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Ein Weihnachtsbrief an 1.500 Inhaftierte in elf Sprachen

6. Dezember 2023

Weihnachten im Gefängnis – das ist für viele Inhaftierte eine emotionale Herausforderung. Bischof Felix Genn hat zu Beginn der Adventszeit einen Brief an die Gefangenen in den Justizvollzugsanstalten im Bistum Münster verfasst. Rund 1.500 Schreiben sind an inhaftierte Menschen über die Gefängnisseelsorge versendet und in elf Sprachen übersetzt worden.

Prozession unter dem Motto „Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden“. Eine alte Tradition seit 1382, als in Münster über 8.000 Menschen an der Pest starben und ein Großbrand die Stadt verwüstete. In der Mitte Felix Genn, Bischof von Münster, auf dem Weg in den Dom. Foto: Imago

Der Bischof bezeichnet in dem Brief Weihnachten als ein besonderes Fest: „Seine einzigartige Stimmung dringt sogar durch die Mauern, die Sie umgeben.“ Möglicherweise spüre man das an Dekoration, Weihnachtsliedern oder weihnachtlichen Süßigkeiten, möglicherweise aber auch vor allem innerlich: „Vielleicht haben Sie noch mehr Sehnsucht als sonst nach den Menschen, die Ihnen wichtig und lieb sind. Oder vielleicht fühlen Sie sich von allen verlassen und empfinden dies stärker als zu anderen Zeiten des Jahres.“ Denn Weihnachten sei „ein Fest voller Gefühle“. Ob Geborgenheit, Glück, Einsamkeit oder Sehnsucht: All diese und viele andere Gefühle würden durch und an Weihnachten verstärkt.

Sie sind Gott wichtig

„Das zentrale Gefühl an Weihnachten ist die Liebe“, schreibt der Bischof weiter. Als Christ glaube er, „dass an Weihnachten Gott als Kind in der Krippe zu uns Menschen gekommen ist – weil er uns liebt. Das ist einerseits kaum zu verstehen und zu fassen. Andererseits ist es aber auch wieder ganz einfach: Gott liebt uns. Deshalb möchte er bei uns sein, so, wie wir auch gern in der Nähe von Menschen sein möchten, die uns lieben und die wir lieben. “Der Bischof versichert den Inhaftierten: „Gott hat diese Sehnsucht auch nach Ihnen. Ich weiß nicht, ob Sie das glauben können oder ob es Ihnen fremd ist. Aber ich bin überzeugt: Sie sind Gott wichtig, wie auch immer Ihr Leben verlaufen ist, es Ihnen gerade geht und Sie in die Zukunft schauen.“

Gott wolle, dass das Leben jedes Menschen gut werde. Das zeige er jedem und jeder durch Begegnungen mit anderen Menschen. „Zum Weihnachtsfest und für Ihr weiteres Leben wünsche ich Ihnen möglichst viele solcher Menschen, die sich Ihnen zuwenden“, schreibt der Bischof deshalb. Er ermutigt abschließend: „Vielleicht können auch meine Zeilen dazu beitragen, dass Sie spüren: Sie sind ein wertvoller Mensch, Sie sind geschätzt und verdienen es, auf Ihrem Weg zu einem gelingenden und guten Leben begleitet und gestärkt zu werden.“

Sehnsucht an Weihnachten groß

In der JVA im niederrheinischen Geldern hat Hans-Gerd Paus die vergangenen Jahre die Briefe verteilt, die aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht direkt an die Gefangenen adressiert werden können. „Für viele Inhaftierte ist der Brief des Bischofs der einzige Weihnachtsschmuck, den sie in ihrer Zelle haben“, weiß er, „sie stellen vor der Karte mit einem weihnachtlichen Motiv eine kleine elektrische Kerze auf.“ Und das, obwohl sie ein ruhiges Weihnachtsfest im Kreise der Familie oft nie erlebt haben. „Die Sehnsucht nach Weihnachten steckt dennoch im Menschen“, sagt Paus. Er ist inzwischen in Rente und auf Pilgertour. Gerade in der dunklen Jahreszeit werden die GefängnisseelsorgerInnen besonders häufig für Gespräche angefragt. Die Gefängnisseelsorge ist aber nicht nur an den Feiertagen für die Gefangenen da, sondern das ganze Jahr.

Anke Lucht | Bistum Münster

 

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