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Ein echter Christ-Baum: Spielraum und Zeitfenster der Seelsorge

18. Dezember 2024

In einer Justizvollzugsanstalt steht seit einiger Zeit ein Christbaum. Eigentlich stehen dort sogar viele Christbäume auf den unterschiedlichsten Abteilungen und in den unterschiedlichsten Räumen. Sie alle tun das, wofür Christbäume da sind: Sie machen Freude und geben Licht durch ihre Anwesenheit, durch ihren Schmuck und ihre Beleuchtung.

Seelsorge braucht Räume

Jonathan Werner aus Wien-Josefstadt ist Gefängnisseelsorger und Koordinator für die 28 Justizanstalten (JA) in Österreich. Er sagt: „Die größte Herausforderungen sind die (Spiel) Räume. Seelsorge braucht Zeiträume und tatsächliche Räume zur Begegnung und Begleitung. Diese Räume und Zeitfenster stehen je nach Anstalt in unterschiedliche Maß zur Verfügung“, erläutert Werner. In einem Instagram Beitrag der österreichischen Justiz unter dem #AskJustiz antwortet der Gefängnisseelsorger auf die Frage, was die Herausforderungen in seinem Job sind. Jonathan Werner hat in Salzburg angefangen als Gefängnisseelsorger zu arbeiten und war in der JA Garsten tätig. „Mir gefällt der Grundgedanke der Gerechtigkeit, wobei ich erlebe, wie unterschiedlich die Konzepte hierbei sind und wie schwer ihre Verwirklichung“, sagt der jetzige Koordinator in der JA Wien-Josefstadt. Einer seiner wichtigsten Leitsätze stammt vom ehemaligen Aachener Bischof Klaus Hemmerle. Er lautet: „Lass mich dich lehren, dein Denken und Sprechen, dein Fragen und Dasein, damit ich daran die Botschaft neu lernen kann, die ich dir zu überliefern habe.“

Ein echter Christ-Baum

Ohne die Christbäume hinter den Gittern, wäre Weihnachten wenig festlich, weniger schön. „Dieser eine Christbaum in der Anstalt, den ich meine ist anders“, sagt Werner. „Nicht, weil er anders sein wollte, sondern, weil man ihn einfach vergessen hat. Jetzt steht er da in einem Gang im Erdgeschoß und spricht auf ganz besondere Weise zu denen, die an ihm vorübergehen. Er spricht sogar viel lauter und deutlicher als seine Kameraden im Festtagsschmuck“, erzählt der in Aachen geborene Seelsorger. Der „kahle“ Christbaum fällt auf, weil er nicht geschmückt ist. Ein wunderschöner, tiefgrüner, aber ungeschmückter Baum. Fast hat man Mitleid, fast tut es weh ihn zu betrachten.

Vielleicht ist dieser Baum aber der passendste, der ehrlichste und der wichtigste Baum in der Justizvollzugsanstalt. Ein echter „Christ-Baum“ Er steht für die, die nicht Anteil haben können am Fest. Weil man sie vergessen will, weil man sie ausgrenzt, weil für Sie einfach niemand mehr was übrig hat. „Dieser Baum und die Menschen die er repräsentiert – Sie haben mein Herz!“

Jonathan Werner | JA Wien-Josefstadt

 

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