Jennifer Reitwein (Emma Bading) schaut sich die virtuelle Waffe in ihrer Hand an. © Bild: BR/ARD Degeto/Sappralot Productions GmbH/Alexander Fischerkoesen.
Der Fernsehfilm “Play” (BR/ARD Degeto), den „Das Erste“ zeigt, geht bei der technisch anspruchsvollen Verschmelzung von Realbild und Animation neue Wege. Regisseur Philip Koch: “Dass wir einen gesamten Erzählstrang von mehreren Szenen komplett in einer Echtzeit-Game-Engine hergestellt haben – als aufwendige vollanimierte Animationssequenzen – kann man quasi als fernsehgeschichtliches Novum in Deutschland bezeichnen.”
Für Koch, der mit Produzent Hamid Baroua auch das Drehbuch schrieb, war die größte Herausforderung bei der Umsetzung des Films, der die hochaktuelle Auseinandersetzung um Gaming und Computerspielsucht aufgreift, jedoch inhaltlicher Art: “Eine Hauptfigur zu erzählen, die ambivalent, abgründig und vielschichtig ist. Gleichsam den Zuschauer aber so an die Hand nimmt, dass er bereit ist, diese Abwärtsspirale mit ihr tief in die Dunkelheit mitzugehen. Mit ihr mitzuleiden und mitzufiebern und nicht als distanzierter Beobachter das Geschehen zu beobachten.”
Emma Bading spielt eindrucksvoll die 17-jährige Jennifer, die nach dem Umzug mit ihren Eltern (Oliver Masucci und Victoria Mayer) keinen richtigen Anschluss bei den neuen Mitschülern findet und für die Gaming durch das Virtual Reality Game “Avalonia” zum Lebenselixier wird. Jennifer vernachlässigt ihre schulischen und familiären Verpflichtungen. Über sämtliche Ermahnungen, Beschränkungen und Verbote setzt sie sich für jede kostbare Spielsekunde hinweg. Nur das exzessive Abtauchen in die virtuelle Fantasywelt scheint Jennifer glücklich zu machen. Selbst Pierre (Jonas Hämmerle), zu dem sich Jennifer hingezogen fühlt, kann nicht mehr zu ihr durchdringen. Zusehends gerät ihr Leben zwischen realer und virtueller Welt vollkommen aus der Balance.
Ihr Vater (Oliver Masucci) bagatellisiert anfangs ihr obsessives Game-Verhalten, die Mutter (Victoria Mayer) hingegen dringt auf geregelte Online-Zeiten. Jennifer setzt sich über Ermahnungen, Beschränkungen und Verbote hinweg, sie lügt, sie hintergeht ihre Eltern – Hauptsache, sie kann wieder spielen. Aus der anfänglichen Euphorie ist ein Rausch geworden, der sich verselbständigt hat, eine Sucht, die sie mehr und mehr auch körperlich anzugreifen scheint. Selbst den Abiturienten Pierre (Jonas Hämmerle), den sie im Game kennengelernt und an dem sie anfangs ein reales Interesse hat, missbraucht sie, um wieder in ihr geliebtes „Avalonia“-Reich zu kommen.
Der Fernsehfilm “Play” ist eine Produktion der SAPPRALOT Productions (Produzenten: Hamid Baroua und Christoph Szonn) mit TELLUX next (Produzent: Philipp Schall) für den Bayerischen Rundfunk und die ARD Degeto. Die Redaktion haben Cornelius Conrad (BR), Claudia Simionescu (BR) und Birgit Titze (ARD Degeto).