Im grauen Gefängnis-Alltag gibt es gemeinhin nicht viele emotionale Lichtblicke. In der Justizvollzugsanstalt im osthessischen Hünfeld ist mit einem ungewöhnlichen Projekt versucht worden, Abhilfe zu schaffen. Ein Stimmungsaufheller getreu der Devise: Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Zwei kirchliche Seelsorger haben ein Witzebuch herausgebracht. Titel: „Humor hinter Gittern“. Unterzeile: „Der hat gesessen!“
Die Witze, Zeichnungen, Cartoons und sonstigen Beiträge stammen von Häftlingen und vom Personal, sogar Anstaltsleiter Lars Streiberger hat etwas beigesteuert, wie der katholische Seelsorger Meins Coetsier offenbart. Der Geistliche aus den Niederlanden startete im Sommer 2017 zusammen mit seinem evangelischen Amtskollegen Andreas Leipold einen Aufruf zur Aktion „Humor hinter Gittern“. Humor helfe schließlich, die schwierige Situation der Haft besser zu ertragen und das menschliche Zusammenleben erträglich zu gestalten, schrieben die selbst ernannten „Himmelskomiker“ an Insassen und Personal im Gefängnis. Herausgekommen ist im Oktober 2018 ein Büchlein mit mehr als 50 Witzen.
Einer, der auch seinen Spaß mit dem Buch hat, ist Rainer Kaufmann (Name auf Wunsch des Häftlings geändert). Er sitzt seit fast zwei Jahren wegen Betrugs in Haft – und hat noch einige Jahre vor sich in seiner Elf-Quadratmeter-Zelle. Der 66-Jährige aus Fulda sagt: „Anfangs vergeht einem das Lachen, wenn man hier reinkommt. Aber ich habe mir vorgenommen, mir meine Fröhlichkeit nicht nehmen zu lassen.“ Auch der katholische Seelsorger Coetsier bestätigt: „Natürlich sind die Zeiten hinter Gittern ernst.“ Aber Humor könne Spannungen abbauen, ergänzt Leipold. Das hessische Justizministerium begrüßt die Arbeit der Seelsorger. Sie unterstützten die Arbeit der Justizbeamten im Strafvollzug enorm, indem sie sich in Projekten für die Gefangenen engagierten.
Ein Justizsprecher sagte: „Die Themen für diese Projekte suchen sie sich frei aus und orientieren sich an den Bedürfnissen und Wünschen der Inhaftierten. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Resozialisierung der Gefangenen. Denn der Fokus aller Anstrengungen liegt immer darauf, dass sie nach ihrer Haftentlassung ein eigenverantwortliches und straffreies Leben führen.“ Wer die Witzesammlung aus dem Hünfelder Knast lesen möchte, bekommt sie noch nicht im Buchhandel. Es wird geprüft, ob ein Verlag bereit ist, das Buch in Serie zu drucken. Die Hünfelder Knast-Literaten haben schon das nächste Projekt geplant. „Wir denken da an Gedichte und lyrische Texte“, erklärt Gefängnispfarrer Leipold.
Jörn Perske | Mit freundlicher Genehmigung der dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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