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Hochwasser an der saarländischen JVA Ottweiler

31. Juli 2024

Obwohl die Justizvollzugsanstalt Ottweiler hoch über der saarländischen Stadt Ottweiler auf einem Hügel liegt, war die Anstalt am Freitag vor Pfingsten 2024 massiv von Hochwasser betroffen. Durch die tagelangen Regenfälle an der Saar deutete sich bereits am Vormittag die Katastrophe an. Das Rückhaltebecken des Flusses „Blies“ füllte sich bedrohlich. Doch aufgrund des vorhandenen Beton – Staudamms musste man glauben, dass es wie in den letzten Jahren nach starken Regenfällen glimpflich abgeht und die Wassermassen kontrolliert abgeleitet werden könnten.

Die nicht mehr mögliche Durchfahrt der einzigen Zufahrt zur JVA per Fahrzeug, die ca. 1 Meter unter Wasser stand. Im Titelbild sieht man das Ausmaß der Wassergewalt um die Häuser. Einige Erdgeschosswohnungen sind bis heute noch nicht nutzbar.

Am Mittag des Pfingstfreitags schlug die Einsatzzentrale des Landkreises Alarm, da der seitliche Natur-Damm, der das Wohngebiet absichert, immer mehr an seiner Stabilität einbüßte und gegen 13.30 Uhr brach, so dass sich erhebliche Wassermassen in die umliegenden Häuser samt Straßenführung ergossen. Zu diesem Zeitpunkt vollzog sich gerade der Schichtwechsel zwischen Früh- und Spätdienst des Gefängnisses, was gerade noch funktionierte. Auch wenn die JVA in Ottweiler von der „Blies“ nie erreicht werden kann, so führt die Zuwegung ausschließlich durch das Tal darunter am Wasserdamm des kleinen Flusses vorbei. Dieser Weg war nun abgeschnitten. Eine Alternative dazu per Auto gibt es nicht. Die Lage verschärfte sich am Abend, da es zu dieser Zeit keine sichere Möglichkeit mehr gab, die JVA zu erreichen bzw. zu verlassen.

Retter der JVA Ottweiler

Daher entschlossen sich die anwesenden Bediensteten, eine Doppelschicht zu fahren und somit zusätzlich zum Spätdienst noch eine Nachtschicht anzuhängen. Proviant war ja genug vorhanden. Gegen 22 Uhr meldete sich dann die Außenpforte bei der Zentrale, dass sich vor dem Tor der Anstalt etwa ein Dutzend Anwohner der Siedlung unterhalb der JVA eingefunden hatten, die vom Hochwasser betroffen waren. Diese hatten vom Krisenstab die Information erhalten, sich an der JVA in Sicherheit zu bringen und dort auf weitere Hilfe zu warten. Doch die blieb aus! Spontan entschied sich der leitende Zentralbeamte zusammen mit einigen Bediensteten, den Gestrandeten die Räumlichkeiten des Nachsorgehauses direkt unterhalb der Außenpforte anzubieten.

Dort konnten sie bei Verpflegung aus der Anstaltsküche und mit Decken ein Nachtlager aufschlagen und sicher die Nacht verbringen. Am Morgen wurden sie mit Booten in andere Quartiere evakuiert. Außerdem konnte dadurch gewährleistet werden, dass die Bediensteten nach dieser Doppelschicht endlich abgelöst wurden. Im Laufe des Samstags entspannte sich die Lage spürbar. Nach Pfingsten überbrachten die im Nachsorgehaus gestrandeten Anwohner voller Dankbarkeit Präsentkörbe und Grußkarten für die Retter der JVA Ottweiler.

Hans-Jürgen Schneider

 

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