Welche Geräusche passen zum Hochfest des Heiligen Geistes? Einige Sounds aus dem Gefängnis sind ebenso pfingstlich deutbar. Jedes Fest hat seine Geräusche. Biblisch oder Liturgisch. Genauso gibt es Alltagsgeräusche, die symbolisch passen. Das Gloria mit Orgel, Schellen und Glocken… Nach Tagen des Schweigens aller Instrumente ist das ergreifender österlicher Sound. Bei „Tutti“ (alle Register einer Orgel) strömt die Luft in alle Pfeifen. Wer will, denkt hier bereits an den Pfingsten. Welche Geräusche passen zu Pfingsten?

Das laute Sturmesbrausen der Apostelgeschichte fällt einem ein. Und auch das Stimmengewirr in den Straßen Jerusalems, Simultanpredigten in allen damaligen Weltsprachen, lautes Sprachendurcheinander. Hinweis darauf, dass die Kirche in ihrer Geburtssunde universal ist, katholisch, eine aus allen Völkern. Beim Entlüften der Heizung zischt es. Die falsche Luft entweicht. Der Heizkörper blieb kalt, aber kaputt ist die Heizung nicht. Ein kleiner Handgriff reicht und überflüssige Luft entweicht. Warmes Wasser kann nachströmen. Es sei erlaubt, in diesem Zischen ein pfingstliches Geräusch zu erkennen. Vielleicht ist die Kirche nicht „kaputt“, nicht hoffnungslos am Ende, muss nicht ausgetauscht werden durch eine neue. Vielleicht hilft ein vergleichsweise kleiner Eingriff. Das tägliche „Komm Schöpfer Geist“, aus tiefstem Herzen gesprochen, könnte fasche Aufgeblähtheiten lösen, könnte die Einzelnen und die Kirche als ganze wieder an den Kreislauf des Gottesgeistes anschließen helfen.

Knacken der Müllpresse am Sonntag

An meinem langjährigen Arbeitsplatz hören die Inhaftierten jahrelang an jedem Sonntag während des Frühgottesdienstes bis zur Änderung des Ablaufes das laute Knacken der Müllpresse, das regelmäßig die Besinnung störte. Man hätte sich ärgern können. Man könnte die Presse aber auch bildlich deuten, pfingstlich. Neben dem realen Müll muss der seelische entsorgt werden, die üblen Taten, die Lebensschuld. Die allererste Gabe des Geistes am Osterabend war die Sündenentsorgung. „Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden erlasst, dem sind sie erlassen.“ (Joh 20,22f) Bei Reue und Umkehrbereitschaft entsorgt wie der Müll in der lauten Presse.

Gurren der Tauben

Ein weiteres Geräusch ist immer um Pfingsten herum durch die Kapellengitterfenster zu hören, das Gurren der Tauben. Einzelne Tiere wählen sich gar eine Zellenfensterbank als Stammplatz. Augustinus deutet es bildlich. Leise gurrend wie eine Taube wirbt und lockt auch Gottes Geist. Wir sind umzingelt von Verlockungen des Bösen – ja, auch. Genauso aber gibt es die Gnade Gottes, die uns umzingelt, umwirbt. Das Gurren der Taube vor dem Fenster ist passendes Bild für Gottes behutsames Werben um jeden.

Alfons Zimmer