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Passauer JVA mit Abschiebehaft: 400 Meter Mauer stehen bereits

9. Dezember 2022

Das ging aber jetzt schnell: Gerade mal sechs Wochen sind vergangen, seit Ministerpräsident Markus Söder den Grundstein für die neue JVA in Königschalding bei Passau legte. Nun steht bereits die Hälfte der 800 Meter langen Gefängnismauer. Gerald Escherich, Leiter der Abteilung Hochbau am Staatlichen Bauamt Passau, bestätigt, dass exakt eine Woche nach Söders Besuch mit dem Bau begonnen wurde und bereits 50 Prozent der Anstaltsmauer fertiggestellt sei.

Sechs Meter ist sie hoch und anhand der unterschiedlichen Farben lässt sich erkennen, in welchem Teil man sich befindet. Auf eine rotbraun durchgefärbte Betonwand werden künftig die Abschiebehäftlinge blicken, auf eine graue die U-Häftlinge und Strafgefangenen. Das ist nicht willkürlich passiert, sondern hat seinen guten Grund. Denn laut Verordnung müsse sich die Farbe für die Abschiebehaft „dringend“ von der der Strafhaft unterscheiden, teilt Escherich mit. Auch wenn nach den Regenfällen vergangener Woche momentan richtig Matsch auf der Baustelle
herrscht, die Arbeiten laufen Halbzeit beim JVA-Mauerbau unvermindert weiter. 10 bis 15 Leute der Hauzenberger Firma Matthias Bauer sind am Werkeln und setzen die Stücke, die der Fertigteilhersteller anliefert. „Wir sind voll im Zeitplan“, betont Escherich.

Sabotage ausschließen

Die Frage, die sich bei Gefängnissen automatisch aufdrängt: Geht da heutzutage noch was mit unten Durchbuddeln? Der Leiter Hochbau winkt ab: „Das Fundament reicht weit in die Tiefe, das funktioniert nicht. Da sind entsprechende Vorkehrungen getroffen.“ Mehr Details will er sich dazu nicht entlocken lassen. Stoppt kein Dauerfrost die Baustelle, wird die Mauer bis Ende des Jahres komplett stehen. Selbstverständlich muss eine Lücke klaffen für die Hauptzufahrt bzw. die spätere Torwache, die ein eigenes Gebäude bekommen wird. „In diesem Bereich wird schon bald der Kontrollcontainer installiert“, erzählt Escherich. Denn sobald die Mauer fertig ist, werden die Baufahrzeuge, die rein- und rausfahren kontrolliert. Das gilt auch für die Arbeiter. Schließlich will man sicherstellen, dass jeder zuverlässig am Abend wieder rausgegangen ist, verweist der Beamte auf den Sicherheitsaspekt. Man wolle Sabotage ausschließen. Deshalb wird jeder separat erfasst, der das Areal betritt und verlässt. Die Justiz werde die Kontrolle übernehmen. Ob das über einen Handvenenscanner, einen Fingerabdruck oder eine Iriserkennung erfolge – welche von diesen Möglichkeiten der Sicherheitsvorkehrung zum Einsatz komme, werde derzeit abgestimmt.

Anwohner sind alles andere als erfreut über den Anblick

Dass die Handwerker, die hier arbeiten und den Aufbau des Gefängnisses bis ins Detail kennen, eine blütenreine Weste haben müssen, versteht sich von selbst. Bei unproblematischen Erdarbeiten spielte das noch nicht die entscheidende Rolle, aber selbst da habe man sich bei Vertragsabschluss mit den Firmen die Zuverlässigkeit zusichern lassen, berichtet der Leiter Hochbau am Staatlichen Bauamt. Apropos Sicherheit: Die Anwohner in Rittsteig, die statt auf sattes Grün nun auf eine graue bzw. rotbraune Wand blicken, sind alles andere als begeistert. Daran wird sich wohl nichts ändern. Dass eine Gefängnismauer nicht mit Rankhilfen begrünt werden kann, versteht sich wohl von selbst. Parallel zum Mauerbau wird gerade die Baustelle für den Rohbau der Gebäude eingerichtet. Hier kommt die Firma Wayss & Freytag, die von der Firma Zech übernommen wurde, zum Einsatz.

Fotos: Jürgen Reihofer

Einmal mehr werden zunächst Erdarbeiten nötig. Der Aushub für die Fundamente und Untergeschosse der Gebäude steht an. „Da ist noch einiges im Untergrund zu erledigen, bevor die Rohbauten aus der Erde wachsen. Ende 2023 sollen die Gebäude stehen“, sagt Escherich. Vier Jahre später soll die JVA eröffnet werden. Anders als der Zeitplan, der bislang exakt eingehalten werden konnte, sieht es mit den Kosten aus. „Wir haben natürlich Kostensteigerungen aufgrund der hohen Energiepreise und Baumaterialien“, erklärt Escherich. Markus Söder hatte bei seinem Besuch Mitte Oktober die Kosten für die kombinierte Anstalt (U-Häftlinge, Strafgefangene, Abschiebehäftlinge, insgesamt 450 Personen) bereits auf über 200 Millionen Euro nach oben korrigiert.

Elke Fischer | Mit freundlicher Genehmigung: Passauer Neue Presse, 29.11.2022
Titelfoto: karlundp Gesellschaft von Architekten mbH, München

 

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