Gefangene im Gefängnis sollen nichts zu lachen haben, meinen viele. Tatsächlich wird dort viel geweint. Jeder Neue im Strafvollzug sieht aber sofort: Viel gelacht wird dort auch. „Ich wäre längst im Irrenhaus, wenn ich nicht mehr lachen könnte.“, sagt ein Lebenslänglicher. Situationskomik, Galgenhumor, lachendes Überspielen von Problemen, Schmunzeln, frohes Hoffnungslachen…
Das und mehr gibt es mit vielen Zwischenschattierungen. Vor einem, der gar nicht mehr lachen kann, sollte man bei Entlassung sicher mehr Furcht haben als vor einem, der das Lachen noch nicht verlernt hat. Dass auch die Seelsorgerin, der Seelsorger im Gefängnis gelegentlich sehr lachen muss, soll nicht verschwiegen werden. Manchmal darf man aus Höflichkeit erst nach dem Gespräch laut losprusten. Hoffend auf ein paar Tage Straferlass sagte der Glückliche: „Super, ich komme in die Weihnachtsanesthesie!“ Mit eindrücklichen Worten bestätigt ein anderer mehrfach die Wahrheit seiner Aussage: „Ich erzähle keinen Blödsinn. Das ist alles widerlegbar!“
Ansonsten ganz gut…
Um seine innere Stärke zu unterstreichen, betont einer: „Ich bin labil genug, um das hier durchzustehen.“ Fast rätselhaft ist die Unschuldsbekundung eines weiteren: “Ich bin umsonst hier. Man wirft mir Scheckbetrug vor. Aber ich habe gar keinen Scheck betrogen.“ „Wie ist die Lage?“, frage ich einen Neuen. „So ist ´se schlecht. Aber ansonsten ganz gut.“ Manchmal fühlt man sich wie im Kabarett, nur ohne Eintrittsgeld. Solange noch gelacht wird, kann die Lage nicht völlig hoffnungslos sein. Ganz ohne frommes Ende geht es nicht. Der tiefste Grund des Lachens – auch im Gefängnis – hat für Christen mit ihrem Glauben zu tun. „Tod wo ist dein Stachel?“, lacht Paulus. Schuld und Tod gibt es noch, aber sie haben nicht mehr das letzte Wort. Vergebung der Sünden und Auferstehung der Toten, die zwei dicksten Asse aus dem Glaubensbekenntnis, übertrumpfen sie. Und zum österlichen Glauben gehören Humor und Lachen.
Alfons Zimmer | JVA´en Bochum