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Niederländer besuchen Justizvollzugsanstalt Köln-Ossendorf

24. April 2025

Eine Delegation von zwei Personen aus der niederländischen Gefängnisseelsorge besucht die JVA Köln. Eingeladen hat die Arbeitsgemeinschaft International. Mit dabei ist Dorothee Wortelkamp-M´Bay von der JVA Köln. Die Gefängnisseelsorgerin erwartet die Gäste am Personaleingang der aus den 60 Jahren gebauten Anstalt.

Mit über 1000 Haftplätzen ist die JVA Köln im Stadtteil Ossendorf eine der größten Gefängnisse im Land Nordrhein-Westfalen. Mit einer derzeitigen Belegung von etwa 200 Frauen und rund 600 Männern liegt die Anstalt im Mittelmaß der Belegung, so der Mitarbeiter von Sicherheit und Ordnung (S+O). Der Extremismusbeauftragte und der Sozialarbeiter vom Fachbereich Prävention stellen sich dem Interesse der zweiköpfigen Delegation aus den Niederlanden. Beide erzählen sie von der Präventionsarbeit gegen den religiösen und politischen Extremismus und die Bekämpfung von Radikalisierungsgefahren im Justizvollzug. „Das ist unser besonderes Interesse“, sagt Ryan van Eijk, der in den Niederlanden für die katholische Gefängnisseelsorge zuständig ist. Van Eijk ist Theologe und Jurist. Er arbeitete vor zuvor als katholischer Gefängnisseelsorger in der Penitentiaire Inrichting (PI) Vught, ein psychiatrisches Strafvollzugszentrum (PPC). Die niederländische Kollegin, Désirée den Braber, ist seit 2022 als Gefängnisseelsorgerin im PI Sittard tätig. In den Niederlanden gibt es eine Präventionsarbeit im Radikalisierungsbereich wie in Nordrhein-Westfalen nicht.

Extremistische Richtungen

„Nicht alles kann ich in meinem Dienst verändern. Ich biete den Inhaftierten, die aufgrund extremistischer Straftaten aufgefallen sind, Gespräche an“, erzählt der Präventionsbeauftragte. Zu trennen sind seine Aufgaben mit der Abteilung Sicherheit und Ordnung (S+O) betont er. Als Sozialarbeiter baut er eine Beziehung zu den Gefangen auf. „Schon mein emphatischer Zugang irritiert manche Inhaftierte, die beispielsweise im extremistischen islamischen Umfeld aktiv sind oder waren“, erzählt er. Hier und da vermittelt er Kontakte zu den Aussteigerprogrammen. Sie kommen ebenfalls zu Gesprächen in die Anstalt. Die Extremismusforschung hebt einerseits die Unterschiede zwischen den antidemokratischen Richtungen hervor und zielt andererseits auf strukturelle Gemeinsamkeiten zwischen den vielfältigen Formen etwa des Rechts- und des Linksextremismus. „Es gibt aber auch extremistische Einflüsse in christlichen Kontexten“, sagt der Extremismusbeauftragte von S+O. Je nach Lebenssituation könne jeder Mensch in der Gefahr stehen, seine Haltung und Meinung radikal zu beeinflussen.

Auf die Frage, ob Bedienstete ebenfalls „extremistische“ Richtungen einschlagen könnten, meint der Mitarbeiter von S+O, „dass dies sehr wohl sein kann. Wir gehen dem nach und im Äußersten legen wir dem Kollegen nahe, seinen Dienst im Strafvollzug aufzugeben“, meint er klar. Vor extremistischen Situationen – egal in welcher Form – gehen oft unterschwellige rassistische Äußerungen voraus. „Jeder Extremismusfall muss Konsequenzen haben“, davon ist der erfahrene Dienstleiter überzeugt. Die Niederlande investieren gezielt in soziale Sicherungssysteme, Bildungsprogramme und Jugendarbeit, die oft verhindern, dass Menschen überhaupt erst kriminell werden. Strengere Waffengesetze und die Digitalisierung von Sicherheitssystemen tragen zur Kriminalitätsprävention bei. Die alternative Strafmaßnahme wie die elektronische Fußfessel wird im Gegensatz zu Nordrhein-Westfalen vor einer Haftstrafe eingesetzt. „Haftstrafen sind oft schädlich für das Leben der Betroffenen und bringen keine positiven Impulse für deren persönliche Entwicklung“, sind sich alle einig.

Erfahrungsaustausch

Der Erfahrungsaustausch zwischen den Niederlanden und den Gegebenheiten in den Gefängnissen in Deutschland kann weiterführend sein. So berichtet der Gefängnisseelsorger Heinz-Bernd Wolters von der niedersächsischen JVA Meppen über die Sicherungsverwahrung. Er fragt nach den „Long Stay“ Einrichtungen in den Niederlanden. Ryan van Eijk erzählt, diese seien oft in nichtstaatlicher Trägerschaft geführt. „In den niederländischen Vollzugsanstalten sind SeelsorgerInnen mit katholischem, evangelischem, humanistischem und muslimischen Hintergrund tätig. Die Vertreter der zahlmäßig kleineren Religionen (Judentum, Hinduismus und Buddhismus) sind von der Justiz zugelassen. All diese Konfessionen/Religionen werden unter den gleichen Voraussetzungen finanziert und unter den verschiedenen Seelsorgern gibt es in der arbeitsrechtlichen Lage im Prinzip keinen Unterschied“, sagt Ryan van Eijk.

Um das weitere Gespräch zu fördern, laden die niederländischen GefängnisseelsorgerInnen im Frühjahr 2026 die deutschen KollegInnen in das Nachbarland ein. Geplant ist der Besuch des PI Vught, in dem Ryan van Eijk arbeitete. Das zweitägige Programm wird seitens der Niederländer geplant. „Ein schönes Zeichen der Verbundenheit und des gegenseitigen Interesses“, sagt Wortelkamp-M´Bay. zwei niederländischen Besucher konnten bei einem einstündigen Rundgang durch die JVA Köln u.a. die Sporthalle, eine leere Schlichtzelle, zwei- und dreistöckige Hafthäuser, vereinzelte Freistundenhöfe mit Bäumen und grüner Wiese sowie durch Guckfenster an massiven Türen die Ausbildungsbetriebe der Modenäherei und des Frisörsalons reinanschauen.

Michael King

 

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