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Gender spielt bei den Lebensälteren ebenso eine Rolle

24. März 2024

Im vergangenen Herbst wurde Diakon Dr. mult. Meins Coetsier, der zuvor für die Gefängnisseelsorge in den Justizvollzugsanstalten Hünfeld und Fulda tätig war, zum Dekanatskoordinator für die Altenheimseelsorge im Dekanat Fulda ernannt. Als gebürtiger Niederländer, der in Theologie und anderen Geisteswissenschaften tätig ist, betreut er jetzt 17 Senioreneinrichtungen im Dekanat Fulda und ist für die Weiterentwicklung der Altenheimseelsorge im Bistum Fulda verantwortlich. Im Gespräch spricht Coetsier über die demografische Altersstruktur der Gesellschaft, die auch die Gefängnisse betrifft.

Die demografische Struktur unserer Gesellschaft verändert sich, da die Menschen länger leben und damit der Anteil älterer Menschen zunimmt. Dies stellt sowohl die Altenpflege als auch die Pastoral vor neue Herausforderungen und Möglichkeiten. Die Altenpflegepastoral ist ein bedeutender Bereich der Seelsorge und ein wichtiger Bestandteil der kommunalen Seniorenarbeit, die sich speziell um die spirituellen und religiösen Bedürfnisse älterer Menschen kümmert. In einer Gesellschaft, in der die Bevölkerung immer älter wird, ist es von großer Bedeutung, dass Altenpflegeeinrichtungen und -dienste die Bedürfnisse und Wünsche älterer Menschen ernst nehmen und darauf eingehen. Die Altenpflegepastoral kann hierbei eine wichtige Rolle spielen, indem sie spirituelle Unterstützung, Trost, Begleitung und Gemeinschaft bietet. Sie kann älteren Menschen dabei helfen, Sinn und Bedeutung in ihrem Leben zu finden, mit Verlusten und Krankheit umzugehen und ein Gefühl der Verbundenheit und Zugehörigkeit zu erleben.

Gender spielt auch eine Rolle

Sensibel auf die Vielfalt der Lebensstilen, Glaubensrichtungen und spirituellen Bedürfnisse älterer Menschen einzugehen ist wichtig. Das kann dazu beitragen, dass das Alter als eine Phase des Lebens verstanden wird, in der spirituelles Wachstum und persönliche Entwicklung möglich sind. Durch den Einsatz qualifizierten Personals, spiritueller Angebote und einem respektvollen Umgang mit den BewohnerInnen können Altenpflegeeinrichtungen zu Orten werden, an denen Würde, Menschlichkeit und Spiritualität im Alter gefördert und geachtet werden. Das Thema Gender spielt auch in Altenheimen zunehmend eine bedeutende Rolle, da es um die Anerkennung und Wertschätzung verschiedener Geschlechtsidentitäten und -ausdrucksformen geht. Altenheime sollten sicherstellen, dass alle älteren Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht, Respekt und Unterstützung erfahren.

Musik, Kunst und Literatur

Wie in der Gefängnisseelsorge, kann die Integration von Musik, Kunst und Literatur in der Altenheimseelsorge und -pastoral dazu beitragen, den BewohnerInnen eine umfassende und bereichernde Erfahrung zu bieten. Durch den Einsatz von Musik können bei älteren Menschen oft tiefe emotionale Resonanzen hervorgerufen werden, die Gefühle und Erinnerungen auslösen. Musik kann Trost spenden, ermutigen und das Gefühl vermitteln, verstanden und verbunden zu sein. Darüber hinaus kann Musiktherapie bei der Bewältigung von psychischen und körperlichen Herausforderungen wie Depressionen oder kognitiven Beeinträchtigungen helfen. Die Kunstdient als Ausdrucks- und Kommunikationsmittel, um Gedanken, Gefühle und Erfahrungen zum Ausdruck zu bringen. Durch das Gestalten von Kunstwerken können ältere Menschen ihre Kreativität entfalten und ihre Sinne stimulieren, was sich positiv auf ihre geistige Gesundheit auswirken kann.

Literatur bietet die Möglichkeit, neue Welten zu entdecken, Gedanken anzuregen und eine kulturelle Verbindung herzustellen. Durch das Lesen von Geschichten oder das gemeinsame Diskutieren von Büchern können ältere Menschen geistig aktiv bleiben und sich mit anderen über ihre Eindrücke austauschen. Die Integration von Musik, Kunst und Literatur in der Altenheimseelsorge und Altenpflegepastoral ermöglicht einen ganzheitlichen Ansatz, der die psychische, emotionale und geistige Gesundheit älterer Menschen unterstützt und ihr Wohlbefinden fördert. Es ist von großer Bedeutung, diese kreativen und kulturellen Elemente in die Betreuung und Unterstützung älterer Menschen zu integrieren, um ihre Lebensqualität zu verbessern und einen umfassenden Ansatz in der Pflege und Seelsorge zu gewährleisten. Ein Beispiel für eine konkrete Umsetzung und einen Ansatz zur Weiterentwicklung der Altenheimseelsorge und Altenpflegepastoral im Bistum Fulda ist der Beitrag des diakonisch-ökumenischen Musikprojekts Elvis im Altenheim.

Berührung und Stärkung

Elvis und die Musik im Allgemeinen haben die einzigartige Fähigkeit, unsere Seele zu bewegen, unsere Stimmung zu beeinflussen und uns zu berühren. Musik als emotionales Ausdrucksmittel, wenn die Sprache versagt. In einigen Altenheimen ist es mittlerweile sehr ruhig geworden, was die Musik betrifft. Dafür sollen musikalische Segensandachten und das Projekt „Elvis im Altenheim“ auf Bistumsebene eingesetzt werden. Diese Angebote ermöglichen es den Menschen, in stiller Zwiesprache mit sich selbst ihre Seele zu stärken, ohne dass Worte ausgesprochen werden müssen. Es ist gewissermaßen eine persönliche seelsorgerische und musikalische Erfahrung, die gefördert wird. „Wir sprechen damit nicht diejenigen an, die ein Konzert erwarten, sondern Menschen, die sich in einer besonderen Stimmung befinden und sich in der Sprache der Musik als Gebet stärken möchten“, so der Diakon.

 

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