Das Thema des Weltfriedenstages lautet: “Der Friede als Weg der Hoffnung: Dialog, Versöhnung und ökologische Umkehr.” Zeichnung von Anne Stickel.
In der Neujahrsmesse predigte er Gewaltlosigkeit – doch kurz darauf muss sich Papst Franziskus entschuldigen. Am Vorabend hatte er einer Gläubigen einen Klaps gegeben, die auf dem Petersplatz an seiner Hand gezerrt hatte. In einer Messe hat Papst Franziskus Gewalt gegen Frauen scharf verurteilt. Frauen würden unablässig “beleidigt, geschlagen, vergewaltigt und dazu gebracht, sich zu prostituieren”, beklagte das Kirchenoberhaupt anlässlich des Weltfriedenstags.
Gewalt an Frauen sei eine “Schändung Gottes, der von einer Frau geboren wurde”, erklärte er im Petersdom. Der Papst warb dafür, Frauen stärker an der Lösung von Konflikten zu beteiligen. “Die Frau ist Spenderin und Mittlerin des Friedens und muss an den Entscheidungsprozessen voll beteiligt werden”, so der Pontifex. Wenn Frauen ihre Gaben weitergeben, sei die Welt geeinter und friedvoller. Franziskus verurteilte zudem die Zurschaustellung des weiblichen Körpers” auf den profanen Altären der Werbung, des Gewinns” als Gewalt. Damit würden Frauen als “nutzbare Oberflächen” missbraucht.
Papst verliert die Geduld
Der Inhalt stand sicherlich schon länger fest – doch ein Geschehnis des Vortages ließ die Ansprache in einem anderen Licht erscheinen und sorgte in manchen Kommentarspalten für hämische Bemerkungen: Dass der Papst nur Stunden zuvor – während eines öffentlichen Krippenbesuchs auf dem Petersplatz am Silvesterabend – einer Frau einen Klaps auf die Hand gegeben hatte. In einem Video, das von dem Vorfall kursiert, ist eine Gläubige zu sehen, die das Kirchenoberhaupt offenbar unbedingt berühren will.
Zu sehen ist, wie sich der Papst bereits von der Zuschauermenge abwendet, in diesem Moment jedoch von einer Frau am Arm gerissen und von dieser an der Hand festgehalten wird. Der offensichtlich verärgerte Papst reagiert schließlich mit einem Schlag auf ihre Hand. Am darauffolgenden Tag entschuldigte sich Franziskus für den Ausrutscher. “Manchmal verlieren wir die Geduld, ich bitte um Entschuldigung für das schlechte Beispiel”, äußerte er sich beim Angelusgebet nach der Neujahrsmesse.
Papst schweigt zur kirchlichen Rolle der Frau
Kritiker monierten zudem, dass der Papst in seiner Predigt am Neujahrstag zu einem entscheidenden Punkt kein Wort verlor: Der Umgang der katholischen Kirche mit Frauen. Seit langem fordern viele Katholiken mehr Mitsprache von Frauen in der Kirche. Doch alle Hoffnungen, dass Franziskus diesbezüglich Besserungen einführt, sind bisher enttäuscht worden. So dürfen Frauen keine Priesterinnen werden, auch die Hoffnung auf die Einführung eines Frauendiakonats wurde gedämpft, weil eine Vatikan-Kommission in diesem Punkt zu keinem Ergebnis kam. Die römische Kurie, der Verwaltungsapparat der Kirche, ist auf Führungsebene nur mit Männern besetzt. Zwar hebt Franziskus immer wieder den Wert der Frauen hervor, doch an den Fakten hat sich bisher wenig geändert.
Die katholische Kirche feiert am 1. Januar das Hochfest der Gottesmutter Maria. Seit 1968 wird am gleichen Datum der Weltfriedenstag begangen. Der Papst stellte seine Botschaft zum diesjährigen Weltfriedenstag unter das Motto “Der Frieden als Weg der Hoffnung – Dialog, Versöhnung und ökologische Umkehr”.