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Skulpturen-Workshop in der JVA Rosdorf

6. Juni 2019

Bereits zum dritten Mal wurde im Mai in der JVA Rosdorf bei Göttingen ein Kunst-Workshop gemeinsam für Gefangene/Verwahrte und Bedienstete durchgeführt. Unter der fachlichen Anleitung des Künstlers Bernd Löning aus Brunshausen bei Bad Gandersheim entstanden Skulpturen aus Beton, die auf dem Gelände der JVA zur Aufstellung kommen sollen. Der erste Workshop im Jahr 2017 stand in einer Reihe von Veranstaltungen anlässlich des 10-jährigen Bestehens der JVA Rosdorf.

Derzeit wurden acht Skulpturen erstellt, die unter der Überschrift „Menschen-Bilder“ nun eine Sitzgruppe im äußeren Grünbereich bilden, wo sie direkt vor den Parkplätzen die Besucher der Anstalt begrüßen. Im vergangenen Jahr 2018 wurden weitere sechs Skulpturen geschaffen, die unter dem Motto „Lebens-Formen“ im Pforten- und im Sportbereich ihren Ort fanden. Die in diesem Jahr gestalteten Kunstwerke stehen unter dem Motto „Frei-Räume“, welches einerseits die Ideen der Kunstschaffenden inspirieren sollte, andererseits aber auch der Planung entspricht, die entstandenen Skulpturen im Herzen der Anstalt aufzustellen, nämlich in den Freistundenhöfen, wo sie von möglichst vielen Gefangenen/Verwahrten auch gesehen und (hoffentlich vorsichtig) berührt werden können.

Eine Woche lang trafen sich sechs Inhaftierte sowie die Leiterin der Kreativwerkstatt der Abteilung Sicherungsverwahrung Ute Holst und der JVA-Seelsorger Stefan Manzeck, um gemeinsam unter der künstlerischen Leitung von Bernd Löning ans Werk zu gehen. Kaum einer der Teilnehmenden hatte am Anfang eine ganz klare Vorstellung von dem, was am Ende der Woche entstanden sein sollte, dennoch entwickelten sich intuitiv und kreativ sehr lebendige Ideen, die mit hoher Motivation gleich am Montagmorgen anfingen, Gestalt anzunehmen. Auf der Grundlage von einem alten Gartenstuhl entstand als Sitzskulptur der „Pharao“, der gleichermaßen königliche Würde ausstrahlt wie auch die Macht, Freiheit einzuschränken – und zu gewähren, wie im Gospel: „… let my people go!“

Auf der Basis von Gymnastikbällen wurden drei Kugelskulpturen gebildet: Eine „Weltkugel“ mit Licht- und Schattenseite, welche die Gefährdung und Verletzlichkeit der Schöpfung symbolisiert, ein „Geschenk“ sowie der „Wind of change“, welcher, wenn er schon nicht Mauern umblasen, so doch die Seele des Menschen hin und wider freipusten kann. Die Büste „der versteinerte Hugo“ hat einen Kern aus Porenbeton. Aus dem gleichen Material entsteht noch eine ca. 1 m³ große Skulptur, die eine große Faust mit einem Schlüssel und zerbrochener Kette darstellt. Für deren Herstellung reichte die Zeit des Workshops nicht aus, sie wird derzeit in der Kreativwerkstatt der Sicherungsverwahrung fertiggestellt.

Das Material Beton erwies sich als sehr geeigneter Werkstoff, ebenso flexibel im Prozess der Entwicklung und Gestaltung der Skulpturen wie stabil im Ergebnis. Wie kann man schöner erfahren, dass man aus diesem Material nicht nur Stahlbetonwände und unüberwindliche Mauern bauen kann?! Der spielerisch-künstlerische Umgang mit dem Material und die dabei doch sehr ausgeprägte Ernsthaftigkeit und Konzentration in der gestalterischen Auseinandersetzung waren prägend für diese kreative Woche.

Wind of change

Die professionelle und menschlich sehr zugewandte Begleitung durch den erfahrenen Künstler Bernd Löning machten auch diese Woche für die Teilnehmenden wieder zu einem unvergesslichen Erlebnis. Besonderes Ergebnis des Workshops war auch diesmal die Erfahrung der harmonische Atmosphäre in der Gruppe, in der die im Gefängnis sonst so starr geprägten Rollen von Inhaftierten und Bediensteten mal nicht im Vordergrund stehen mussten. So konnte der Innenhof, in dem der Workshop stattfand, selbst für eine Woche lang zu einem „Frei-Raum“ mitten im Gefängnis werden.

Stefan Manzeck | JVA Rosdorf

 

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