Gemeinsam hatten Kurt Wolf, katholischer Pfarrer, und Werner Zuber, evangelischer Seelsorger der JVA Adelsheim im Jugendvollzug des Landes Baden-Württemberg mit der ihnen eigenen ökumenischen Selbstverständlichkeit gemeinsam zu Ihrer Verabschiedung aus dem Berufsleben eingeladen, nun stand die Abschiedsfeier noch unter dem Eindruck das plötzlichen Todes des evangelischen Gefängnisseelsorgers Werner Zubers.
Kurt Wolf in seiner Andacht zu Beginn der Feier und Anstaltsleiterin Katja Fritsche gedachten des Verstorbenen, dessen Wirken und dessen Humor nach wie vor spürbar sei und der mit Wolf gemeinsam über ein viertel Jahrhundert ein Parade-Duo für Ökumene und seelsorgerische Kooperation im Jugendvollzug der JVA Adelsheim gebildet habe. Die Feier zu begehen sei gewiss in Zubers Sinn und so begrüßte Fritsche als Hausherrin besonders Ministerialrat Ronny Stengel aus dem Justizministerium, Vollzugs – Dekan Peter Holzer, Anstaltsleiter a.D. Dr. Joachim Walter sowie die Anstaltsbeiräte im prall gefüllten Gottesdienstraum mit aktuellen und ehemaligen Weggefährten der Geistlichen, die sich stets als Seelsorger für alle Gefangene und MitarbeiterInnen begriffen hätten.
Bei der pastoralen Eröffnung der Feier hatte Wolf nochmals seine Inspiration spüren lassen und mit dem Eingangslied „Eingeladen zum Fest des Glaubens“ unterstrichen. Dass die Seelsorge für Menschen im Gefängnis vielfältige Komponenten brauche unterstrich er in seiner Ansprache, Leib und Seele gehörten zusammen, mit individueller Zuwendung ganz verschiedener Art sei es auch möglich Zugang zu den Menschen zu bekommen, die nicht aktiv nach einem Pfarrer fragten. Im Anschluss an die Andacht würdigte Anstaltsleiterin Fritsche Wolfs Wirken und lies seine Vita Revue passieren:
Sei es, wenn es um einfache technische Hilfsmittel wie Wasserkocher oder gewisse Lebensmittel ging, sei es indem er mit ihnen Ausgänge oder sogar Ausführungen machten. Besonders in Erinnerung rief Fritsche Wolfs Einsatz für einen Krebs-Kranken, den er regelmäßig zur Chemo begleitet und im Krankenhaus besucht habe und für den er so zu einer wichtigen Bezugsperson wurde. „Sie waren in vielfältigen Krisensituationen da, sei es bei Todesfällen von Gefangenen, Bediensteten oder bei besonderen Vorkommnissen.“ Er habe Taufen durchgeführt, ebenso einige Trauungen vollzogen und auch so manche Beerdigung von Kollegen übernommen.
Wolf habe auch ohne zu zögern entschieden, nicht nur seinen Nachfolger Martin Reiland einzuarbeiten, sondern auch den neuen evangelischen Seelsorger Michael Schumacher, um den sich Herr Zuber nicht mehr sorgen konnte. Auch die muslimische Seelsorge habe er ohne Vorbehalte wie selbstverständlich begleitet und in praktischen Angelegenheiten unterstützt. „Das zeigt nicht nur, dass Sie die Ökumene praktizieren und leben, sondern auch, dass Sie selbst nach fast 3 Jahrzehnten als Seelsorger mit all Ihrer Kraft und Ihrem Engagement für diese Jugendanstalt und die Bediensteten da sind.“ Das seien kostbare Eigenschaften und damit sei Wolf nicht nur ein sehr geschätzter Mitarbeiter, sondern auch „zu einer Säule des Jugendvollzugs in Adelsheim geworden!“
Zum Dank und Abschied überreichte Fritsche namens der gesamten Belegschaft einen Miniatur-Nachbau des JVA-Altars, darauf sind Brot aus der Anstaltsbäckerei und Wein aus der JVA Heilbronn. Die Ruhestandsurkunde nahm Wolf sodann aus den Händen von Ministerialrat Ronny Stengel entgegen, der auch den Dank und die Grüße des Ministers für Justiz und Europa, Guido Wolf, überbrachte.
Peter Holzer, katholischer Dekan für den baden-württembergischen Justizvollzug, dankte Wolf seinen unermüdlichen Einsatz und seine Glaubensüberzeugungen, denen er auch via „Konradsblatt“ immer wieder Gehör in der Erzdiözese verschaffe. Mit Liedern der Knastigallen, deren jahrelanger musikalischer Leiter Werner Zuber gewesen war, ging die Feier in den geselligen Teil über. Nachdem Wolf im laufenden Monat die neuen Seelsorger noch „ehrenamtlich“ begleitet sandte er nun via E-Mail einen nachdrücklichen Abschiedsgruß an die Mitarbeitenden: „Ich wünsche Ihnen Interesse und Gespür für die inhaftierten Jugendlichen. Zugewandtheit, Klarheit, Standfestigkeit, Souveränität im Umgang mit ihnen – auch da, wo es Grenzen zu setzen gilt.“
Justiz Baden-Württemberg