In einer Feierstunde ist Pastoralreferent Wolfgang Mayer nach fast 30 Jahren in der Gefängnisseelsorge in den Ruhestand verabschiedet worden. Mit einem Gottesdienst begann die Feier, die aufgrund der geltenden Corona-Vorschriften im kleineren Kreis gefeiert werden musste. Dennoch waren Inhaftierte, Kollegen aus der Gefängnisseelsorge, MitarbeiterInnen aus der JVA Ulm und einige Freunde und Bekannte des langjährigen Gefängnisseelsorgers in die Justizvollzugsanstalt Ulm gekommen.
Im Gottesdienst predigte Wolfgang Mayer über Mt 5,13-16 „Vom Salz der Erde und vom Licht der Welt“ und sprach der Festgemeinde ermutigende Worte zu. Die GottesdienstbesucherInnen erhielten einen kleinen Salzstreuer geschenkt. Jede/r einzelne soll “Salz der Erde sein”, so Mayer. Im Anschluss an den Gottesdienst bedankte sich der Leiter der JVA Ulm, Leitender Regierungsdirektor Schiefelbein bei Herrn Mayer mit sehr wertschätzenden Worten für sein langjähriges Engagement und den wichtigen und „Not-wedenden Dienst“. Für die Diözese Rottenburg-Stuttgart überbrachte Dekan Peter Holzer Grüße und den Dank der Bistumsleitung. Dass Wolfgang Mayer in der JVA Ulm eine Lücke hinterlässt, betonte Dekan Holzer in seinen Worten im Namen der KollegInnen aus Baden-Württemberg. Humor gehört unbedingt zur Arbeit in der Gefängnisseelsorge, dies machte in seinem Grußwort Hubertus Mayer aus der JVA Heilbronn deutlich.
Wolfgang Mayer war in seiner Dienstzeit auch auf der Bundesebene aktiv, deshalb verlas Dekan Holzer einen Brief des Vorsitzenden Andreas Bär vom Verein Katholische Gefängnisseelsorge in Deutschland e.V. Nach den Grußworten hatten alle Anwesenden bei einem Stehempfang die Gelegenheit mit Wolfgang Mayer in Erinnerungen zu schwelgen und vielfältigen persönlichen Dank auszusprechen. Mit den folgenden Worten resümierte Wolfgang Mayer am Ende des Gottesdienstes seine Dienstzeit:
Jetzt heißt es, Adieu zu sagen. 29 Jahre und 3 Monate war ich hier. In meinem Einführungsgottesdienst, in dem ich mich am 7. Februar 1993 als „Der Neue“ vorgestellt habe, habe ich gesagt: „Ich freue mich sehr, mehr und mehr hier hineinzuwachsen, und ich versuche, Ihnen alles das anzubieten und zur Verfügung zu stellen, was ich kann und was ich bin.“ So habe ich nach und nach die Schwerpunkte meiner Seelsorgearbeit aufgebaut. Ich kann das jetzt unmöglich alles aufzählen, es ist ganz Vieles, ganz unterschiedliche Dinge. Die Menschen, mit denen ich hier im Gefängnis zu tun hatte, egal ob Gefangene, uniformierte Bedienstete, Fachdienste oder sonstige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wissen, dass ich meine Arbeit mit Leib und Seele, mit Herz und Hand gemacht habe, ganz authentisch, eben auf meine persönliche Art, dass ich ein Herz hatte für meine Kundschaft, dass ich den Menschen zugewandt und HERZlich begegne.
Ich hoffe, dass ich selbst – zumindest zu einem großen Teil – das verkörpert und gelebt habe, wovon ich uns (!) in der Predigt gesprochen habe. Aber selbstverständlich habe ich auch manchmal gemerkt, dass ich´s nicht so gut hinbekommen habe, wie ich es eigentlich von mir gefordert hatte. „Ich versuche, Ihnen alles das anzubieten und zur Verfügung zu stellen, was ich kann und was ich bin.“ Auch wenn Manches unvollkommenes Stückwerk geblieben ist bin ich DANKBAR für ganz Vieles dieser fast 30 Jahre, Dankbar für ganz viel Vertrauen, dankbar für so manche wertvolle Gedanken und Anstöße, dankbar für viele schöne persönliche Begegnungen, auch, dass oft viel Freude und Spaß und Blödelei mit dabei war, und so weiter und so fort. Zum Jahresende gehe ich also weg. Ich wünsche Euch ganz viel Gutes und Erfreuliches auf Euren persönlichen Lebenswegen. Behüte Euch Gott, Adieu, Gott Befohlen!
Wolfgang Mayer | Peter Holzer, JVA Bruchsal