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Das Meer suchend auf einer Nordsee-Insel

19. September 2021

In den Ferientagen auf eine Nordsee-Insel ans Meer zu fahren, das ist ein guter Gedanke. Ruhe und Erholung am großen Wasser mit Strand und Sonne. Dieses Jahr geht es auf die nordfriesische Insel Amrum in Schleswig Holstein. Die Überfahrt mit der Fähre und den vielen Fahrzeugen ist ungewohnt. Kennt man doch die Hälfte der ost- und nordfriesischen Inseln völlig autofrei. Die Nordsee begrenzt in natürlicher Weise ein Stück Erde wie die benachbarten Halligen. Eine Insel, ein Sandhaufen, inmitten der Nordsee, ist reizvoll, kann aber auch sehr begrenzend sein.

Durch die „Sandwüste“ zum Meer auf der nordfriesischen Insel Amrum.

Ein Gefangener sagt einmal, “ich würde am liebsten auf einer Insel leben und von allen Einflüssen verschont bleiben.” Ob das stimmt? Eine Gefängnis kann wie eine Insel verstanden werden. Auf der Insel Amrum kommt einem die Freiheit-versprechende Meeresbrise zunächst entgegen. Die Überfahrt ist verheißungsvoll. Über die Insel Föhr läuft das Schiff in den Fährhafen ein. Wieder festen Boden unter den Füßen. Bei der ersten Erkundung eine riesige Enttäuschung. Wo ist nur das Meer geblieben. Ebbe. Wasser ist nur in der Ferne zu sehen. Das Wattenmeer zeigt sich als schlickig-sandig-schwarzer Küstenabschnitt der Nordsee, mit Strandhafer und vielen geschützten seltenen Gräsern und Pflanzen. Ein sehr seltener Lebensraum, der zum Weltkulturerbe gehört.

Unweigerlich dem Meer begegnen

So ganz ohne Meeransicht habe ich mir das nicht vorgestellt!  Doch auf der Insel Amrum muss ich mich gedulden. Breite Dünenabschnitte und der für Amrum einzigartige Kniepsand erfordern zunächst einen längeren Fußmarsch, um dem Meer näher zu kommen. Da heißt es wandern und sich auf die Suche nach dem Meer zu machen. Fast wie eine Wüste auf endlosem Sandweg erscheint mir dieser besondere Kniepsandstreifen auf Amrum. Da muss ich durch. Wie im täglichen Leben, da gibt es nicht immer Meeresblick mit Freiheitsgefühl und Weite! Ich muss es mir erarbeiten. Ich gebe die Hoffnung nicht auf: der Blick übers weite Meer wird kommen!

Mal wieder Ebbe, wieder warten

Am Nordstrand von Amrum erblicke ich Strandkörbe. Zur Zeit meines Besuches ist wieder Ebbe. Das heißt warten. Das Warten kann gestaltet sein. Mit dem Genießen der Meeresluft und dem Anblick der Dünen. Oder im Dorf mit dem vielsagenden Namen „Nebel“ die seltenen reetgedeckten Häuser mit den satt-bunten Blumengärten. Regen zieht auf. Das Wetter ist wechselhaft auf einer Insel. Genau wie die stetig wechselnden Farben unserer Lebensalltage! Eine Insel, ein Sandhaufen, inmitten der Nordsee, ist reizvoll, kann aber auch sehr begrenzend sein.

Michael King

 

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