-rücktes Fest“, konstatierte der Gefängnisseelsorger nach dem gesungenen Osterlob der Lichtfeier (Exsultet). „Und deshalb sieht es hier im Kirchenraum auch etwas ungewohnt aus“, sagt er dazu. Nach dem Exsultet wird jedem Inhaftiertem mit der Osterkerze das Licht Christi und damit die Zusage Gottes an den Platz gebracht, wo jeder seine kleine Kerze an der Osterkerze entzündet und sie mit den eigenen Anliegen vor das Kreuz bringt.

Großes JA zum Leben

Die in der hauseigenen Schreinerei durch Inhaftierte gefertigte Holzkiste war mit Sand gefüllt und gab damit eine stimmungsvolle Möglichkeit, die eigenen Anliegen mit einer kleinen Wachskerze vor das Kreuz zu bringen. „Das Grab ist leer und dennoch – wie oft verharren wir in unseren eigenen Gräbern; in unseren Höhlen; in unseren Gewohnheiten und Bequemlichkeiten? Ostern ist Ermutigung zum Neuanfang, zum Rausgehen aus der eigenen Komfortzone, aus den eigenen Bildern“ wird die Osterbotschaft von Gefängnisseelsorger Andreas Backert ins Heute geholt. Und weiter: „Die Botschaft der Auferstehung ist das große JA zum Leben, das große JA zu uns, zu jedem und jeder einzelnen von uns – es ermutigt uns dazu, JA zu uns selbst zu sagen. Ein JA, das nicht immer einfach ist, besonders dann, wenn wir Schuld auf uns geladen haben“, so Backert.

Versöhnung ist harte Arbeit

Das österliche JA ist keine billige Jenseitsvertröstung , besonders im Gefängnis nicht. Es ist die fundamentale Zusage Gottes, welche echte Versöhnung erst möglich macht. Versöhnung beginnt bei sich selbst und ist harte Arbeit: Sich selbst aushalten müssen, sich selbst kennenlernen, sich selbst annehmen können… Dafür ist die Botschaft der unverbrüchlichen Liebe Gottes zum Leben ein tragendes Fundament. Die sechs Ostergottesdienste in der JVA Rohrbach, die von insgesamt 150 Inhaftierten besucht wurden, geben von dieser österlichen Zusage ein stimmungsvolles Zeugnis.

Andreas Backert | JVA Rohrbach

 

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