Aussagekräftige Cover und eine kritische Berichterstattung gehören zu den Markenzeichen des lichtblick, der mit dem Zusatz „unzensierte Gefangenenzeitung seit 1968“ wirbt. Der “lichtblick” Sprecher der Redakteurgemeinschaft, Andreas Bach, stellt im Gespräch klar, dass bei den anderen Gefängniszeitungen eine Person aus der Gefängnisleitung im Impressum als presserechtlich verantwortlich aufgeführt wird. Das ist beim lichtblick anders. „Bei uns stand von Gründung an ein Gefangener im Impressum”, so der Gefangenen-Redakteur.
“Unsere Zeitung wird nur von Gefangenen produziert und nur sie bestimmen die Inhalte“, betont Bach. Es war kein Zufall, dass die Zeitung 1968 gegründet wurde, in dem Jahr, das für einen gesellschaftlichen Aufbruch auf allen Ebenen steht. Da brauchte es auch keinen Impuls von Außen. Auch in Gefängnissen, Heimen und anderen staatlichen Institutionen kämpften Gefangene für ihre Rechte und gründeten Zeitungen, um sich besser Gehör zu verschaffen.
Inhaftierte als Autoren
Viele der damals gegründeten Medien sind längst Geschichte. Doch der lichtblick hat auch nach mehr als 50 Jahren noch ca. 7500 AbonnentInnen für die Druckausgabe. Dazu kommen noch einmal rund 12000 Menschen, die die Zeitung Online lesen. Das Erfolgsrezept der Zeitung besteht für Andreas Bach darin, dass es eine kleine, gründlich arbeitende Redaktion gibt. Die legt die Schwerpunktthemen fest und fragt die AutorInnen an. „Grundsätzlich können alle Gefangenen AutorIn des lichtblick´s werden. Allerdings wird in der Redaktion schon auf den Schreibstil geachtet. „Wenn jemand nur aus der Ich-Perspektive schreibt und der Text nur auf eine Person bezogen ist, dann ist nicht für die Veröffentlichung geeignet.“
Im Knast online lesen?
Aktuell gehört die lichtblick-Redaktion zu den wenigen, die schon im Gefängnis Zugang zum Internet haben. In den nächsten Monaten soll die digitale Welt allerdings in sehr begrenzter Form in den Berliner Gefängnisalltag Einzug halten. Bach setzt sich dafür ein, dass “der lichtblick” zu den Seiten gehört, die dann auch online im Gefängnis gelesen werden können. Dass eine Zeitung, in der Gefangene unzensiert berichten, können, weiterhin gebraucht wird, zeigte sich bei der Vorbereitung der aktuellen lichtblick-Ausgabe Anfang September 2021. Da geht es im Vorfeld der Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus um die Frage, wie sich die Parteien zu den grundsätzlichen Rechten der Gefangenen positionieren.
Alle im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien mit Ausnahme der AfD wurden von der Lichtblick-Redaktion angeschrieben. „Ausgerechnet die SPD ließ die Anfrage unbeantwortet“, wundert sich Andreas Bach. Auch Themen wie Tariflohn für Gefangene, die im im Knast arbeiten und deren Einbeziehung in die Rentenversicherung sind Themen im lichtblick. Vor einigen Jahren wurden diese Forderungen öffentlich diskutiert, weil die damals in der JVA Berlin-Tegel gegründete Gefangenengewerkschaft Druck machte. Die von ihr herausgegebene Zeitung Outbreak ist allerdings nur dreimal erschienen. Der Lichtblick hingegen will weitermachen. Kleinanzeigen für Brief- und Beziehungskontakte und das obligatorische Frauen- und Männerbild in der Mitte des Heftes, ist für manche ein Anreiz, die Zeitung zur Hand zu nehmen.
Die Finazierung
Auf der Titelseite der aktuellen Ausgabe wird für Spendengelder geworben. “Ohne Euch kein lichtblick”, steht auf dem Cover. Damit startet ein großer Spendenaufruf. Für die Kosten des Vertriebs und des Versands kommt die Gefängnisverwaltung auf. Für die Erneuerung der Technik ist die Redaktion verantwortlich. Sie benötigt dringend neue Rechner. „Die Anschaffung würde unser Spendenbudget sprengen und aufgrund eines Crash, sind wir nun nach 15 Jahren auf neue Rechner angewiesen“, schildert Redakteur Andreas Bach die Dringlichkeit.
Peter Nowak | der Freitag