Ganz in Blau ist das neue Buch von Petrus Ceelen gestaltet. Er hat wohl kein blaues Auge davon getragen und kein Rot gesehen. Ceelen schreibt weiterhin munter Texte und Bücher. Es sind Geschichten, die aus dem Leben gegriffen sind. Querbeet und kunterbunt. Nicht nur interessante Anekdoten, nein, die Erzählungen gehen unter die Haut und betreffen jeden von uns. Eine der Bedeutungen, die dem Blau aus der Farbenlehre zugesprochen wird steht für Täuschung. Doch der ehemalige Gefängnis- und Aidsseelsorger lässt sich nicht täuschen.
Ceelen erzählt ungefärbt wortgewandt und konkret, beschönigt nichts und schreibt, wie ihm die Sprache gewachsen ist. Manches im Leben ist enttäuschend und täuscht über vieles hinweg. Ceelen nennt es beim Namen. Über Stock und Stein geht es da. Von allem etwas. Mit Lebenserfahrung und einer klaren Haltung für die kleinen Leute am Rande bringt Ceelen den Himmel trotz allem auf die Erde. Bodenständig und klar. Blau ist wohl auch die Farbe der Spiritualität, der Transzendenz. Ein gutes und lohnendes Buch als Geschenk für andere oder für sich selbst.
Kant pikant
„Sehr geehrter Greis!“, lautete die Anrede beim Festakt zu Immanuel Kants 50. Geburtstag. Ja, vor gut 200 Jahren sahen die 50-Jährigen schon grau und alt aus. Heute dagegen ist 60 noch nicht alt. Die 70 bis 80 jährigen sind die „jungen Alten“. Mit 75 fangen manche an, Skatebord zu fahren, andere legen sich mit dem Motorrad noch in die Kurve. Gruftis ziehen noch neue Reifen auf, polieren die Alu-Felgen. Immer mehr Senioren nehmen an einem Marathon teil. Mit 80 wird noch geheiratet. Hochzeitsreise im Cabrio.
Liebe kennt kein Alter. Und Alter schützt vor Torheit nicht. Da posiert eine Dame mit 84 im Bikini für einen Fotografen. Sie vergleicht den menschlichen Körper mit einem Fahrzeug: „Tankt man jahrelang falsches Benzin und pflegt den Lack nicht, wird auch kein klasse Oldtimer daraus.“ Mit allen möglichen Mittelchen und Wässerchen wird der Body gepflegt, gestylt. Das eine Aftershave wird als Ferrari angepriesen, das andere soll der Rolls-Royce sein. Wir reden auch so, als sei der Mensch eine Blechkiste. Der hat ein Rad ab. Bei dem ist die Luft raus. Der Auspuff hat Risse. Das Auto als Archetyp des Selbst = Auto. Automatisch einparken, automatisch Auto fahren, selbst nicht mehr denken. Kant mit seiner reinen Vernunft würde sich im Grabe umdrehen.
Querbeet
Beethoven, Beat, ein Bett im Kornfeld, Bachblüten, Mozartkugeln, da ist Musik drin, flöten gehen, aus dem letzten Loch pfeifen, von Tuten und Blasen keine Ahnung, mein lieber Herr Gesangverein, Leben ist kein Wunschkonzert, davon kann ich ein Lied singen, über 7 Brücken musst du gehen… Gedanken freien Lauf lassen, einfach so, ohne eine bestimmte Richtung, kreuz und quer durchs Leben, lieben, leiden, lachen, loben, lutschen, latschen, stolpern, straucheln, stoßen, still stehen, staunen… Sternenstaub das Strichle, das sich homo sapiens nennt.
Petrus Ceelen
Über Stock und Stein
Querbeet durchs Leben
Karl Bechloch (Illustrationen)
Dignity Press ISBN 978-1-937570-87-3
Querbeet glauben. Von allem etwas. Esoterik, Spiritualität, Yoga, ein bisschen Buddha und Bibel. Sich sein eigenes Ding basteln. Jeder sein eigener Glaube. Jeder sein eigener Gott. Und jeder sich selbst der Nächste. Jeder denkt an sich, nur ich, ich denke an mich. Quer, verquer, verrückt, ein Stachelschwein im Streichelzoo. Der gute Hirte ist der Schweinepriester, der im Kloster die Schafe weidet. Zur Herde gehört das schwarze Schaf. Der schwarze Schwan taucht völlig unerwartet auf. Das höchst Unwahrscheinliche ist wahr geworden. Das Undenkbare denken. Der Papst heiratet, hängt den Zölibat an den Nagel. Die Welt auf den Kopf stellen, den Quersprung wagen, wie der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand. Quer durchs Gelände, querfeldein über Stock und Stein. Mehr lesen…