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Der dunkle Ort des Gefängnisses wirkt durch den Schnee heller

9. Februar 2021

Der heftige Schneefall der vergangenen Tage hat die ostwestfälische Justizvollzugsanstalt Herford in ein weißes Kleid gehüllt. Freistundenhof und Sportplatz sind schneebedeckt. Bizarre Formen durch Schneeverwehungen sind entstanden. Im Brennglas des Knastes wirkt der Schnee friedvoll. Seit Jahren gab es kein solch ein Bild mehr. Die letzte Winterlandschaft war wohl im Jahr 2013. Herford liegt auf 80 m Meereshöhe. Schnee ist in dieser Menge eine Seltenheit. Inhaftierte Jugendliche im Jugendvollzug freuen sich darüber. Sind aber ebenso genervt, weil dadurch einiges ausfällt.

Die derzeitigen Schneemassen sind nicht nur schön anzusehen. Sie stellen die Bediensteten und Gefangenen vor neue Herausforderungen. Aufgrund des Schneesturmes sind fallen die Ausbildungsbetriebe, Sportmaßnahmen und Schulunterricht für die Inhaftierten an einem Tag aus. Grund dafür ist, dass viele Bedienstete auf dem Weg zu ihrem Dienst stecken bleiben. Die Situation auf dem ungeräumten Bediensteten-Parkplatz mitten in der Stadt Herford kann erst später entschärft werden. Wohin mit den Fahrzeugen der Bediensteten? So greifen Pädagogen und Seelsorger zur Schneeschippe, um erst einmal Trampelpfade in die verschneite Knastwelt zu schieben. Der Bediensteten der Ausbildungsbetriebe übernehmen eine ganze Schicht.

Einige Impressionen in der Bilderstrecke

Schönheit und Gefahr

Innerhalb der Justizvollzugsanstalt unterstützt ein Kleintraktor mit Schneepflug die Arbeiten. Dieser wird normalerweise in der Gärtnerei, die sich draußen befindet, eingesetzt. Die jugendlichen Gefangenen helfen im geschlossenen Bereich der Anstalt in kleinen Teams mit. Im sogenannten Spiegel, dem Bereich, in dem die Gefangenen sich sammeln, zur Arbeit gehen und in die Freistunde, sind durch das Einrücken der Inhaftierten Schmutzspuren auf dem Boden entstanden. Der Schnee von „draußen“ lässt sich von den Schuhen nicht so leicht abschütteln. Schneeballschlachten sind in der Freistunde absolut verboten. Zu groß ist die Gefahr, dass jemand verletzt wird. Der Bereich nahe am Gebäude ist mit Absperrband abgetrennt. Die Minusgrade lassen Eiszapfen an den Scheinwerfern unter dem Dach bilden. Sie stellen eine Verletzungsgefahr dar.

Ein Inhaftierter, der die weiße Pracht als Abwechslung sieht, sagt: „Jetzt ist der Knast in Schnee gehüllt. Das ist wie wenn sich die JVA die besten Kleider anzieht. Es wirkt alles friedvoller. Der dunkle Ort wird heller. Irgendwie sieht alles verzaubert aus“, so der 20 jährige aus Marokko. „Schnee gibt es in meinem Heimatland nicht. Schade, dass ich das jetzt nicht draußen erleben kann“, fügt er hinzu. „Das bisschen Schnee bringt alles im Knast durcheinander“, moniert er. Durch die Schneeräumung und den daraus resultierenden Personalmangel sind manche Gefangene nicht aus ihren Hafträumen gekommen. „Dies wird jetzt wieder anders“, sagt ein Bediensteter, „der Schnee ist geräumt und der Dienstbetrieb geht normal weiter.“

Michael King | JVA Herford

 

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