In der biblischen Geschichte von dem Verbrecher am Kreuz neben Jesus wird das „schon und noch nicht“ auf den Punkt gebracht. Wir lesen davon bei Lukas; die anderen Evangelisten schildern dieses Detail nicht. Lukas aber ist es besonders wichtig, weil sein Evangelium einen Schwerpunkt darin hat, dass Jesus sich den Armen, Ausgestoßenen und den “Randfiguren” der Gesellschaft zuwendet. Von dem Verbrecher wissen wir nichts Näheres. Er hat auf jeden Fall einiges auf dem Kerbholz, hängt dort nach seiner eigenen Erkenntnis „zu Recht“. Der evangelische Gefängnisseelsorger Stefan Thünemann von der JVA Herford macht sich im Gittergespräch Gedanken zu dieser Perikope.
Natürlich hängt niemand zu Recht am Kreuz. Niemand wird “zu Recht” die Todesstrafe erhalten, obwohl heute wieder neu diese entgültige Strafe gefordert wird. Der sogenannte Verbrecher am Kreuz daneben muss irgendwie Jesus kennengelernt haben. Er ist davon überzeugt, dass Jesus nichts Unrechtes getan hat. Das bedeutet mehr, als dass er lediglich einen Justizirrtum feststellt. Darum geht es hier nicht. Sondern er vertraut sich – den sicheren Tod vor Augen – Jesus an. Er wird damit zum Vorbild, was zum Glauben kommen im tiefsten Sinne bedeutet: ohne Berechnung sich Jesus anvertrauen mit dem ganzen Leben. Dieser Verbrecher hatte weder etwas vorzuweisen – im Gegenteil –, noch konnte er sich eine Besserung seiner Lage erhoffen. Er hat sich Jesus einfach nur anvertraut: “Jesus, denke an mich, wenn du in dein Reich kommst.”
Lukas 23, 39-43
39 Einer der Verbrecher, die neben ihm [Jesus am Kreuz] hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Christus? Dann rette dich selbst und auch uns! 40 Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. 41 Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. 42 Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst! 43 Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.