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Die Arbeit im Gefängnis hat mich Demut gelehrt

16. April 2019

Bereits der Eintritt in die Justizvollzugsanstalt ist ein besonderer Moment, denn als die schwere, automatisch schließende Eingangstür hinter mir ins Schloss fällt, steigt ein eigenartiges Gefühl in mir auf. Natürlich weiß ich, dass ich gleich, nach dem Sicherheitscheck und dem Gespräch mit Gefängnisseelsorger Günter Berkenbrink auch wieder raus komme aus dem Knast. Dennoch kann ich jede Minute mehr nachvollziehen, wie es sich anfühlen muss, hier eingesperrt zu sein – meist jahrelang.

Günter Berkenbrink in seinem Büro der Justizvollzugsanstalt Wuppertal-Ronsdorf.

„Das Thema fehlender Außenkontakt ist hier ein ganz großes“, beginnt Günter Berkenbrink, Gemeindereferent und seit Öffnung der JVA Wuppertal-Ronsdorf 2011 Gefängnisseelsorger hier, unser Gespräch. Nachdem wir lange Gänge durchschritten und mindestens ein Dutzend Türen aufgeschlossen haben, die hinter uns krachend wieder ins Schloss fielen, kommen wir im Büro von Berkenbrink an. Zurzeit sind etwa 400 Gefangene hier in der JVA.

Bistumsweite Seelsorge im Knast

16 Gefängnisseelsorger arbeiten im Erzbistum Köln. Wuppertal-Ronsdorf ist das einzige Jugendgefängnis im Erzbistum Köln und aufgrund seiner Größe gibt es hier mit Günter Berkenbrink noch drei Seelsorger, einen katholischen, zwei evangelische. Einzelgespräche sind eine Form der seelsorgerischen Arbeit von Berkenbrink, der seit 1998 Gefängnisseelsorger ist. Bis zu 15 Gefangene bitten täglich um ein solches Gespräch, schriftlich per Antrag. Diese Unterhaltungen unterliegen der Schweigepflicht, deshalb öffnen sich die jungen Männer dem Gefängnisseelsorger meist schnell, auch, weil sie spüren, dass er es wirklich gut mit ihnen meint. „Es geht um Trost ganz oft. Ich höre zu und teile auch Ohnmacht mit ihnen“. Manchmal schenkt er ihnen einen Rosenkranz. „Der hat für viele deshalb eine große Bedeutung, weil er eben sofort zu etwas eigenem, etwas ganz persönlichem wird. Gebetet wird er fast nie, obwohl ich den Gefangenen immer sage: Wenn ihr einmal rund seid, seid ihr eurer Haftentlassung eine halbe Stunde näher“.

Die Kirche im Jugendvollzug der Justizvollzugsanstalt Wuppertal-Ronsdorf. Foto: Christian Stüben.

Kirchbesuch auch im Gefängnis

Vier Gottesdienste bieten Berkenbrink und seine Kollegen den Gefangenen an, mit vorbereitet von sechs bis acht Gefangenen, die sich jeden Mittwochabend treffen. Das die kleine, moderne, helle Kirche meist gut gefüllt ist hat wiederum oft mit dem Thema „fehlender Außenkontakt“ zu tun. Zu Beginn einer Untersuchungshaft verbringen die jungen Männer hier nämlich bis zu 21 Stunden auf Ihrer Zelle. „Da ist jede Art von Abwechslung willkommen, auch ein Gottesdienst“, schmunzelt Berkenbrink, wird kurz darauf aber sehr ernst.

„Die Atmosphäre hier ist oft so konzentriert, so dicht, gerade dann, wenn die Jungs hier ihre Kerze entzünden und das Licht weitergeben“. Wer für sie Licht ist, hat der Gefängnisseelsorger sie mal gefragt, als es um die Bergpredigt ging. Die Antwort war: „Sie, Herr Berkenbrink. Einfach, weil sie da sind“.

Martin Mölder  | Finanzbericht des Erzbistums Köln

 

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