Kriminalität und Gefängnis üben zweifelsohne eine große Faszination auf aus. Als Motive in Filmen, Fernsehserien und Romanen sind sie allgegenwärtig. Doch während wir abends auf dem Sofa sitzen und fasziniert den erfundenen Verbrechen und ihren fiktiven Konsequenzen folgen, bleiben wir über die eigentliche Realität von Kriminalität, unserem gesellschaftlichen Umgang mit ihr und den Auswirkungen für die Betroffenen im Dunkeln. Der Berliner Verein Tatort Zukunft will dem etwas entgegensetzen. In den sozialen Medien starten sie eine Kampagne, die durch die Aktionstage Gefängnis motiviert sind.
Im Dezember 2016 wurde das Netzwerk Kriminologie in Berlin gegründet, um einen interdisziplinären Austausch zwischen jungen WissenschaftlerInnen in ihren Fachbereichen zu fördern. Innovative, evidenzbasierte Bildungs- Beratungs- und Resozialisierungsprojekte inner- und außerhalb des Gefängnisses in Deutschland werden initiiert. Im Mai 2018 formierte sich dazu der unabhängige und gemeinnützige Verein Tatort Zukunft e.V. Die Vorstellungen vom Justizvollzug werden maßgeblich durch die Unterhaltungsindustrie und die Boulevardpresse geprägt. Für eine funktionierende Demokratie brauchen wir aber mündige BürgerInnen, die informiert sind und kritisch hinterfragen, ob der Staat in ihrem Namen gut und richtig handelt. Es gibt ein verankertes Sicherheitsbedürfnis und niemand möchte Opfer einer Straftat werden. Gerade deswegen brauchen wir eine auf wissenschaftlichen Erkenntnissen fußende Debatte, wie wir mit Kriminalität im 21. Jahrhundert gerecht, human und effektiv umgehen können.
- Für welche Verbrechen wird man mit dem Freiheitsentzug bestraft?
- Welche Rolle spielen Deliktart, Alter, Geschlecht, Herkunft und sozialer Status in der Zusammensetzung der Gefängnispopulation?
- Wie sehen die Routinen und typischen Probleme im Gefängnisalltag aus?
- Wie gut gelingt die Resozialisierung während der Haft und nach der Entlassung?
- Macht uns das Gefängnis als Gesellschaft eigentlich sicherer oder gar unsicherer?
Daher beginnt Tatort Zukunft e.V. eine Aufklärungskampagne, indem jeden Tag ein bestimmtes Thema aus dem Kriminalitäts- und Gefängnisbereich gewidmet wird. Es wird jeweils eine Kurzversion auf Twitter und Instagram präsentiert sowie ausführliche Erkenntnisse und Statistiken aus der Forschung auf der Webseite. Die Kampagne ist ein fortlaufendes Projekt, das weiter ausgebaut und verbessert werden soll. Es gibt sehr viel Wissen zu vermitteln, Nichtwissen zu benennen und Informationen ansprechend und allgemeinverständlich aufzubereiten.