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Lange Nacht der Religionen in der JVA Berlin-Moabit

10. März 2024

Nervös tippeln die etwa 20 BesucherInnen* auf der Stelle vor dem grauen Eingangsbereich der Berliner JVA Moabit. Ob die Sicherheitskontrolle lange dauert? Wurde an alles gedacht? Es ist Samstagabend und gleich geht es los: Die Lange Nacht der Religionen, die erstmals hinter Gittern stattfinden wird. Die Initiative ist Teil des Berliner Forums der Religionen und wird durch einen multireligiös besetzten und ehrenamtlich tätigen MitarbeiterInnen-Kreis organisiert.

Die Berliner Justizvollzugsanstalt Moabit im Bezirk Mitte. Fotos: Imago

Die kleine Gruppe Menschen steht vor der JVA Moabit, der Justizvollzugsanstalt für erwachsene Männer in Untersuchungshaft, und lauscht gespannt den Willkommensworten der Anstaltsleiterin. Inspiriert und organisiert durch den evangelischen Gefängnisseelsorger Thomas-Dietrich Lehmann hatten Menschen von “draußen und drinnen” erstmals die Möglichkeit, die Lange Nacht der Religionen im Gefängnis zu erleben. Ca. 30 Inhaftierte und 20 Gäste von außerhalb verweilten zwei Stunden in der Gefängniskapelle der JVA Moabit, wo eine Bühne und ein kleines Buffet in überraschend angenehmer Atmosphäre zu Musik, Gebet und Erzählungen einluden.

Eindrücke aus dem Gefängnis

Den Auftakt des Abends machte der Gefangenenchor, unter der Leitung von Markus Wettstein, mit den Liedern “Wade in the water”, “I will follow Him”, einem beeindruckenden Freestyle sowie dem jiddischen Lied “Dona, Dona”. Der evangelische Gefängnisseelsorger Thomas-Dietrich Lehmann und die katholische Gefängnisseelsorgerin Stephanie Kersten führten durch das Programm. Die alevitischen und muslimischen Gefängnisseelsorger kamen im Verlauf des Abends ebenfalls zu Wort. Seit mehreren Jahren ist Furkan Ekicibin als Religionslehrer an Berliner Grundschulen und Gefängnisseelsorger in den Justizvollzugsanstalten tätig. Tragender Main Act war die Musikjugendgruppe “ESTAbien” aus Neuruppin, die aus “zugewanderten allein reisenden” Jugendlichen sowie lokalen Kids besteht. Dem begeisterten Publikum stellten sie ihre neuste Produktion mit ihrem Album “Gemeinsam einsam” vor. In der 15-minütigen Konzertpause wurde sich am Büffet rege untereinander ausgetauscht. Die Gäste von außen, die Inhaftierte von innen und die Bediensteten, die diesen besonderen Abend außerhalb ihres regulären Dienstes beaufsichtigten, begegneten sich, redeten miteinander. Die pädagogische Referentin Indra Bahía der Initiative „Lange Nacht der Religionen“ war mit dabei und lässt die vielen außergewöhnlichen Eindrücke und Geschichten auf sich wirken.

Die JVA Berlin-Moabit

Die Justizvollzugsanstalt Moabit (JVA Moabit) im Bezirk Mitte wurde als das Königliche Untersuchungsgefängnis im Stadtteil Moabit in den Jahren 1877–1881 errichtet und steht unter Denkmalschutz. Während der Zeit des Nationalsozialismus waren in Moabit viele Regimegegner inhaftiert. Heute ist sie als Anstalt des geschlossenen Vollzuges in Berlin für männliche Erwachsene ab dem 21. Lebensjahr zum Vollzug der Untersuchungs- und Auslieferungshaft zuständig. Im Besonderen werden hier Personen zum Vollzug von Freiheitsstrafen im Aufnahmeverfahren (ohne Selbststeller) aufgenommen, ebenso Gefangene, die aus besonderen Gründen spezielle Sicherheitserfordernisse aufweisen. In der JVA Moabit sind derzeit etwa 900 Menschen inhaftiert. Die Untersuchungshaft dauert in der Regel zwei Wochen bis drei Monate. Maximal sollte sie 6 Monate nicht überschreiten bis ein Gerichtsurteil den Gefangenen von einer Haftstrafe entweder freispricht, sie mit Geldstrafe belegt oder sie in Strafhaft des offenen oder geschlossenen Vollzuges verlegt.

Quelle: Lange Nacht der Religionen

 

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