Die hessische Justizvollzugsanstalt Hünfeld hat am Wochenende für die Angehörigen der Bediensteten ihre Türen an der Molzbacherstraße in den Knast geöffnet. Wie sieht das Leben und die Arbeit hinter den dicken, grauen Mauern in der Hünfelder Anstalt aus? Eine Frage, die sich viele Familien, Freunde und Verwandte im Landkreis Fulda und darüber hinaus stellen. Die Gefängnisseelsorge mit ihren Ehrenamtlichen war dabei.
„Schatz, ich fahre jetzt in die JVA“ – diese Worte hören einige Kinder und PartnerInnen jeden Morgen. Zumindest diejenigen, deren Eltern in der Justizvollzugsanstalt Hünfeld arbeiten. Am Wochenende konnten die Justizvollzugsbediensteten ihren Angehörigen ihren ungewöhnlichen Arbeitsplatz hinter Gittern vorstellen. Da die Arbeit in einem Gefängnis nicht leicht und mit strengen Sicherheitsvorkehrungen verbunden ist, hat sich das Hünfelder Gefängnis etwas ausgedacht: Ein Sommer-Familientreffen über zwei Tage in der JVA. Die Gefängnisseelsorge und Ehrenamtliche waren dabei, um den Familien der Bediensteten zu begegnen.
JVA Besichtigungstour
Nach vielen Vorbereitungen, versammelten sich sowohl am Samstag- als auch am Sonntagnachmittag insgesamt mehr als 300 BesucherInnen, um die unterschiedlichen Bereiche des Gefängnisses kennenzulernen. Damit es auf den Fluren der JVA nicht zu voll wurde, hatte jeder Bedienstete die Möglichkeit, eine beschränkte Anzahl an Gästen einzuladen. Es gab eine Besichtigungstour durch die Anstalt: vorbei an der Kammer, wo die Kleidung und Besitztümer der Gefangenen verwaltet werden, an der Essensausgabe der Küche, mit einem Rundgang durch die Werkbetriebe, sowie ein Einblick in die Sicherheitsmaßnahmen und Gegenstände und dazu die Möglichkeit einen leeren Haftraum von innen zu sehen.
Gefängniskirche und Segens-Sterne
So war ein Besuch in der Gefängniskirche möglich, wo Gefängnisseelsorger Diakon Dr. Meins Coetsier die Gäste an beiden Tagen einlud. Mit dabei waren die Ehrenamtlichen MitarbeiterInnen. Der ehrenamtliche Musiker Addi Haas spielte am Samstag für die Besucher sowohl auf dem Klavier und dem Akkordeon als auch auf der Orgel sowie mit afrikanischen Trommeln. Die BesucherInnen freuten sich über die schönen Klänge und Töne der Bongos und Gitarre, die speziell von der Gefängnisseelsorge zur Verfügung gestellt worden waren. Eine Sonderausgabe einer Segens-Sternekarte, mit dem Motiv des Sternenhimmels des Andachtsraums, war für den Tag der offenen Tür gedruckt worden.
Orte des Dienstes in einer JVA
Die Familien konnten neben dem Kirchenbesuch den Gefangenentransporter besichtigen, den Gefängnishund kennenlernen und erfuhren in der Sporthalle eindrucksvoll, wie Sicherheitseinsätze funktionieren. Am Ende wurde von allen ein Foto vor einer alten Gefängnistür bei der Pforte gemacht. Für Kinder und Jugendliche gab es als Andenken ein hessisches „Justiz-Frisbee“, einem Sportgerät in Form einer runden, gewölbten Scheibe aus Plastik. Die Kinder, die den Arbeitsplatz ihrer Papas und Mamas kennenlernen konnten, zeigten sich beeindruckt. Es ist für Angehörige der Bediensteten interessant und wertvoll zu sehen, an welchen Orten der Dienst in einer JVA verrichtet wird. Gesellschaftliche Vorurteile und persönliche Ängste können somit überwunden werden. Das gelungene Familienwochenende in der JVA Hünfeld mit Einsatz der Kirche hat den BesucherInnen eine außergewöhnliche Gelegenheit gegeben, sich einen Eindruck von der Justizvollzugsanstalt und ihren Aufgaben zu verschaffen.