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Der Hoffnung mehr trauen als alten Gewohnheiten

4. Mai 2025

Die Freunde Jesu waren als Fischer zurückgekehrt, um wieder fischen zu gehen, wie in alten Zeiten – als wenn nichts gewesen wäre. So wird es uns von einigen Jüngern Jesu im letzten Kapitel des Johannesevangeliums berichtet. Erst die erstaunlichen Begegnungen mit dem auferstandenen Jesus voller Zuversicht, dass Leben ist durch den Tod hindurch mit viel Bewegung in eine neue, befreiende Zukunft hinein, und dann dieser Rückschritt zurück in alte Gewohnheiten nach dem Motto: früher wussten wir noch, woran wir waren, jetzt ist alles ungewiss.

Diese Erzählungen stammen aus Erfahrungen der ersten christlichen Gemeinden in Kleinasien und sind dem Johannesevangelium hinzugefügt worden. Offensichtlich gab es bereits unter den ersten Christinnen und Christen Ernüchterung, vielleicht auch Resignation: ist das wirklich wahr mit diesem Glauben über den Tod hinaus? Ist die Botschaft dieses Jesus, dass Gott die Liebe ist und deshalb Barmherzigkeit und Versöhnung mehr wert wären als Vergeltung und Rache wirklich alltagstauglich? Ziehen wir da nicht ständig den Kürzeren? Und wie unsicher sind diese Auferstehungsberichte, lohnt es sich wirklich, darauf sein Leben zu bauen?

Zurück zu alten Gewohnheiten

Da kommen Erfahrungen ins Evangelium, die wohl jede und jeder kennt. Wie oft spricht auch in uns der Petrus und sagt: ich gehe fischen, und wir gehen mit. Zurück also zum Gewohnten, Sicheren, wo du weißt, woran du bist, was du im Griff hast, was du kennst. Es mögen erlebte Enttäuschungen sein oder einfach nur eine Alltagsermüdung, die uns in unserer Sehnsucht nach Heil, ganz Sein und bedingungslosem aufgehoben Sein ausbremsen und zurückhalten und in alte Gewohnheiten zurückfallen lassen.
Das Evangelium sagt, wohin das führt: sie fingen nichts. In diesen Tagen versuchen auch einige der führenden Kirchenmänner in Rom, den Aufbruch der Kirche, den Papst Franziskus initiiert hat, abzuschließen, um zu alten Machtstrukturen zurückzukehren. Auch ihnen sagt das Johannesevangelium im letzten Kapitel (auf sachsen-anhaltinisch übertragen): das wird nüscht!

Alte Glaubenssätze lähmen

Da ist es sehr tröstlich zu hören, wie am Morgen nach einer Nacht solcher enttäuschenden Rückschritte plötzlich Jesus am Ufer steht. Auch wenn er zunächst nicht erkannt wird, weil der eigene Blick noch so rückwärtsgewandt getrübt ist wie bei den Jüngern damals, er ist es. Es ist eine Ahnung im Herzen, leise, doch unaufhörlich: da ist mehr, es lohnt sich, neu aufzubrechen und der Sehnsucht mehr Recht zu geben als den alten Glaubenssätzen, die sich mächtig gebärden und doch nur lähmen. Macht euch erneut auf, werft das Netz auf der anderen Seite aus und ihr werdet reichen Fang machen, sagt Jesus den Jüngern. Sie wagten es nicht, ihn zu fragen: wer bist du? Denn sie wussten, dass es Jesus war. Da tauchte in ihnen diese Lebendigkeit wieder auf, die sie erfahren hatten in der Begegnung mit Jesus.

Der Hoffnung mehr trauen

Das ist so, wie wenn in einer Resignation plötzlich eine Geste, ein Wort oder etwas anderes aus einer Begegnung mit einem Menschen in die Erinnerung kommt, in der du vor langer Zeit zu spüren bekamst: du bist geliebt! Das vergisst du nie, es mag verschüttet sein, aber es ist da. Und, so das Evangelium, sie fingen ganz viel, so dass das Netz fast zu zerreißen droht. Die Erzählung endet mit überraschend großem Reichtum an Vielfalt. Wie die ersten Christinnen und Christen will das Evangelium ermutigen, unserer Hoffnung, die in uns ist, mehr zu trauen als den gelernten Glaubenssätzen. Sie ist uns im göttlichen Atem eingegeben, von ihr sind wir belebt – und sie wirkt, wo immer wir ihr Raum verschaffen.

Christoph Kunz | Johannes 21, 1-14

 

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