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Politisch Inhaftierter stirbt mit 20 im Gefängnis Bochum

25. März 2021

Der 1945 im KZ Mauthausen umgekommene französische CAJ´ler Marcel Callo wurde 1987 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen und in den liturgischen Kalender der deutschen Bistümer aufgenommen. Der hierzulande und in seiner Heimat unbekannt gebliebene belgische Marcel Antoine starb ein Jahr vor Callo im Strafgefängnis Bochum. Er war drei Jahre jünger und war ebenso in der CAJ. Im Sinne des Allerheiligenfestes und der Worte seines Mitgefangenen ist er gleichermaßen selig, „bienheureux“. Die christliche Arbeiterjugend (CAJ) ist in den 1920er Jahren in Belgien durch Joseph Cardijn gegründet worden. Er war ein Arbeiterpriester, der sich um die Belange und Würde der Arbeiter sowie der Jugendlichen sorgte.

Marcel Antoine. Foto: Servive Archives des Victimes de la Guerre, Brüssel

Einmal durften die Eltern ihren 19 Jahre alten Sohn für eine Viertelstunde besuchen und ihm ins Kriegswehrmachtsgefängnis in Lüttich ein Lebensmittelpaket mitbringen. Seit einem halben Jahr saß der im August 1943 festgenommene junge Belgier in Untersuchungshaft. Wegen Betätigung für eine politische Organisation in Nordfrankreich und wegen gefälschter Identitätskarten wurde er zu vier Jahren Haft verurteilt. Er hatte Gelder gesammelt für Familien von Gefangenen und Arbeitsdienstverweigerern und auch Kurierdienste geleistet für eine verbotene Organisation. Wenige Monate später musste der Gefängnisarzt der Bochumer „Krümmede“ den Eltern brieflich die Todesnachricht senden. Am 23. Juli 1944 war der technische Zeichner aus Farciennes an einem durch Tuberkulose verursachten Gehirnabszess gestorben. Kurzfristig war er aus der Haft in eines der im Bombenkrieg überfüllten Bochumer Krankenhäuser verlegt worden.

Nach Entrichtung der üblichen Gebühren schickte die Gefängnisleitung den Eltern die Habseligkeiten Marcels, darunter auch sein Gebetbuch. Das hatte er in Haft immer bei sich. Der Krankenhauspfarrer war beeindruckt von Marcels gläubiger Haltung. Er habe vor der Haft nie seine Messe verpasst, erzählen Freunde. Die einzige im Feldgerichtsurteil angegebene Organisation, der Marcel angehörte, war die von Kardinal Joseph Cardijn gegründete CAJ, Christliche Arbeiterjugend, belgisch JOC. Sicher war seine resistente Haltung gegenüber Hitlerdeutschland und seine illegale sozialpolitische Aktivität auch durch seine christliche Grundhaltung motiviert. Ein besonderes Zeugnis über Marcel gibt der mit ihm im Lütticher Gefängnis in Zelle 92 inhaftierte Fernand ab. 1945 schreibt er an Marcels Mutter, die schönste Erinnerung der Gefangenschaft sei die Freundschaft mit Marcel. Er sei so offenherzig und rein gewesen. „Pauvre maman“ schreibt er, arme Mutter! Sie möge Trost im Gebet finden, aber sie könne auch „directement“ zu Marcel beten. Ein Junge wie er sei „directement“ zum guten Gott gegangen.

Der 1945 im KZ Mauthausen umgekommene französische CAJ´ler Marcel Callo wurde 1987 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen und in den liturgischen Kalender der deutschen Bistümer aufgenommen. Der hierzulande und in seiner Heimat unbekannt gebliebene belgische CAJ´ler Marcel Antoine starb ein Jahr vor Callo in Bochum, war drei Jahre jünger, ist aber im Sinne des Allerheiligenfestes und der Worte seines jungen Mitgefangenen ebenso selig, „bienheureux“.

Alfons Zimmer

Hintergrund

Die Christliche Arbeiterjugend (CAJ) und die Katholische Arbeitnehmer Bewegung (KAB) sind Sozialverbände. Ihre Wurzeln liegen in der katholischen Soziallehre und der biblischen Botschaft. Neben politischen Forderungen sind Fort- und Weiterbildung wichtig. So werden heute die Ortsvereine bei der Bildungsarbeit unterstützt und eigene Seminare angeboten. Die Verbände stehen für eine (Arbeits-)Welt, in der der Mensch im Mittelpunkt steht.

Erfahrungen der katholischen Soziallehre zeigen Möglichkeiten, wie gemeinsam eine gerechte und soziale Arbeitswelt gestaltet werden kann. Die christliche Arbeiterjugend (CAJ) ist in den 1920er Jahren in Belgien durch Joseph Cardijn gegründet worden. Er war ein Arbeiterpriester, der sich um die Belange und Würde der Arbeiter sowie der Jugendlichen sorgte. Von ihm stammt die Methode: Sehen – Urteilen – Handeln.

 

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